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Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Titel: Und Rache sollst du nehmen - Thriller
Autoren: Craig Robertson
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unbeliebtesten Gebäude Glasgows. Zweiundzwanzig Rolltreppen. Knapp zweiundsechzig Meter rauf und zweihundertdrei Fuß runter.
    Wenn man sich ein bisschen Zeit nahm, war die Aussicht von der Plattform ganz oben wirklich atemberaubend. Ein Stück östlich und etwas weiter unten lag die Royal Concert Hall, so nah, dass man die Distanz fast im Sprung schaffen könnte, wenn man es sich denn in den Kopf gesetzt hätte. Allerdings müsste das schon ein ziemlich durchgeknallter Kopf sein.
    Nördlich und östlich, auf der anderen Seite der Kreuzung, erhob sich das Park Inn. Modern, rot geziegelt und potthässlich.
    Noch weiter östlich erstreckte sich das Buchanan-Busterminal. Aus der ganzen Stadt, aus dem ganzen Land strömten die Leute herein und heraus. Wuselnde, huschende Menschlein.
    Weiter nördlich ging es vorbei am Herald, wo früher die STV—Studios waren, vorbei am Passamt und an der Sunday Post, immer weiter bis zum Hügel mit der Tennent’s Brewery, die pausenlos Rauch und Bier ausspuckte. Und Dämpfe, die einen Säufer wochenlang bei Laune halten konnten.

    Hinter dem Kino und westlich davon wälzte sich die Sauchiehall Street entlang. Ich stand über dem einen Ende, wo sie in die halbkreisförmige Fußgängerzone vor der Konzerthalle mündete. Das andere Ende lag über einen Kilometer entfernt. Auf halbem Weg war mir damals Thomas Tierney vor die Füße gelaufen und hatte sich in eine Nummer verwandelt.
    Auf der West Nile Street, Renfield Street, Buchanan Street und Hope Street segelten die Leute gen Süden. Alle vier strömten sie wie Seitenarme eines Flusses auf den Clyde zu und rissen unterwegs das menschliche Treibgut mit. Eine unaufhaltsame, rohe Naturgewalt.
    Südlich des Kinos begann das eigentliche Stadtzentrum. Ein enges Gitternetz, in Reih und Glied angeordnet, exakte Linien, die nur selten von einer Kurve oder einer Lücke durchbrochen wurden. Bürogebäude und Geschäfte, Parkverbotszonen und Einbahnstraßen. Ein Ameisenbau aus Handel und Industrie.
    Zu meiner Linken stieß die Queen Street Station ins Horn, damit sie auch ja nicht übersehen wurde. Aus dem Süden konnte man gerade so die gebrüllte Antwort der Central Station erahnen.
    Wie klein Glasgow von hier oben doch war. Wie unbedeutend. Aber so viele Menschen. Tausende Ameisen, die auf der Suche nach der nächsten Enttäuschung im Kreis liefen.
    Wer es wagte, den Blick zu heben, konnte so weit schauen, wie es die aktuelle Wetterlage eben zuließ. Im Norden bis zu den Campsies, im Süden bis nach East Kilbridge, im Westen bis zum Flughafen von Paisley, im
Osten bis Coatbridge. Und darüber, über den Dächern der Häuser, hingen Himmel und Hölle.
    Im Osten vorbei am Celtic Park und weiter bis in die Wildnis von Shettleston und Baillieston, wo Tierney in einer Blutlache verendet war. Es lag alles vor mir.
    Nordöstlich bis Maryhill, wo Raedale hinter der Tesco-Kasse in ihren eigenen Säften ersoffen war und Billy Hutchison einen verhängnisvollen Lichtschalter umgelegt hatte.
    Im Westen über den Fluss bis nach Inchinnan, wo Brian Sinclair an der Cutter-Schlagzeile erstickt war. Obwohl er nichts verbrochen hatte, außer glücklich verheiratet zu sein.
    Exakt nördlich bis zum Port Dundas Business Park, wo sich Wallace Ogilvie mindestens sieben Jahre zu spät zu Tode gefroren hatte. Und noch ein gutes Stück weiter nördlich bis Milngavie, wo Jonathan Carr an Kleber und Atemnot verreckt war.
    Die Stadt des Todes. Die Teufelsstadt, die Engelsstadt. Sie war unter mir ausgebreitet wie eine Leiche auf dem Obduktionstisch, aschfahl und abstoßend.
    Vom höchsten Kino der Welt aus hatte man einen guten Überblick.
    Dort oben war es ziemlich windig. Gar nicht ungefährlich. Wenn man sich so im Kreis drehte und in die Tiefe und Ferne spähte, konnte einem schon schwindlig werden. Da hätten sie den Notausgang im dreizehnten Stock, der zur Wartungstreppe führte, wirklich besser sichern müssen. So konnte ja jeder hier hoch. Es würde noch ein paar Minuten dauern, bis man den Alarm bemerkte
und die ersten Angestellten aufs Dach kletterten. Und selbst wenn sie genau gewusst hätten, wo und wonach sie suchen mussten, konnten sie es nie im Leben rechtzeitig schaffen. Sie konnten nicht verhindern, was gleich geschehen würde.
    Ein letzter Tod. So und nicht anders musste es kommen. Mit Zufall hatte das nichts mehr zu tun. Eher schon mit einer erdrückenden Gewissheit.
    Ich glaube, eigentlich hatte ich es bereits gewusst, als Detective Sergeant Rachel
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