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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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den Kindern über die Straße zur Kirche. Hadley hatte mindestens einen Parka in Großvaters Haus, der ihr noch passte, aber bei ihrem letzten Besuch im Winter waren die Kinder ein und vier Jahre alt gewesen. Sie würde ihnen Jacken kaufen müssen. Mützen. Handschuhe. Stiefel. Sie hoffte, dass es in dieser Gegend eine Wohlfahrt gab.
    Im Inneren von St. Alban’s war es nur unwesentlich wärmer als draußen. Während der zehn Jahre, die ihr Großvater hier als Küster arbeitete, war sie selbstverständlich schon hier gewesen. Die Steinsäulen, Holzschnitzereien und reichen Buntglasfenster hatten ihr immer eine Gänsehaut verursacht. Als beträte man das Mittelalter.
    Geneva hob den Kopf von Hadleys Schulter. »Mama, ist das ein Schloss?«
    Hadley lachte. »Nein, Baby, eine Kirche. Komm, Hudson, hier entlang.« Sie ging zu der Tür, die zu den Büroräumen führte.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Hadley unterdrückte einen überraschten Aufschrei. Neben einem Fenster, auf dem Buntglaskinder in alle Ewigkeit vor den Thron Gottes geführt wurden, trat eine Frau aus den steinernen Schatten. Schwarzes Hemd. Schwarzer Rock. Es dauerte einen Moment, ehe Hadley merkte, dass sie keinen Rolli, sondern einen Priesterkragen trug.
    »Ich bin Clare Fergusson.« Sie kam zu ihnen hinüber, so dass Hadley ihr Gesicht erkennen konnte, Wangenknochen, Kinn und Nase, nur Ecken und Kanten. »Ich bin die Pastorin von St. Alban’s.« Sie lächelte herzlich, trotzdem umgab eine abgrundtiefe Traurigkeit sie, die das Lächeln nicht verbergen konnte.
    »Ich weiß«, sagte Hadley. »Ich meine, ich habe von Ihnen gehört. Glenn Hadley ist mein Großvater.«
    Reverend Fergussons Lächeln versuchte, stärker zu werden. »Sie müssen Hadley Knox sein. Mr. Hadley redet schon seit vierzehn Tagen von Ihrem Besuch.« Sie warf einen kurzen Blick zur Kirchentür. »Hm, falls Sie auf der Suche nach ihm sind, ich fürchte, er ist kurz zum Mittagessen verschwunden, und dann wollte er zum Eisenwarenladen. Ich schätze, er ist in einer Stunde zurück.«
    Hadley stöhnte »O nein«, ehe sie sich bremsen konnte.
    Reverend Fergusson sah sie an. Dann die Kinder. »Sie haben eine lange Reise hinter sich.« Es war keine Frage. »Kommen Sie, begleiten Sie mich. Sie können im Sonntagsschulraum auf Ihren Großvater warten. Dort stehen Sessel und ein bequemes Sofa und« – sie lächelte Hudson an – »ein Fernseher mit Videorekorder.«
    »Haben Sie Filme?«, erkundigte sich Hudson, als sie den zu den Pfarrbüros führenden Flur betraten.
    »Ja. Aber ich warne dich, die sind alle religiös. Wir haben Veggie Tales, Der Prinz von Ägypten, Joseph – König der Träume und natürlich die ganzen Star Wars -Filme.«
    »Die Star-Wars -Filme sind nicht religiös«, antwortete Hudson.
    »Nicht?« Reverend Fergusson blieb mit offenem Mund auf dem Treppenabsatz stehen. »Verflixt, wieso hat mir das nie einer gesagt?«
    Das zögernde Lächeln ihres Sohnes tat Hadley gut. Scheidung, die Änderung der Lebensumstände, der Umzug – die vergangenen Monate waren für ihren kleinen Jungen brutal gewesen. Sie folgte ihm die Treppe hinunter in die Krypta, während sie zusah, wie er sich eng an die Pastorin hielt.
    »Als Nächstes behauptest du noch, Power Rangers wären auch nicht religiös.«
    Hudson kicherte. »Sind sie nicht.«
    »Verdammt, da wird jemand Rede und Antwort stehen müssen. Wer hat diese unpassenden Filme bloß gekauft?« Ihre Augen wurden groß, und sie presste die Hand vor den Mund. »Oh-oh.«
    Hudson lachte laut, ahnte den Witz. »Du! Das warst du!«
    Reverend Fergusson sackte in sich zusammen, während sie durch den dämmrigen Flur stapfte. »Ich schäme mich so«, klagte sie. Hudson kicherte wieder. »So, da wären wir.« Sie öffnete eine Tür und schaltete das Licht ein. Der Raum war so gemütlich, wie ein fensterloses, neonbeleuchtetes Zimmer nur sein konnte. Hudson lief los, um das niedrige Bücherregel mit Spielzeug zu untersuchen, und sogar Genny wand sich aus den Armen ihrer Mutter, um die Spielzeugküche in der Ecke genauer zu mustern.
    Reverend Fergusson rollte den Fernsehwagen von der Wand weg und schloss den Fernseher an. »Wir haben hier unten keinen Empfang, deshalb ist der Videorekorder schon angeschlossen«, erklärte sie. »Man schaltet ihn einfach ein und drückt auf Play.« Sie richtete sich auf. Musterte Hadley auf dieselbe Weise wie oben an der Treppe, als könnte sie durch ihre Haut in sie hineinschauen. »Was kann ich für Sie tun?«,
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