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... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)

... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)

Titel: ... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)
Autoren: Geoffrey Ball
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Quietschen, Kreischen – ich hörte nichts. Man zeigte mir, wie ich das kleinere Teil in meinen Gehörgang und das größere hinter mein Ohr stecken musste und wie ich mit einem kleinen Rad die Lautstärke regeln konnte.
    Ich mochte das nicht, also testete der Mann das Gerät noch einmal, studierte die Ausdrucke und erklärte dann: „Es ist in Ordnung. Du musst dich einfach daran gewöhnen.“
    „Aber es tut weh und klingt schrecklich!“, protestierte ich.
    „Das braucht einfach einige Zeit“, wiederholte er.
    Ich setzte das Gerät ein, ging hinaus und wurde vom Verkehrslärm auf der First Street fast umgeworfen. Es war unglaublich laut. Alles war viel zu laut. Ich kam mir wie ein Marsmensch vor. Meine Mutter holte die Autoschlüssel heraus, und das Klimpern war wie Hämmern auf meinen Kopf.
    „Ich hasse das“, sagte ich ihr.
    „Du wirst dich mit der Zeit daran gewöhnen, haben sie doch gesagt, du musst es halt versuchen.“
    Es war mir von Anfang an klar, dass das keine Lösung für mich war.
    „Können die Ärzte meine Ohren nicht operieren?“, fragte ich Mom.
    „Nein, dein Ohrenleiden kann durch eine Operation nicht verbessert werden. Zumindest haben das die Ärzte gesagt.“
    „Gar nicht?“
    „Nein“, antwortete sie.
    Der einzige Vorteil des Hörgeräts war, dass ich Montagvormittag die Schule schwänzen konnte, um zur Anpassung zu gehen. Das Schlimmste aber war, dass die Lehrerin der ganzen Klasse erzählt hatte, wo ich war und was passierte. Auf diese Weise erfuhr die gesamte Schule von meinem Hörverlust und dem Hörgerät, mit dem ich am Nachmittag auftauchen würde. Das war absolut keine tolle Idee.
    Als ich daher am Nachmittag zurückkam und mich nur möglichst unauffällig auf meinen Platz setzen wollte, kam jedes einzelne Kind der Klasse zu mir:
    „Lass mich das anschauen! Ich will es sehen!“
    Ich empörte mich gegenüber der Lehrerin: „Sie haben es ihnen gesagt! Sie haben es jedem gesagt!“, und als sie mich anschaute, wusste ich, dass dem so war. Die ganze Klasse schwirrte um mich herum. Ein Kind versuchte das Gerät herunterzunehmen, andere drehten an dem Lautstärkeregler, den ich mindestens eine Woche überhaupt nicht anrühren sollte, bis ich mich daran gewöhnt hätte.
    Ich war am Boden zerstört. Zum ersten Mal hörte ich den Spottgesang: „Tauber Geoff! Geoff ist taub! Geoff kann nichts hören, weil er taub ist.“ Es war ein schrecklicher Tag, wirklich schrecklich. Ich wollte auswandern.
    Die Minuten zogen sich wie Stunden, und als die Schule endlich vorbei war, rannte ich, der jüngste Mutant der Serra-Schule in Sunnyvale, den ganzen Weg nach Hause, jagte in mein Zimmer, sperrte die Tür zu, um mich in meinen Kissen zu vergraben, in der festen Absicht, nie wieder herauszukommen. Aber als ich den Kopf niederlegte, begann mein Hörgerät wie ein Banshee zu kreischen und ich konnte es weder abdrehen noch herunternehmen. So saß ich auf meinem Bett, überzeugt, dass mein Leben zu Ende war, dass mein Hörgerät niemals funktionieren würde und dass ich auf eine Schule für Taube geschickt würde.

Schwerhörigkeit
    Silence comes and silence is
    The quiet place
    True thinking lives
    Das war also mein Leben in Sunnyvale: gute Freunde, ein rosa Haus, ein purpurner Mercedes, mit dem ich einmal pro Woche zu einer guten Bibliothek fuhr, Kleider aus dem Mervyn-Store. Ich konnte zwar nicht wirklich etwas hören, aber ich konnte perfekt Lippenlesen und hatte unbegrenztes Lesematerial. Nach etlichen Versuchen trug ich mein Hörgerät nur noch selten, weil es mir ohne besser ging. Im Grunde verursachte es nur Kopfschmerzen, sonst nichts. Solange ich gut in der Schule war und hart arbeitete, war die Gefahr der „Schule für Taube“ gebannt. Ich erhielt so viel sonderpädagogische Betreuung in der Schule wie überhaupt möglich. Gottlob war ich in Sunnyvale.
    In den frühen 1970ern gab es weit schlimmere Orte für ein Kind mit Hörschwäche als Silicon Valley, Kalifornien. Viele der dort ansässigen Ärzte, die mich zunächst behandelten, so auch Dr. Mansfield Smith und Dr. Rodney Perkins, gehörten damals zur Spitzenliga der Ohrenärzte. Ich ging sehr ungern zu all den audiologischen Testzentren, aber Dr. Smith und Dr. Perkins besuchte ich immer gerne. Sie machten mir und meiner Mutter Mut und äußerten sich immer positiv. Sie waren wirklich meine Stütze und halfen mir enorm, mit meiner Schwerhörigkeit zurechtzukommen. Sie halfen mir, das Beste aus dieser Situation zu machen. Ohne
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