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Und kein Ende (German Edition)

Und kein Ende (German Edition)

Titel: Und kein Ende (German Edition)
Autoren: Leo Permann
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Schläuche, das ist doch alles echt, oder?“
    In meinem Bauch rumorte es immer heftiger. Ich betätigte die Klingel.
    „Ja?“
    „Ich muss auf Toilette.“
    Die Schwester schaute mich unwirsch an und kam einen Augenblick später mit der Bettpfanne wieder.
    „Nein, nein. sie dürfen nicht aufstehen. Bleiben sie liegen.“
    Mir wurde das Ding unter den Hintern geschoben. Ich hatte fürchterlich Durchfall. Der Fetzen Papier reichte bei weitem nicht aus. Ich ekelte mich vor mir selbst.

 
    Über die Pfingstfeiertage war ich sechs Tage im Krankenhaus. Am fünften Tag war einmal mein Vater mit ihr zu Besuch. Sie blieb nicht lange. Die Schwestern schienen sich schon lustig zu machen, wenn ich nachfragte ob meine Frau sich gemeldet hatte. Um zu telefonieren musste ich drei Stockwerke höher ins Erdgeschoss an den Münzfernsprecher. Dorthin konnte ich aber erst am dritten Tag, als ich den mobilen Tropf hatte. Zweimal am Tag rief ich Zuhause an.
    „Hallo, wie geht es euch denn so Daheim?“
    Am Pfingstmontag kam mein Kollege Klaus-Dieter zu besuch. Er war fast drei Stunden bei mir.
    „Ich Geschäft haben alle betroffen reagiert. Ich habe auch ziemlich deutliche Worte gesprochen zu der Tatsache, dass die meiste Arbeit und Verantwortung nur noch auf ganz wenigen Schultern lastet. Ich soll dir schöne Grüße von allen ausrichten.“ Er überreichte mir eine Karte mit allen Unterschriften. Es war schön mit jemandem zu sprechen. Klaus-Dieter war der einzige Besuch den ich überhaupt hatte, abgesehen von der Stippvisite von ihr in Begleitung meines Vaters am fünften Tag. Aber mich belasteten Klaus-Dieters Ausführungen über die Firma. Ich fühlte wie sich in mir alles zusammenkrampfte und ich war froh als er dann schließlich ging. Ansonsten fühlte ich mich wohl in der Geborgenheit die der Klinkbetrieb vermitteln zu schien. Ich bekam dreimal am Tag Essen. Und ab und zu ein nettes Wort von den Schwestern.

 
    Als ich wieder nach Hause kam war über der Tür ein handgemaltes Din A 3 Blatt mit der Aufschrift „Herzlich Willkommen“ angebracht. Mein Wagen stand seit 6 Tagen im Halteverbot, obwohl die Schlüssel am Board gehangen hatten. Im Wageninnern lag ein Zettel. „Wagen kann nicht weggefahren werden. Fahrer befindet sich im Krankenhaus.“ Die Handschrift auf dem Zettel stammte von meinem Vater. Den Polizisten schien das alles nicht gestört zu haben. Der Strafzettel belief sich mittlerweile auf fünfzig Mark.

 
    „Ich rate Ihnen dringend eine Kur zu nehmen“
    „Aber wie soll ich das machen? Die Geschäfte in der Firma laufen im Moment nicht gut und die Lage am Arbeitsmarkt ist auch nicht rosig.“
    „Sie müssen sich überlegen was Ihnen wichtiger ist, ihr Beruf oder ihre Gesundheit? Ich kann auch gar nicht verstehen, dass man sich wegen eines Jobs so fertig machen kann. Es ist ungewöhnlich, dass so starke psychosomatische Störungen ihre Ursache aus dem Arbeitsumfeld herrühren. Haben sie Probleme in der Partnerschaft?“
    „Nein“
    „Egal was die Ursache ist. Versuche sie ihre Probleme zu lösen und vor allen Dingen schalten sie erst einmal eine Weile ab sonst werden sie das eines Tages bitter bereuen.“
    „Ich werde einen Kurs ‚Autogenes Training’ mitmachen“
    „Wenn sie meinen, dass das ausreicht. Na ja, es ist besser als gar nichts. Aber denken sie an meine Worte“

 
    Es fiel mir schwer die Arbeit in der Firma aufzunehmen. Artikulieren konnte ich mich fast überhaupt nicht. Jede kleinste Stresssituation ließ meine Stimme versagen und ich begann innerlich zu zittern. Meine Hände waren eiskalt. Am liebsten arbeitete ich alleine vor mich hin. Nach acht Stunden schaltete ich den Computer ab, egal was gerade an Problemen anlag. Wie lange ich so meinen Job behalten würde wusste ich nicht. Ich hatte Angst.

 
    „Wir müssen schauen ob wir unseren Geldverbrauch minimieren können. Wenn ich arbeitslos werde haben wir nur noch einen Bruchteil von unserem jetzigen Einkommen.“
    „Dreihundert Mark Taschengeld sollten genug sein. Ich muss schauen, dass das Haushaltsgeld immer ausreicht. Den Rest können wir ja auf die hohe Kante legen“. Sie schien den Ernst der Situation erfasst zu haben und mit an einem Strang ziehen zu wollen. Glaubte ich auf jeden Fall. Sie aber begann ab diesem Zeitpunkt ihre Klamotten per Kontoeinzug aus dem Katalog zu kaufen, denn das belastete nicht ihre dreihundert Mark Taschengeld.

 
    Ich brauchte fast zwei Jahre bis die psychosomatischen Symptome mich nicht
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