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und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg
Autoren: Theo Pointner
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Staatsanwalt hat Recht«, unterbrach Wielert. »Die beiden Einzigen, die diesen Punkt widerlegen könnten, sind tot.«
    »Aber das ist doch völlig abwegig«, wandte Katharina ein. »Selbst wenn Burgert homosexuell war, hätte der sich doch bloß zehn Minuten an einem der bekannten Treffpunkte aufhalten müssen. Oder meinetwegen einen Call-boy engagieren können. Aber seinen Sohn loszuschicken, damit der ihm einen Obdachlosen besorgt.«
    »Und wenn er die Wahrheit sagt?«, warf Hofmann ein. »Falls sein Vater wirklich auf diese perversen Spiele gestanden hat, das Verschwinden eines Callboys wäre aufgefallen. Die Leiche wurde doch nur durch Zufall so schnell gefunden.«
    »Glauben Sie das wirklich?«, fragte Wielert mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Natürlich nicht.«
    »Haben wir überhaupt noch Optionen?«, meinte Katharina ratlos.
    »Einige wenige«, hoffte Wielert. »Vielleicht findet Brettschneider bei Gumprechts Obduktion Hinweise, die gegen einen Selbstmord sprechen. Falls nicht, müssen wir fast davon ausgehen, dass sich alles so zugetragen hat, wie es sich bis jetzt darstellt. Und da ist immer noch die vage Möglichkeit, dass uns Gumprechts Geständnis weiterhilft.«
    »Wieso das?«, wollte Hofmann wissen.
    »Ich habe eine Kopie der Datei noch gestern Abend per Boten an das LKA geschickt. Die Kollegen in Düsseldorf haben viel bessere technische Möglichkeiten als wir, um die Aufzeichnung zu analysieren.«
    »Und was soll das bringen?«
    »Ob Gumprecht den Text tatsächlich selbst gesprochen oder ob jemand aus mehreren Dateien etwas zusammengeschnippelt hat«, erklärte Wielert ungeduldig. »Außerdem werden Sie Gumprechts Wohnung noch einmal genau unter die Lupe nehmen. Gehen Sie vor allem seine schriftlichen Aufzeichnungen und Geschäftspapiere durch. Vielleicht finden Sie so etwas, das Kalinowski belastet. Lassen Sie kein Staubkorn auf dem anderen. Einverstanden, Herr Gassel?«
    »Klar«, antwortete der Dicke und schaute fragend in die Runde. Schon während der Vernehmung Kalinowskis hatte er sich auffallend im Hintergrund gehalten.
    »Was ist bloß mit dir los?«, schnaufte Hofmann auf dem Weg zum Parkplatz. »Bist du so ausgehungert, dass du nichts mehr mitkriegst?«
    »Darf ich nicht auch mal einen schlechten Tag haben?«, schoss Gassel zurück.
    »Fahr nach Hause«, schlug Katharina vor. »Leg dich in die Falle, schlaf dich gründlich aus und mach dir einen ruhigen Tag.«
    »Mir geht es prima«, knurrte der Dicke widerwillig. »Lasst mich einfach in Ruhe.«
    Katharina und Hofmann schauten sich an. Der Stoppelhaarige zuckte unmerklich mit den Achseln und rammte den Schlüssel in die Fahrertür. So angriffslustig war ihr Schwergewicht sonst nur, wenn ihm jemand den Nachtisch klauen wollte.

41
    »Verflucht! Das Siegel ist aufgebrochen.«
    Hofmann griff automatisch zu seiner Waffe, als er den zerrissenen Klebestreifen in der Türzarge entdeckte.
    Katharina presste sich an die lindgrüne Wand des Hausflurs, während Gassel unbeeindruckt stehen blieb.
    »Gib mir mal den Schlüssel«, flüsterte Hofmann seiner Kollegin zu. Katharina fummelte in ihrer Tasche, bis sie Hofmanns Wunsch endlich erfüllen konnte. Einen flüchtigen Augenblick wollte sie selbst zu ihrer Waffe greifen, aber ihre Finger bewegten sich keinen Millimeter. Ihr Herzschlag donnerte hinauf bis unter die Schädeldecke, die schwere Flurlampe, die an massiven schmiedeeisernen Ketten von der Decke herabbaumelte, begann sich langsam zu drehen.
    »Gebt mir Deckung, wenn ich die Tür aufhabe«, bat Hofmann leise.
    »Was meinst du, wer sich da Zutritt verschafft haben könnte?«, fragte Gassel ebenso flüsternd. »Kalinowski?«
    »Mir fällt sonst niemand ein«, hauchte Hofmann zurück und schob den Schlüssel, den sie der Putzfrau abgenommen hatten, unendlich langsam in das Schloss.
    »Mach schon«, drängte Gassel, während Katharina mit wachsbleichem Gesicht vor ihm stehen blieb. Wie in Trance tappte die Blonde hinter Hofmann in die Wohnung, wobei sie Mühe hatte, nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    Hofmann richtete den Lauf seiner Waffe nach oben und blickte rasch in die Runde. Aus dem Arbeitszimmer waren leise Geräusche zu hören, trotzdem vergewisserte er sich erst, dass in den anderen Räumen keine böse Überraschung auf sie wartete.
    Gassel griff ebenfalls nach seiner Pistole, schob Katharina, die sich inzwischen an den Garderobenständer klammerte, beiseite und zeigte auf die Treppe. Hofmann nickte und lief, jedes Geräusch
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