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und ein Hund mit Herzklopfen

und ein Hund mit Herzklopfen

Titel: und ein Hund mit Herzklopfen
Autoren: Usch Luhn
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Kinder.“
    Also ehrlich, mir kommen beinahe die Tränen. Geht es vielleicht noch ein wenig dramatischer?
    „Dabei bin ich gar nicht mit Sebastian verabredet gewesen“, unterstreicht Mama.
    „Und ich nicht mit Klementine“, sagt Herr Pfeffer.
    Wissen wir doch alles, hätte ich fast laut geschrien. Haltet ihr uns für doof? Aber Kassia kennt sich nicht nur mit dem Weltall aus, sondern auch mit ihren Schwestern. Damit ich den Mund halte, tritt sie mir fest gegen das Schienbein, sodass ich für einen Moment nur die Milchstraße sehe und mir die Lust auf Plaudern vergeht.
    Natürlich hat sie Recht. Wenn Sebastian und unsere Mutter diese Briefgeschichte herauskriegen, sind wir echt geliefert.
    „Eine Liebesgeschichte zwischen Sebastian und mir existiert nur in eurer überspannten Fantasie“, fährt Mama hitzig fort. „Ich glaube, die Ferien bekommen euch nicht. Vermutlich müsst ihr einfach Verantwortung übernehmen, damit ihr sinnvoll beschäftigt seid.“
    Sebastian Pfeffer hält den Daumen hoch. „Absolut richtig, Klementine. Wir können gleich eine Liste machen. Ich hätte da so einiges im Angebot – Rasen mähen, Auto waschen, Fenster putzen, Badezimmer schrubben …“
    „Teppich klopfen, Schränke wischen, Dachboden ausmisten …“, fährt Mama fort.
    Hah! Das war das falsche Stichwort. Der Dachboden ist für meine Schwester Kassia so etwas wie der Heilige Gral. Wer ihr da in die Suppe spuckt, kriegt Ärger, selbst Mama ist da keine Ausnahme.
    „Der Dachboden ist Sperrgebiet!“, ruft Kassia empört. „Ich finde es ganz schön gemein, wie ihr euch herausredet, und feige ist es auch. Schließlich haben wir astreine Beweise für unsere Vermutungen, da könnt ihr uns so viel Hausarbeit aufbrummen, wie ihr wollt.“
    Obwohl Kassia sich mit ihrem Bekenntnis total in die Nesseln gesetzt hat, bin ich erleichtert. Einfach, weil unser Superhirn auch mal die Nerven verliert und hysterisch herumkrakeelt.
    „Ach“, sagt Mama spitz. „Beweise also. Und welche sollen das bitte sein?“
    Bevor wir sie daran hindern können, fängt Kassia unerbittlich an aufzuzählen, wie seltsam sich die beiden in der letzten Zeit benommen haben – angefangen bei Sebastian Pfeffers Kämm-Arie über Mamas schickes neues Sommerkleid bis hin zu Sebastians plötzlicher Affenliebe für Vierbeiner. Nur die Briefe lässt sie komplett raus. Dafür bin ich ihr wirklich dankbar.
    Sebastian und Mama tauschen einen langen Blick aus.
    „Tja, Klementine“, sagt Sebastian schließlich seufzend. „Das habe ich mir zwar anders vorgestellt, aber dann müssen wir doch schon mit der Wahrheit rausrücken, oder was meinst du?“
    Unsere Mutter nickt. „Sehe ich genauso. Ich konnte ja nicht ahnen, dass wir von einem halben Dutzend Geheimagenten beschattet werden.“ Sie wechselt erneut einen Blick mit Sebastian Pfeffer, diesmal nur ganz kurz. „Sebastian hatte eine Idee. Und die war so verrückt, dass ich erst einmal eine Weile darüber nachdenken musste.“
    Sebastian Pfeffer nimmt das Ruder und schlägt damit zur Bekräftigung auf das Wasser. „Und als Klementine mit dem Nachdenken fertig war, mussten wir eine ganze Weile darüber reden, und zwar ohne dass aus allen Ecken lange Ohren zu uns herüberwuchsen.“
    Mama nickt. „Stimmt haargenau. Allerdings hatten wir keine Ahnung, dass wir uns nicht nur vor langen Ohren, sondern auch vor unsichtbaren Augen in Acht nehmen müssen.“
    Wie lange dauert die Ewigkeit? Das ist eine Frage, die ich mir schon länger gestellt habe, ohne dass ich bisher eine Antwort darauf gefunden hätte. Seit jetzt eben weiß ich es. Die Ewigkeit dauert ungefähr genauso lange, wie Mama und Sebastian uns mit ihrem Geheimnis auf die Folter spannen. Wahrscheinlich hätten wir noch bis zum Abendessen in diesem engen Boot gesessen und darauf gewartet, dass die beiden mit der Wahrheit herausrücken, aber meine kleine Schwester Jule ist manchmal einfach ein unbezahlbarer Schatz. Sie ruft nämlich ungeduldig: „Paddeln wir noch lange hier herum und reden Quatsch? Ich muss schrecklich doll Pipi machen und Hunger und Durst habe ich auch.“
    Urplötzlich steht Mama feierlich auf. In ihrem grünen Kleid sieht sie aus wie eine Meerjungfrau. Zum Glück taucht sie nicht in die Fluten, sondern platzt endlich mit der Wahrheit heraus: „Wir machen einen Haustausch, schon in zwei Wochen. Dann eröffne ich endlich meine Tierambulanz, jede von euch kriegt ein riesiges Zimmer, und das Fenster auf dem Dachboden ist so groß, dass Kassia
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