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und ein Hund mit Herzklopfen

und ein Hund mit Herzklopfen

Titel: und ein Hund mit Herzklopfen
Autoren: Usch Luhn
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ebenfalls hinüber in die Villa.
    Schon auf dieser kurzen Strecke werden wir pitschnass, so heftig schüttet es. Völlig durchweicht stellen wir uns neben meine Mutter, aus deren Haaren Regenwasser auf den schönen Holzfußboden tropft. Aber das kümmert im Moment anscheinend niemanden.
    Sebastian spielt gerade den allerletzten Akkord und lauscht dem Klang nach. Dann schaut er meine Mutter an und atmet tief durch. „Guten Morgen, Klementine“, sagt er. „Ist das heute nicht ein wunderschöner Tag?“ Er lächelt glücklich.

    „Das ist mein Hund Daisy, sie tut nichts und ist normalerweise total brav“, platzt Paula heraus. „Sie ist ein Dalmatiner-Cockerspaniel-Mischling. Und ich bin Paula. Wir wohnen beide in London. Ich kenne Maxie schon ewig.“
    Sebastian Pfeffer nickt erfreut. „Willkommen! Du kannst deine Daisy gerne bei mir lassen, wenn du was mit Maxie unternehmen willst. Ihr beide habt euch bestimmt eine Menge zu erzählen. Ich muss noch ein anderes Stück von Mozart für meinen Unterricht einstudieren und bin gespannt, ob es Daisy genauso gut gefällt. Womöglich könnte ich es sogar wagen, ihr meine neueste Komposition vorzuspielen. Was meinst du, Klementine?“ Er schaut meine Mutter erwartungsvoll an.
    Meine Mutter ist ja normalerweise um keine Antwort verlegen. Das ist manchmal peinlich, manchmal zum Kichern und manchmal echt die Rettung – vor allem, wenn es um Schule geht und wieder einmal Beschwerden über uns Buntschuhs ins Haus flattern. Aber jetzt sagt meine liebe Mama keinen Pieps. Stattdessen starrt sie Sebastian mit diesem typischen Kassia-Blick an.
    Der Kassia-Blick? Ach so, den muss ich wohl mal schnell erklären. Meine superschlaue Schwester Kassia, eines der nervigsten Wesen im gesamten Universum (manchmal jedenfalls), denkt ja, dass bei uns schon längst Aliens herumspazieren, ohne dass wir es wissen. Also nicht so etwas Albernes wie Vampire oder Untote, wie man sie überall in Filmen zu sehen bekommt. Nein, richtige Außerirdische von anderen Milchstraßen. Manchmal ist sie davon überzeugt, dass sie einen erkennt, und dann guckt sie so völlig … entrückt. Und genau auf diese Weise schaut meine Mutter Sebastian Pfeffer an.
    Ich kann mir denken, warum. Wenn jemand, der so eine wahnsinnige Panik vor Tieren hat, dass er sein Klavier am liebsten auf einen garantiert tierfreien Planeten verfrachten würde, plötzlich unversehens mit einem ziemlich großen Dalmatiner-Mischling kuschelt und sich sogar von diesem ablecken lässt, ohne direkt danach den Notarzt zu rufen, dann können nur Aliens die Hand im Spiel haben.
    Schade, dass Kassia nicht da ist. Das ist typisch für meine schlaue Schwester. Wenn es einmal wirklich spannend für sie wäre, putzt sie gerade ihr Teleskop oder lernt ein Fachbuch über UFOs auswendig.
    „Klementine? Alles in Ordnung mit dir?“ Sebastian schnipst mit zwei Fingern vor dem Gesicht meiner Mutter herum. „Hast du meine Frage nicht verstanden? Meinst du, Daisy ist bereit für eine meiner eigenen Kompositionen? Ich will ihr feines Gehör natürlich auf gar keinen Fall überstrapazieren, nicht wahr, Daisyschatz?“ Er beugt sich zu Daisy hinunter, die mit halb geschlossenen Augen auf seinen rechten Filzpantoffel sabbert, und zieht sie liebevoll am Ohr.
    Hunde hassen es, wenn man sie an den Ohren zieht. Genauso wie Meerschweinchen, Giraffen und kleine Kinder. Ich warte darauf, dass Daisy jeden Augenblick nach Sebastian schnappt, stattdessen gibt sie ein Geräusch von sich, das sich beinahe wie Katzenschnurren anhört.
    Kassia hat Recht. Die Aliens sind bereits unter uns. Ich muss mich so schnell wie möglich bei ihr entschuldigen. Allerdings habe ich mich getäuscht. Nicht Sebastian ist der Außerirdische, sondern Daisy. Oder warum verhält sie sich so seltsam? Vermutlich wird sie gleich wiehern wie ein Pony oder piepsen wie eine Maus. Ich habe das Gefühl, dass ich jeden Augenblick den Verstand verliere.
    Plötzlich sagt meine Mutter: „Klarer Fall von Liebe auf den ersten Blick.“ Sie sieht erleichtert aus.
    „Liebe?“ Jetzt schaut Sebastian meine Mutter merkwürdig an. Er räuspert sich. „Äh, was meinst du denn mit Liebe , Klementine?“ Er wird tatsächlich rot.
    „Na, Daisy hat sich schlagartig in Mozart verliebt und du hast dich deshalb in Daisy verliebt, und jetzt ist Daisy auch in dich verliebt. Und das alles ziemlich plötzlich – präziser gesagt auf den ersten Ton .“
    Paula bekommt einen Lachanfall. „Tante Klementine, du hast
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