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Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Titel: Und Rache sollst du nehmen - Thriller
Autoren: Craig Robertson
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dem die Rothaarige wohnte. Gegen 23.00 Uhr würde er wieder aufbrechen, um etwa eine halbe Stunde später in der ehelichen Wohnung zu sein. Carr war ein Gewohnheitstier.
    Ich folgte ihm in einiger Entfernung, bis ich mir sicher sein konnte, wohin er wollte. Dann drehte ich um, ging nach Hause und wartete.
    Ich fuhr nach Milngavie und legte einen kurzen Zwischenstopp ein, bevor ich meinen Weg fortsetzte, rüber auf die andere Seite des Dorfs. Weil der Halt keine Viertelstunde gedauert hatte, war ich früher dran als geplant. Ich musste volle zehn Minuten weiterfahren, bis ich umdrehen konnte, zurück Richtung Glasgow.
    Meine Augen flitzten zwischen Uhr, Tacho und Straße hin und her. Ich machte mir zunehmend Sorgen, und mein Puls beschleunigte sich. So vieles konnte bereits schiefgegangen sein. Vielleicht hatte er es bemerkt, bevor er losgefahren war. Vielleicht hatte jemand anders angehalten. Vielleicht kam jemand vorbei. Vielleicht war er früher aufgebrochen als sonst, oder auch später.

    In meinem Plan klafften tausend Löcher. Das musste ich in Zukunft vermeiden.
    Dann sah ich ihn plötzlich vor mir am Straßenrand. Den TT. Er hatte es nicht ganz so weit geschafft, wie ich gedacht hatte, aber es reichte. In der Dunkelheit konnte ich den silbernen Audi gerade so erkennen. Carr stand beim Hinterreifen, ein Handy in der Hand. Hoffentlich hatte er es noch nicht benutzt.
    Ich bremste hinter dem TT und stieg aus. Er hatte einen Platten, natürlich. Anscheinend war er über einen Nagel gefahren. So ein Pech, meinte ich.
    Er achtete weder auf mein gefälschtes Nummernschild noch auf die Baseballkappe, die mein Gesicht vor neugierigen Blicken von der Straße schützte. Und von den Ersatzreifen, die ich vor dem Aufbruch auf meinen Wagen aufgezogen hatte, konnte er sowieso nichts ahnen. Schließlich musste ich sichergehen, dass ich kein sichtbares, rückverfolgbares Profil meiner eigenen Reifen hinterließ.
    Selbstverständlich wusste Carr nicht, wie man einen Reifen wechselte. Aber ich wusste es, ich konnte helfen, und dafür war er aufrichtig dankbar. Gerade hatte er Hilfe holen wollen.
    Dort, wo er angehalten hatte, sei die Straße zu eng, sagte ich, aber einen knappen Kilometer weiter gäbe es einen Parkplatz. Dem Reifen oder dem Auto würde die kurze Strecke nicht weiter schaden.
    Er folgte meinem Rat.
    Der Parkplatz lag hinter einer Reihe schlanker Bäume, die ihn von der Hauptstraße abschirmten. Perfekt.

    Ich erklärte, dass ich noch schnell den Wagenheber aus dem Kofferraum holen müsste. Er könnte unterdessen einen Blick auf den Reifen werfen, damit er in etwa wüsste, wie man ihn abmontierte. Nur für den Fall, dass ihm so etwas nochmal passierte.
    Sein Gesichtsausdruck sprach eine deutliche Sprache. Carr hatte nicht die Absicht, jemals einen Reifen zu wechseln. Bevor er sich dazu herabließ, würde er sich einen neuen Wagen zulegen. Aber wenn es mir so sehr am Herzen lag, würde er sich gerne kurz bücken und Interesse an den Schrauben heucheln.
    So stand er da, als ich den Kofferraum schloss und zum Audi ging. So stand er da, als ich den Wagenheber schwang und auf seinen Hinterkopf schmetterte.
    Von dem Aufprall zitterten meine Arme, was mich etwas überraschte. Ich holte zum zweiten Schlag aus, aber den brauchte es gar nicht mehr.
    Mit einem lauten Knall krachte sein Gesicht in den Kotflügel, und als er geräuschlos nach hinten kippte, sah ich, dass sein Kopf vorne fast genauso blutig war wie hinten. Er sank bewusstlos zu Boden.
    Ich holte das Isolierband aus der Tasche, fesselte ihm damit die Handgelenke und verklebte ihm sorgfältig den Mund. Dann zog ich den Sekundenkleber hervor und betupfte die Innenseiten seiner Nasenlöcher.
    Als ich sicher war, dass es reichen würde, nahm ich seine Nase zwischen die Finger und presste sie zusammen. Ein paar Tropfen Kleber sickerten auf meine Latexhandschuhe, aber der Rest hatte die Nasenlöcher bald luftdicht verschlossen.

    Carr regte sich. Eventuell war der erste Schlag abgeklungen, aber noch wahrscheinlicher hatte die plötzliche Atemnot seinen inneren Alarm ausgelöst.
    Er schaute sich verwirrt um. Dann schnappte er nach Luft, doch es kam keine. Sein Kopf rollte hin und her, seine Kiefer mahlten, um das Klebeband abzustreifen, seine Augen flehten mich an. Ich sah, wie sich seine Brust hob, wie sich seine Lungen auf der Suche nach Sauerstoff gegen den Brustkorb warfen. Er blickte zu mir hinauf. Ich blickte auf ihn hinab. Ich blickte ihm in die Augen.
    Jetzt war
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