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Und immer wieder Liebe Roman

Titel: Und immer wieder Liebe Roman
Autoren: Paola Calvetti
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Emma. Irgendwann denkt jeder, dass er die Jahre anhalten kann, wenn er nur sein Leben ändert. Man nennt das den zweiten Frühling. Warum machst du nicht mit Gabriella eine schöne Reise?«
    »Klar, und dann lass ich mich liften und das Fett an den Schenkeln absaugen. Albi, ich bin es satt, in der Welt herumzukurven. Ich möchte endlich sesshaft werden. Alles, was ich von dir möchte, ist, dass du mir die Grundregeln des Unternehmertums beibringst. Tu mir doch diesen winzig kleinen Gefallen.«
    »Die Konkurrenz ist gnadenlos, Emma. Du bekommst es mit den Buchhandelsketten zu tun, die fünfzehn, zwanzig, dreißig Prozent Rabatt auf den empfohlenen Ladenpreis geben. Und denk an den Internethandel: Man geht ins Internet, sucht sich dort ein Buch aus, klickt auf BESTELLEN, und zwei Tage später kommt die Ware per Post direkt nach Hause. Du bringst dich in gigantische Schwierigkeiten.«
    »Du siehst immer nur die negativen Seiten! Ich will doch eine Fachbuchhandlung eröffnen, keine stinknormale Buchhandlung.«
    »Heutzutage bekommt man überall Bücher in Originalsprache.«
    »An so etwas hatte ich ja auch gar nicht gedacht. Es gibt bislang noch keine Fachbuchhandlung, die auf Liebe spezialisiert ist.«
    »Aber ich bitte dich! Das soll wohl ein Scherz sein. Hast du auch schon beschlossen, die Wände bonbonrosa zu streichen? Liebesromane – das ist doch keine Literatur, Emma. Die Läden quellen über vor Liebesschmonzetten.«

    »Das wird die absolute Neuheit sein. Nicht einmal in London oder Paris...«
    »Genau. Frag dich doch mal, warum das so ist. Die Liebe ist ein absolut unkontrollierbares Gefühl, das zu wechselhaft ist, um sich positiv in der Bilanz niederzuschlagen. Das ist wie mit Boccia, Schach und Pferden – alles Nischen für Spezialisten, lauter überkandideltes Zeug.«
    »Alberto, die Literaturgeschichte, die gesamte Literaturgeschichte, ist ein unaufhaltsamer Fluss der Liebe. Sie ist keine aussterbende Art wie Pandas, Zwergrobben oder Hühner. Die gehören tatsächlich ins Museum und in ›National-Geographic‹-Reportagen.«
    »Jedes Kind weiß, was ein Huhn ist, also gehört es wohl kaum zu den aussterbenden Arten.«
    »Geh mal in Mailand in eine Grundschule und bitte die Kinder, ein Huhn zu zeichnen. Fünf von zehn Schülern wären nicht dazu in der Lage, und weißt du, warum? Weil sie noch nie mit eigenen Augen ein lebendes Huhn gesehen haben.«
    »Lenk nicht ab. Hast du dir einmal überlegt, dass es vollkommen unwirtschaftlich ist, Romane zu verkaufen? Und eine Buchhandlung mit dem Schwerpunkt Liebe zu eröffnen, ist der sichere Weg ins Fiasko, da musst du jetzt gar nicht beleidigt sein.«
    »Alberto, glaub mir, die Wirklichkeit kann es mit der lasterhaften Liebenswürdigkeit eines Grafen Wronski nicht aufnehmen. Und erst recht nicht mit der herrlichen Alabasterhaut von Prinz Andrej. In Wirklichkeit kann niemand wie die Marquise de Merteuil intrigieren oder wie der Schurke Heathcliff dein Leben auf den Kopf stellen«, erwiderte ich in kleinlautem Stolz. Es war, als würden zwei Taube miteinander reden.
    Mein Wirtschaftsexperte hatte nicht die leiseste Ahnung, wer Heathcliff war.

    »Streng dein Gehirn an, zähl bis zehn, bevor du antwortest, und erklär mir, warum um alles in der Welt ein Kunde ein Buch ausgerechnet bei dir erwerben sollte und nicht in einer dieser Riesenbuchhandlungen im Einkaufszentrum.«
    Ich nippte an meinem Mineralwasser, ließ mir Zeit und schenkte ihm Trebbiano nach. Als überzeugte Abstinenzlerin ist mir die Macht des Alkohols fremd, und daher vertraute ich ihr blind.
    »Versuch mal, in der Filiale einer Buchhandelskette an einen anonymen Verkäufer mit dem vielsagenden ICH HEISSE MARCO F. am Revers heranzutreten und zu erklären: ›Entschuldigung, ich habe mich mit meiner Verlobten gestritten. Könnten Sie mir ein Buch empfehlen, das uns bei der Versöhnung hilft?‹ Marco F. würde auf den Bildschirm starren, würde die Dreierkombi Verlobte + Streit + Versöhnung eintippen und darauf warten, dass die Kiste eine Liste mit Buchtiteln ausspuckt. Oder er würde, ohne dich auch nur anzuschauen, mit dem Finger in Richtung der Sachbücher zeigen: ›Die stehen hinten links‹. Sachbücher, verstehst du? Buchhandelsketten sind Orte, die man gänzlich meiden sollte. Nicht-Orte, würde Marc Auge sie nennen. Meine Buchhandlung soll ein Jetzt-erst-recht-Ort sein. Bei mir werden Personen verkehren, keine Kunden oder Konsumenten, wie ihr Wirtschaftsleute das nennt, und sie werden
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