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Und Finsternis wird kommen

Und Finsternis wird kommen

Titel: Und Finsternis wird kommen
Autoren: Isaac Asimov
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Stromkreise aufgebaut hatte, in denen nichts zusammenpaßte, und Cliff, der Kombinationsmathematiker ist, sagte mir, wieso es unmöglich war, daß die Sache klappte. Im selben Augenblick, als ich den Hörer auflegte, schellte es an der Tür.
    Zuerst dachte ich, Mary Ann hätte noch einen anderen Freund, und angespannt starrte ich ihr nach, als sie zur Tür ging. Ich kritzelte etwas von dem, was Cliff mir gerade gesagt hatte, in mein Notizbuch, während ich Mary Ann beobachtete. Sie öffnete die Tür, und Cliff trat ein.
    »Ich dachte, daß du hier sein würdest«, sagte er. »Hallo, Mary Ann. Sag, wolltest du mich nicht um sechs Uhr anrufen? Du bist so verläßlich wie ein Pappstuhl.« Cliff drückt sich meist recht plump aus und ist immer bereit, einen Streit vom Zaun zu brechen. Aber diesmal achtete ich nicht darauf.
    »Ich hatte den Kopf so voll, da habe ich es vergessen«, sagte ich. »Aber ich habe dich ja soeben angerufen.«
    »Angerufen? Mich? Wann?«
    Ich wollte auf das Telefon zeigen, konnte es aber nicht. In meinem Kopf begann es zu summen. Genau fünf Sekunden, bevor es an der Tür geklingelt hatte, hatte ich noch mit Cliff telefoniert, der im Laboratorium gewesen war. Und das war sechs Meilen von Mary Anns Haus entfernt.
    »Ich – ich habe gerade mit dir gesprochen«, sagte ich.
    Er verstand mich nicht.
    »Mit mir?« fragte er.
    Diesmal zeigte ich mit beiden Händen auf das Telefon.
    »Mit diesem Telefon habe ich telefoniert. Ich rief das Laboratorium an. Mit diesem Telefon da! Mary Ann hat mich gehört. Mary Ann, habe ich nicht soeben mit Cliff …?«
    »Ich weiß nicht, mit wem du gesprochen hast«, sagte sie. »Können wir jetzt gehen?« So ist Mary Ann. Immer ganz geradeheraus.
    Ich setzte mich. Ich versuchte, ganz ruhig zu sein und ganz klar im Kopf.
    »Cliff«, sagte ich. »Ich habe die Nummer des Laboratoriums gewählt, und du hast dich gemeldet. Ich habe dich gefragt, ob du die Details ausgearbeitet hast, und du hast ›ja‹ gesagt und sie mir durchgegeben. Ich habe sie mir aufgeschrieben. Hier sind sie. Stimmen sie oder nicht?«
    Ich zeigte ihm das Notizbuch. Cliff sah sich die Notizen an.
    »Sie stimmen«, sagte er. »Aber woher hast du sie? Du hast sie doch nicht selbst ausgearbeitet, oder?«
    »Ich habe es dir doch gerade erzählt. Du hast sie mir am Telefon durchgegeben.«
    Cliff schüttelte den Kopf.
    »Bill, ich habe das Laboratorium um sieben Uhr fünfzehn verlassen. Es ist jetzt niemand mehr dort.«
    »Aber ich sage dir doch, daß ich mit jemandem gesprochen habe.«
    Mary Ann spielte mit ihren Handschuhen.
    »Es wird immer später«, sagte sie.
    Ich bedeutete ihr, sie möge sich noch etwas gedulden, und sagte zu Cliff: »Bist du wirklich sicher …?«
    »Es ist niemand dort, außer Junior.«
    Wir hatten die kleine Denkmaschine, an der wir arbeiteten, Junior getauft.
    Wir standen da und starrten uns an. Mary Anns Zehe klopfte auf den Boden wie eine Zeitbombe, die darauf wartete, zu explodieren.
    Dann lachte Cliff.
    »Ich muß gerade an eine Karikatur denken, die ich irgendwo gesehen habe. Sie zeigte einen Roboter, der einen Telefonhörer hielt und sagte: ›Ehrlich, Boß, es ist wirklich niemand hier außer uns komplizierten Denkmaschinen.‹«
    Ich fand das nicht sehr lustig.
    »Komm, gehen wir ins Laboratorium«, sagte ich.
    »He«, machte Mary Ann. »Wir werden zu der Show zu spät kommen.«
    »Sieh mal, Mary Ann«, sagte ich. »Das ist sehr wichtig. Es dauert nur eine Minute. Komm mit uns, und wir gehen dann direkt vom Laboratorium zu der Show.«
    Sie sagte: »Die Show beginnt …« Dann verstummte sie, denn ich packte sie am Handgelenk, und wir gingen.
    Das beweist, wie erregt ich war. Normalerweise hätte ich nie gewagt, so mit ihr umzuspringen. Ich meine, Mary Ann ist immerhin eine Dame. Aber ich war eben so durcheinander. Ich kann mich auch gar nicht so genau erinnern, ob ich sie wirklich am Handgelenk gepackt habe. Ich weiß nur, daß wir dann im Auto saßen, sie und Cliff und ich, und daß sie ihr Handgelenk rieb und etwas von Gorillas vor sich hin murmelte.
    »Habe ich dir weh getan, Mary Ann?« fragte ich.
    »Nein, keineswegs«, erwiderte sie. »Am liebsten ließe ich mir jeden Tag den Arm auskugeln, nur so zum Vergnügen.« Dann trat sie mich gegen das Schienbein.
    Sie tat solche Sachen nur, weil sie rote Haare hatte. Im allgemeinen war sie nämlich eine sehr sanfte Natur, aber sie bemühte sich ständig, dem Mythos der Rothaarigen gerecht zu werden. Ich durchschaute das
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