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und ein Hund mit Herzklopfen

und ein Hund mit Herzklopfen

Titel: und ein Hund mit Herzklopfen
Autoren: Usch Luhn
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Kapiert?“
    Paula sagt gereizt: „Vielen Dank, Frau Oberschlau. Man muss nicht alles wissen.“
    Jonas kippt sich noch eine weitere Ladung Cornflakes in die Schüssel und beginnt, sie knirschend zu zerkauen. „Hä?“, fragt er. „Wenn man so ein Postdingens hat, helfen nur Ohrfeigen? Ist das bescheuert. Gibt es keine Tabletten dagegen?“
    Langsam wird mir die Sache zu blöd. „Kassia hat mir nur eine runtergehauen, weil ich nicht aufhören konnte zu schreien und weil sie ein Sadist ist. Und jetzt Schluss, aus, Ende der Geschichte. Sonst lege ich wieder los mit dem Posttrauma.“ Mir ist die Sache schlagartig peinlich, und ich möchte auf keinen Fall, dass Kassia ausplaudert, dass ich wie ein Baby herumgewimmert habe.
    „Weil wir gerade bei Post sind“, sagt Jonas kichernd. „Heute kommt die Post.“ Er grinst bedeutungsvoll.
    „Ahh!“, kreische ich so laut, dass alle am Küchentisch zusammenzucken. Wenn man sich einmal an Herumschreien gewöhnt hat, macht es richtig Spaß. „Klar. Heute kommt die Post.“
    Im selben Moment klingelt es unten am Gartentor.
    Ich stürze zum Fenster und schaue hinaus. „Traritrara, die Post ist da“, singe ich vergnügt und schaue dem Postboten gespannt dabei zu, wie er einen Stapel Briefe in den Kasten wirft.
    Er fährt auf seinem Fahrrad bis zur Pfeffer-Villa weiter und hält dort erneut vor dem Briefkasten.
    „Perfekt!“, sage ich und reibe mir die Hände. „Jetzt müssen wir nur noch bis morgen durchhalten. Hoffentlich bleibt das Wetter schön.“

Unsere Mutter hat den Brief bekommen. Ganz sicher! Ihr verklärter Blick spricht Bände. Außerdem sieht man die Briefmarke durch die Tasche in ihrem Arztkittel. Dort hat sie den Brief nämlich hineingesteckt.
    Mama ist so durcheinander, dass sie das Kaffeepulver in ihre Teekanne löffelt und anschließend mit Orangensaft aufgießt. Ich würde diese Beobachtung gerne mit Paula und Kassia teilen, aber die beiden mischen gerade gemeinsam einen Teig für Marmorkuchen zusammen. Anscheinend erfordert das ihre ganze Konzentration, denn sie kriegen Mamas verwirrten Zustand gar nicht mit.
    Ich überlege, wie ich ihnen einen Tipp geben kann, und sage: „Tolles Paddelwetter. Hoffentlich bleibt es die nächsten Tage so. Was meinst du, Mami?“
    Kassia schaut erschrocken auf und wirft mir einen Blick zu, der so etwas bedeutet wie: „Halt den Mund, Alien. Du hast schon genug Chaos angerichtet.“
    Ich zeige heimlich auf Mama, aber Kassia kapiert null. Wenn sie sich mit ihren Aliens auch so dumm anstellt, können die an ihrer Bettkante rütteln und sie wird nichts davon bemerken.
    In diesem Augenblick dreht sich unsere Mutter um und sagt mit einem merkwürdigen Unterton: „Ich habe heute einen Brief bekommen.“
    Ich falle augenblicklich in Schockstarre und Kas-sia lässt den Rührlöffel auf den Tisch fallen. „Aha“, sagt sie. „Und was steht drin? Haben wir im Lotto gewonnen oder warum machst du es so spannend, Mama?“
    Eine Sache muss man neidlos anerkennen: Auf den Mund gefallen ist Kassia nicht.
    „Vielleicht ein Brief von einem guten Bekannten“, mutmaßt Paula.
    Ich werfe ihr einen warnenden Blick zu.
    „So könnte man es nennen, Paula“, sagt Mama zögernd. Ihr Blick macht mich ganz wuschig. „Eher von einer sehr guten Bekannten.“
    Auf einmal schaut sie ausgerechnet mich an. Für eine Sekunde packt mich die pure Angst. Mama ist nicht so doof, dass sie sich mit einem gefakten Brief reinlegen lässt. Wie konnte ich das nur glauben? Natürlich hat sie sofort kapiert, dass wir ihn geschrieben haben, und es gibt eine schreckliche Strafpredigt mit Taschengeldentzug und Hausarrest bis an unser Lebensende. Vermutlich hat sie ihre Briefmarke wiedererkannt oder die Spucke, mit der ich die Marke angeleckt habe. Oder es ist ein Hundehaar von Daisy in den Umschlag gerutscht. Wir sind einfach jämmerliche Detektive.
    „Der Brief ist von meiner besten Freundin. Von Penny. Paula – deine Mama kommt übermorgen zu Besuch!“
    Paula schreit auf und ich falle vor Glück, dass unser Briefattentat doch nicht aufgeflogen ist, beinahe ins Koma.
    „Ich freue mich riesig.“ Mama strahlt. „Gut dass der Brief noch rechtzeitig angekommen ist. Er war ewig unterwegs.“
    „Dann müssen wir nur noch überlegen, wo wir sie einquartieren, und das Bett machen“, sage ich eifrig.
    Mama lächelt mich an. „Lieb, dass du so mitdenkst, mein Schatz“, sagt sie. „Warten wir einfach ab, bis sie da ist. Dann wird sich das schon alles ganz von
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