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Und plötzlich warst du wieder da

Und plötzlich warst du wieder da

Titel: Und plötzlich warst du wieder da
Autoren: EMILIE ROSE
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aber auch Lucas’ andere Firmen sollten ihren Sitz in Miami haben. Dadurch musste er nicht so viel unterwegs sein und konnte sein wiedergefundenes Glück mit Nadia genießen.
    „Willst du es gleich lesen oder lieber erst zu Hause?“, fragte er.
    „Ich finde es ganz gut, es hier zu lesen. Hier spürt man Daddys Anwesenheit noch.“
    „Einverstanden.“ Er reichte ihr den Umschlag, behielt zu ihrer Überraschung aber einen zweiten in der Hand.
    „Zwei Briefe?“, fragte Nadia erstaunt.
    Lucas sah sie bedeutungsvoll an. „Einer ist für mich.“
    „Das ist ja merkwürdig. Dann bist du der Einzige außer uns Geschwistern, dem er noch geschrieben hat.“
    „Wer zuerst?“ „Ich. Ich bin wahnsinnig gespannt.“
    Sie gingen zu der Sitzecke ihres Büros, ihrer „kleinen Oase“, wie Nadia sie nannte. Denn um die Sessel, den niedrigen Tisch und die große Couch herum hatte Lucas eigenhändig einen kleinen Garten aus wundervollen Orchideen, Gardenien und tropischen Grünpflanzen angelegt, bevor Nadia ihr Büro wieder bezogen hatte.
    Nadia zog sich die Schuhe aus und machte es sich auf der Couch bequem. Lucas nahm neben ihr Platz. Liebevoll legte er ihr den Arm um die Schultern und zog Nadia fest an sich.
    Ihr zitterten leicht die Hände, als sie den Umschlag öffnete und die Blätter auseinanderfaltete. Sie atmete tief durch und legte sich den Brief auf den Schoß, sodass Lucas mitlesen konnte.
    Nadia,
wenn Du diese Zeilen liest, hast Du das „Probejahr“, dem Dich Dein alter Herr unterworfen hat, mit Erfolg hinter Dich gebracht. Vermutlich befinde ich mich dort, wohin Du mich schon zu Lebzeiten ungezählte Male gewünscht hast. Aber mach Dir keine Sorgen. Ich will nicht bestreiten, dass ich das verdient habe. Gut möglich, dass ich Dich wirklich zu kurzgehalten habe.
Zwei Dinge möchte ich allerdings zu meiner Entlastung anführen. Erstens: Deine Mutter, meine über alles geliebte Mary Elizabeth, hat mir das Versprechen abgenommen, mich immer um ihren kleinen Engel zu kümmern und für ihn, für Dich also, zu sorgen. Ich glaube, dass sie da schon wusste, dass sie selbst dazu bald nicht mehr imstande sein würde. Die Dämonen, die sie beherrschten, waren stärker als sie. Leider waren sie auch stärker als ich, denn auch ich habe es nicht vermocht, sie zu bannen. Aber, glaube mir, Nadia, sie hat Dich sehr geliebt.
Zweitens: Kein Mensch hat mich fortwährend und so lebendig an Deine Mutter erinnert wie Du. Dein Lachen, Dein Lächeln, Deine mitunter überschäumende Lebensfreude, auch Deine musische Begabung, all das hattest Du von ihr. Glücklicherweise bist Du psychisch stärker, als sie es gewesen ist. Den Verlust Deiner Mutter habe ich nur schwer verkraftet, und gewiss hätte ich es nicht überlebt, Dich auch noch zu verlieren. Dass es fast doch dazu gekommen wäre, war meine eigene, unverzeihliche Schuld. Ich glaube, indem ich versucht habe, Dich vor allen Übeln dieses Lebens zu bewahren, habe ich Dich auch seiner schönen Seiten beraubt. Es ist schrecklich zu denken, dass es niemals zu diesem entsetzlichen Unglück gekommen wäre, hättest Du eine Hochzeit bekommen, auf der Deine Mutter bestanden hätte – mit einer Hochzeitskutsche und allem, was dazugehört. Dann wäre jetzt auch mein erster Enkelsohn noch am Leben. Diese Schuld hat mich jeden Tag meines Lebens begleitet.
Und dass ich Dich von Stone getrennt habe, hat alles nur noch schlimmer gemacht. Ich muss zugeben, ich habe mich in ihm getäuscht. Du kannst ermessen, was es bedeutet, wenn ich das sage, denn Du weißt, wie schwer es mir fällt, einen Fehler zuzugeben. Ich hätte mich nicht einmischen dürfen. Er liebte Dich, und ich hatte nicht das Recht, ihn Dir wegzunehmen. Die Art und Weise, wie ich ihn behandelt habe, als er buchstäblich am Boden war, bereue ich zutiefst.
Dich nach Dallas zu schicken, wo Du auf ihn treffen musstest, ist so etwas wie der allerletzte Strohhalm, an den ich mich jetzt noch klammere. Es ist ein Jammer, dass ich nicht erleben werde, wie die Geschichte ausgeht.
Wenigstens hoffe ich, dass dieses Jahr Dir geholfen hat, Deine eigene Stärke zu erkennen. Denn Du bist ein großartiger Kämpfer, mein Kind. Von allen Kincaids kommst Du mir am nächsten. Deshalb war es auch so schmerzhaft zu sehen, wie sehr Du nach dem Unfall gelitten hast. Und ich hätte gern mehr für Dich getan.
Sollte Dich dieser Brief an der Seite von Stone erreichen, wünsche ich Euch beiden Jahre voller Glück und Freude. Wenn es gelungen ist, Euch wieder
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