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Und fuehre mich nicht in Versuchung

Und fuehre mich nicht in Versuchung

Titel: Und fuehre mich nicht in Versuchung
Autoren: Vera Bleibtreu
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überwiesen hat und warum, das ist doch seine Privatsache gewesen.» «In einer Morduntersuchung», Tanjas Stimme war ganz sanft, «geht uns alles etwas an. Also, wofür war das Geld gedacht?» Christian zuckte zurück, auf einmal wieder kleinlaut. Er sah aus wie ein geprügelter Hund.
    «Mein Onkel hat mich halt unterstützt, ich war ja sein einziger Verwandter. Und er wollte mir halt gerne etwas Gutes tun.» «Wer’s glaubt, wird selig», dachte Tanja. «Aber wir werden dir schon auf die Schliche kommen, Bürschchen.»
    Sie schnitt ein anderes Thema an. «Ihr Onkel hat bis vor über einem Jahr viel Geld für Restaurantbesuche ausgege-ben, im letzten Jahr gar nicht mehr. Haben Sie dafür eine Erklärung?» Christian Vogel setzte sich gerade hin, bei diesem Thema fühlte er sich augenscheinlich sicherer. «Das kann ich Ihnen erklären! Mein Onkel ist seit dieser Zeit als freier Mitarbeiter für den Amuse Gueule tätig gewesen.»
    « Amuse Gueule ?», Arne schaute irritiert. Sein kulinari-scher Horizont endete in der Kantine des Polizeipräsidiums und bei diversen Fast-Food-Ketten. «Der berühmte Restau-rantführer», erläuterte Vogel. «Ich weiß auch nicht, wer ihm diesen Job vermittelt hat, aus finanziellen Gründen hat er ihn jedenfalls nicht angenommen, das hätte er gar nicht nötig gehabt. Ich glaube, ihn hat die Macht gereizt, über Wohl und Wehe eines Restaurants entscheiden zu können.
    Wobei er auch gut war als Restaurantkritiker, ohne Zweifel, die fragen ja nicht jeden. Er kannte sich aus, das können Sie mir glauben. Und deshalb gab es keine Rechnungen mehr. Die Mitarbeiter von Amuse Gueule bezahlen immer bar, damit sie anonym bleiben. Obwohl ich fast glaube, daß die Restaurantbesitzer, jedenfalls hier in Mainz, sehr genau wußten, wer er war und für wen er essen ging.» «Wie war denn Ihr Verhältnis zu Ihrem Onkel?» fragte Arne und schaute Christian Vogel scharf an. Der wich seinem Blick aus. «Ach, es ging so. Wir hatten nicht so einen engen Kontakt. Gesehen haben wir uns selten, manchmal telefoniert.
    Wir waren halt sehr verschieden.» «Haben Sie eine Ahnung, wer Ihren Onkel so gehaßt haben könnte, daß er ihn umgebracht hat?» erkundigte sich Tanja. «Keine Ahnung, ich meine zwar nicht, daß er vielen Menschen sympathisch war, aber ob das für einen Mord langte, weiß ich wirklich nicht.» Arne versuchte es in der anderen Rich tung: «Hatte Ihr Onkel Freunde, Menschen, die ihm nahe standen, die ihm vertrauten?» Christian zögerte. «Ja, da gab es einen Freund, aber persönlich kennengelernt habe ich ihn nur ganz kurz, beim Abschiedsempfang, den Mainz-Glas für meinen Onkel gegeben hat. Jacobi heißt er, glaube ich.
    Soweit ich weiß, hat er mit diesem Jacobi zusammengearbeitet, in der Zeit, bevor er zu Mainz-Glas ging. Aber da war er ja dauernd im Ausland, in dieser Zeit ist unser Kontakt praktisch abgerissen, ich kann Ihnen da wirklich nichts Genaues sagen. Jedenfalls hat er diesen Jacobi regelmäßig getroffen, die hatten einen wöchentlichen ‹jour fixe›, wie er es nannte, im Parkhotel Favorite.» «Wohnt dieser Jacobi hier in Mainz?» erkundigte sich Arne. Christian zuckte mit den Schultern. «Ich weiß es wirklich nicht, glaube schon, oder in der Nähe, sonst hätten sie sich bestimmt nicht so häufig getroffen, oder? Aber Sie werden das doch rauskriegen können, fragen Sie doch beim Hotel nach.» «Danke für den Tip», meinte Arne sarkastisch, im Geiste überschlug er die Zahl der Jacobis im Rhein-Main-Gebiet, das Team dürfte einiges zu tun bekommen. «Sie können uns unsere Ermittlungsmethoden ruhig überlassen. Wissen Sie, ob sich dieser Jacobi mit c oder k in der Mitte beziehungsweise mit i oder mit y am Ende schreibt?» Christian schüttelte bedauernd den Kopf. «Keine Ahnung.» «Wie sieht es eigentlich mit Freundinnen aus? War Ihr Onkel mal verheiratet, hatte er Freundinnen oder einen Freund, ich meine, war er homo-sexuell?» fragte Tanja. Christian wurde rot. «Verheiratet war er nie. Und schwul war er auch nicht, glaub ich jedenfalls nicht. Mit mir hätte er bestimmt zuletzt darüber gesprochen, aber ich kann mir das von Onkel Steffen nicht vorstellen. Jedenfalls sah er nicht so aus.» «Wie sehen denn Schwule aus?» erkundigte sich Arne fein. Christian Vogel  kam ins Stottern: «Das weiß ich nicht, Sie haben mich doch gefragt, ob er schwul war, darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht, also sag ich halt, was ich denke, ist das jetzt auch verkehrt?» Er sah aus,
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