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und ein Hund mit Herzklopfen

und ein Hund mit Herzklopfen

Titel: und ein Hund mit Herzklopfen
Autoren: Usch Luhn
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vor dem Mann gehabt?“
    Paula schüttelt den Kopf. „Nö. Das war ja bloß ein Vielfraß. Der mampft keine Kinder. Nicht mal dich!“ Sie zwickt Jule in ihren kleinen Speckbauch.
    Ich muss kichern, obwohl die Sache an sich gemein ist. Aber Paula ist einfach wie immer. Und darüber bin ich total froh.
    Mal ehrlich: Ich finde Paula supermutig. Sie ist die ganze Strecke von London alleine mit dem Zug gefahren und musste sogar zweimal mit Koffer und Hund umsteigen, einmal davon in Frankreich. Ich gebe es zwar nicht gerne zu – aber das würde ich mich nicht trauen.
    „Ist das dein Hund?“, frage ich überflüssigerweise. Auch wenn er nicht auf Paula hört – der Hund passt zu ihr. Und dass er ihr nicht folgt, ebenfalls.
    „Ich habe Mama so lange bearbeitet, bis sie ihn mir erlaubt hat“, sagt Paula strahlend. „Sie ist ein Dalmatinermischling, ihr Papa ist ein Cockerspaniel. Ich habe sie Daisy genannt, weil das auf Englisch Gänseblümchen heißt.“
    „So sieht sie auch aus“, ruft Jule aufgeregt dazwischen. „Die Tupfer auf ihrem Fell sehen aus wie eine Blumenwiese. Echt süß. So gesprenkelt will ich mein Mofa haben. Wie ein Dalmatiner mit Blümchen drauf.“
    Paula macht ein verdutztes Gesicht. „Darfst du schon Mofa fahren? Das ist doch erst ab vierzehn erlaubt, oder?“
    Jule will zu einer Erklärung ansetzen, aber sie fängt gerade noch Kassias wilden Blick auf. „Was hast du denn?“, fragt sie scheinheilig.
    Ich mache mir einige Sekunden lang Sorgen, dass es zwischen den beiden wieder losgeht, aber zum Glück stößt Mama genau in diesem Moment einen wilden Schrei aus.
    „Na also!“ Sie rollt mit zerzaustem Haar und der Sandale in der Hand triumphierend durch den Flur.
    Während sich Daisy enttäuscht nach einem neuen leckeren Lederstück umsieht, begutachtet unsere Mutter mit gerunzelter Stirn den entstandenen Schaden. Ein Riemchen ist abgerissen, ansonsten ist der Schuh einfach nur nass und klebrig. Aber das ist sie ja von ihren Patienten gewöhnt.
    „Es tut mir so leid, Tante Klementine“, sagt Paula zerknirscht. „Daisy ist bei Fremden immer so aufgeregt. Und dann stellt sie diese schlimmen Sachen an. Zu Hause ist sie total lieb.“ Sie streicht Daisy zärtlich über den Kopf.
    Weil unsere Eltern sich schon lange kannten, bevor wir geboren wurden, sagt Paula Tante zu unserer Mutter, obwohl wir eigentlich gar nicht miteinander verwandt sind. Ihre Mama nenne ich Tante Penny. Echt schön. Hoffentlich kriegt sich Daisy wieder ein. Ich habe keine Lust, meine beste Freundin zu teilen. Nicht mal mit einem wandelnden Gänseblümchenstrauß.
    „Du kannst Jonas mit Daisy zum Gassigehen losschicken“, schlage ich vor. „Der hätte ohnehin gerne einen eigenen Hund. Aber bis jetzt hat er nur einen grünen Fisch.“
    Paula grinst wissend. „Ach, ist das der Doofmann mit dem noch größeren Doofmann als Vater von nebenan?“ Sie zwinkert verschwörerisch.
    Mir steigt überraschend Hitze in den Kopf. „Na ja“, sage ich zögernd. „Die Sache ist die …“
    Ich überlege, wie ich Paula in möglichst wenigen Sätzen erklären soll, warum aus doof weniger doof bis gar nicht doof geworden ist.
    „Sag mal, Maxie!“, mischt sich Mama empört ein. „Hast du Sebastian und seine Kinder Doofmänner genannt? Das ist gar nicht nett und so was auch noch in einen Brief zu schreiben …“
    Ist es ein Naturgesetz, dass Mütter immer dann zuhören, wenn sie weghören sollen und umgekehrt?
    „Mama, das ist wie mit Rosanna“, kommt mir Jule unerwartet zu Hilfe. „Nur andersherum. Erst war Rosanna keine Zicke, und jetzt ist sie eine. Erst war Herr Pfeffer ein Doofmann, jetzt nicht mehr ganz so.“
    Mama guckt nicht gerade überzeugt.
    Plötzlich ertönt ein lautes Knurren. Und dieses Geräusch kommt nicht von Daisy. Die sabbert nämlich glücklich einen alten Hausschuh von Mama voll.
    Paula gluckst los. „Das ist mein Bauch. Ich hab einen Riesenhunger!“
    Mama klatscht in die Hände. „Na, dann nichts wie ab in die Küche. Ich wollte doch Pizza backen. Warum stehen wir eigentlich seit Stunden hier im Flur?“
    Ich ziehe Paula eilig hinter mir her. Auf Pizza habe ich jetzt echt große Lust.
    Als Erstes tritt Mama barfuß in die Apfelsaft-Pfütze auf dem Fußboden. Sie quietscht laut auf und verschwindet mit ihren klebrigen Füßen im Bad.
    „Das war aber nicht Daisy!“, ruft Paula.
    Ich könnte schwören, dass sie „noch nicht“ hinterhermurmelt. Daisy scheint wirklich sehr speziell zu sein. Na, dann
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