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Und kein Ende (German Edition)

Und kein Ende (German Edition)

Titel: Und kein Ende (German Edition)
Autoren: Leo Permann
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ihre Mutter an sie gewandt.
    „Los, wir setzen uns ins Auto. Die Nachbarn schauen immer so neugierig“ sagte sie.
    Da saßen wir nun drei Stunden im Auto und wir erzählten uns. Was wir arbeiteten und warum. Aus der Schulzeit. Alles mögliche. Für weitere vier Stunden hielt ich dann ganz fest ihre Hand. Um vier schlich sie sich ins Haus.
    „Mein Vater steht bald auf. Er muss zur Frühschicht“

 
    Am Samstag darauf holte ich sie zum Tanzen ab.
    „Können wir Roswitha noch mitnehmen. Sie wohnt ein paar Straßen weiter. Sie ist meine Freundin“
    „Leider spielen heute die Remakes nicht“ sagte Roswitha.
    Wir fuhren erst nach Gerbersau. Aber Roswitha gefiel die Musik nicht so gut und deshalb ging’s nach zwei Stunden weiter zur nächsten Turnhalle in der eine andere Band spielte. Dort gefielen Roswitha die Leute nicht und außerdem hoffte sie ihren Schwarm zu treffen. Also fuhr ich Ziel Nummer drei an. Schon bald fuhren wir wieder nach Hause. Wir lieferten erst Roswitha ab und dann saßen wir wieder im Auto. Ich gab ihr zaghaft den ersten Kuss. Wir hielten Händchen und erzählten. Es war so gegen vier als sie ins Haus verschwand.

 
    „Hast Du morgen Abend Zeit.“
    „Nein, ich muss zu Hause meiner Mutter helfen“ sagte sie am Telefon.
    „Weist Du was, ich komme einfach in Mittagspause bei Dir vorbei und fahre Dich zur Arbeit“
    Ich legte die Tour des Außendienstes so, dass ich gegen halb eins bei ihr war und sie mitnehmen konnte.
    Sie hatte eine halbtags Stelle bei der Stadt als Kinderpflegerin.
    „Das ist ja gut, da kann man morgens viel erledigen“ sagte ich.
    „Ach, ich schlafe bis elf. Meine Mutter macht mir dann Frühstück und dann muss ich auch schon los.“
    Die muss es gut haben, dachte ich so bei mir.

 
    Ich besuchte sie sooft ich konnte. Immer hatte ich den nächsten Termin vereinbart.
    „Willst Du auch einmal bei mir vorbeikommen? Ich wohne in Volkersau“
    „Ach da muss ich ja mit dem Bus fahren und umsteigen. Du hast doch das Auto deines Vaters. Das ist doch viel bequemer.“
    Das mit dem Auto leuchtete mir ein.

 
    „Heute Abend habe ich keine Zeit“
    Ich war zwar etwas traurig, aber man konnte ja nicht immer was unternehmen.

 
    Die Sache mit der Antenne haute nicht so hin wie wir uns das vorgestellt hatten. Das dritte Programm kam nur schlecht rein und so mussten wir ziemlich lange basteln bis wir das Problem im Griff hatten. Es war halb acht, als ich bei Radio Pranger endlich Feierabend machen konnte. Ich ging die Fußgängerzone entlang nach Haus. In diesem Moment sah ich sie und Roswitha mir entgegen kommen. Ich hatte sie sofort gesehen. Ich wollte gerade die Hand heben und winken. Da fingen beide an schnell zu Laufen und verschwanden im Eingang der Diskothek Wave.

 
    „Schade, dass Du mich gestern nicht gesehen hast“
    „Warum?“
    „Ich dachte ihr wolltet von mir davon laufen“
    „Wieso? Wir rennen halt gerne. Das ist doch gesund“

 

Warum ich mich damals immer mehr in diese Sache hineinsteigerte ist für mich heute kaum noch nachzuvollziehen. Am Ende ist man immer schlauer. Heute, nach zwanzig Jahren gescheiterter Ehe und vollzogener Scheidung, sitze ich hier und versuche meine Erlebnisse aufzuarbeiten indem ich sie niederschreibe. Meine fast achtzehnjährige Tochter ist gerade zur Arbeit gegangen. Sie ist nach der Scheidung bei mir geblieben. Morgen habe ich einen Termin beim Anwalt wegen einer Klage auf nachehelichen Unterhalt.

 
    Was ich ganz sicher weiß ist, dass das Bewusstsein einen Menschen an seiner Seite zu haben, dass Gefühl nicht mehr allein auf dieser Welt zu sein und damit auch ein reales Ziel vor Augen zu haben in mir Energien freisetzten die ich bis dahin nur geahnt hatte. In kürzester Zeit wurde ich zum Klassenbesten in der Berufsschule. In der Ausbildung waren alle sehr zufrieden und entsprechend auch die Leistungen in den einzelnen Prüfungen. So als liege mir die ganze Welt auf einmal zu Füßen und die sonst verborgenen Schätze lagen auf einmal vor mir.

 
    Vielleicht ist es ein archaisches Gefühl, dass einen Menschen so unvermittelt befällt und ihn urplötzlich veranlasst seine bisherigen Bahnen zu verlassen um loszuziehen, einem neuen Partner blind zu vertrauen, ein Nest zu bauen und Kinder mit ihm großzuziehen. Bei mir war es einfach nur die Angst einen der wenigen Menschen die man aus irgendeinem Grund mochte einfach mir nichts dir nichts wieder zu verlieren.   

 
    Meine Jugend war nicht schön. Zwar ist
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