Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und plötzlich warst du wieder da

Und plötzlich warst du wieder da

Titel: Und plötzlich warst du wieder da
Autoren: EMILIE ROSE
Vom Netzwerk:
du denn darauf?“ Abwehrend verschränkte sie die Arme vor der Brust.
    „Vertrau mir einfach“, erwiderte er. „Ich will nur mit dir reden.“
    Nadia sah in seine blauen Augen. Sie musste verrückt geworden sein, dass sie ihn nicht schon längst stehen gelassen und das Weite gesucht hatte. Oder sollte sie sich dazu beglückwünschen, weil sie nicht mehr weglief, sondern sich tapfer der Konfrontation stellte? Na schön, sagte sie sich, dieses eine Mal. Ich werde es überleben.
    „Von mir aus. Wo steht dein Wagen?“
    Er wollte ihren Ellenbogen nehmen, aber sie wich ihm aus. Lucas zuckte die Schultern. „Komm mit.“
    Gelassen ging er wieder auf das Bibliotheksgebäude zu. Nadia folgte ihm verwirrt ein paar Schritte, dann blieb sie stehen. „Lucas, wo willst du hin? Ich habe keine Zeit herumzutrödeln. Fahren wir nun, oder fahren wir nicht?“
    „Wir fliegen. Der Hubschrauber wartet oben auf dem Dach.“
    „Du bist mit dem Hubschrauber gekommen?“
    „Direkt vom Meeting. Der Rückflug aus Miami hatte Verspätung, deshalb musste ich mich etwas beeilen.“
    „Und wie bist du an die Genehmigung gekommen, hier auf dem Dach zu landen?“
    „Ich habe eine kleine Spende für die Bücherei springen lassen.“
    Sie fuhren im Fahrstuhl ins oberste Stockwerk. Dort angekommen, mussten sie noch eine Treppe zu Fuß gehen. Dann stieß Lucas oben eine Tür auf, die aufs Dach führte. Nadia sah ein paar Meter entfernt den blau-weißen Hubschrauber stehen. „Das war wohl so eine Spende wie die, die mir den Posten im Komitee verschafft hat, wie?“
    Er wirkte überrascht.
    „Glaubst du etwa, mir wäre das nicht aufgefallen, als ich unsere Einnahmen durchgesehen habe? Es ist so typisch für dich. Du regelst alles mit dem Scheckbuch – genau wie mein Vater. Der Zweck heiligt die Mittel, nicht wahr? Das war auch so einer von seinen Wahlsprüchen.“
    Abrupt blieb er stehen. „Vielleicht hast du sogar recht“, meinte er nach kurzem Überlegen. „Ich war die letzten Jahre nur darauf fixiert, ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen und ihn genauso zu demütigen, wie er mich gedemütigt hatte. Gut möglich, dass ich ihm dabei wirklich immer ähnlicher geworden bin. Aber das hat sich jetzt erledigt.“
    Nadia verdrehte die Augen. „Oh, es ist ja so demütigend, mal eben zwei Millionen Dollar abzukassieren.“
    „Er hat mich schließlich so weit gehabt, dass ich zu Kreuze kriechen musste, verdammt noch mal.“ Beschämt wandte Lucas den Blick ab. „Dein Vater hat nichts ausgelassen, um mir klarzumachen, dass er mich in der Hand hatte. In allen Farben hat er mir ausgemalt, was für eine Belastung ich für dich und für meine Familie wäre. Am Ende hat er damit gedroht, mir wegen des Unfalls ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung anzuhängen. Selbst wenn ich nicht im Gefängnis gelandet wäre, hätten uns die Kosten eines solchen Prozesses vollends aufgefressen. Irgendwann hatte er mich so weich, und ich habe geradezu darum gebettelt, dass er mir hilft.“
    Das klang in Nadias Ohren glaubwürdiger als seine vorherigen Schilderungen. Aber war das ein Grund, nach Everett Kincaids Tod auch noch an der Familie Rache zu nehmen? „Ich will jetzt nach Hause“, erklärte Nadia drängend.
    Minuten später hatten sie sich über die Dächer von Dallas erhoben. Die Passagierkabine des Hubschraubers war komfortabel und schallisoliert. Selten hatte Nadia einen so bequemen Flug erlebt. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Lucas etwas aus der Hosentasche holte, tat aber so, als achtete sie nicht darauf. Dann hörte sie das Klimpern von Schlüsseln. Als sie aufsah, hielt er ihr ein Paar Autoschlüssel vor die Nase.
    „Was hat das zu bedeuten?“, fragte sie.
    „Ein Geschenk. Und eine Belohnung dafür, dass du deine Führerscheinprüfung bestanden hast. Glückwunsch.“
    Sie versuchte, die Schlüssel, die von seinem Zeigefinger herabbaumelten, zu ignorieren. „Woher weißt du das?“
    „Ich habe nun einmal einAuge auf dich. Aber Respekt! Ich weiß, dass das für dich nicht einfach war. Ich bin stolz auf dich.“
    Nadia fühlte sich zunehmend unwohl. Sie wusste nicht genau, was sie von Lucas’ Benehmen halten sollte. „Hör auf, Süßholz zu raspeln“, entgegnete sie abwehrend, während sie merkte, wie ihr Herz höher schlug.
    „Das ist kein Süßholz.“
    Das Motorengeräusch veränderte sich, und Nadia nahm die Gelegenheit wahr, den Blick von Lucas abzuwenden und aus dem Fenster zu schauen. Wie gern hätte sie geglaubt, dass er es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher