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und die Poker-Hoelle

und die Poker-Hoelle

Titel: und die Poker-Hoelle
Autoren: Marco Sonnleitner
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Pocket«, er knirschte mit den Zähnen, »auch das sagt mir irgendetwas. Meine Güte, mir schwirrt der Kopf!« Richie legte die Hände auf die Augen. »Was will Onkel Tony nur von mir?«
    Justus ließ klirrend seinen Löffel in den leeren Becher fallen. »Was haltet ihr davon, wenn wir noch einmal zurück zum Postamt gehen und nach der anderen Hälfte des Briefes suchen? Vielleicht finden wir sie, und der Rest des Gedichtes bringt uns weiter?«
    Richie stimmte zu, wenngleich er nicht sonderlich zuversichtlich wirkte.
    »Und ich würde mir auch gerne noch einmal die Gasse ansehen, in der dieser Benni so spurlos verschwand«, schlug Peter vor. »Der kann ja nicht in irgendeinen Höllenschlund gefallen sein.«
    »Machen wir«, sagte Justus. »Lasst uns zahlen.«
    Ein paar Minuten später waren die beiden Detektive und Richie wieder im Postamt. Zunächst suchten sie den Boden an der Stelle ab, wo das Gerangel stattgefunden hatte, dann die weitere Umgebung und schließlich auch alle Papierkörbe. Vielleicht hatte ja irgendjemand den Zettel aufgehoben und weggeworfen. Doch der zweite Teil des Briefes war nirgends zu finden. Und auch die Postbeamten, die sie befragten, konnten ihnen nicht weiterhelfen.
    »Klar«, brummte Peter, als sie wieder ins Freie getreten waren. »Wer sieht sich schon einen zerrissenen Zettel an, der auf dem Boden herumliegt.«
    »Vielleicht hat ihn dieser Benni?«, überlegte Richie.
    Justus machte ein skeptisches Gesicht. »Wäre unter Umständen möglich. Aber nur, wenn sich das Papier zufällig zwischen den Banknoten verfangen hat. Denn die beiden Kuverthälften haben ja wir.«
    »Wartet mal!«, erinnerte sich Peter plötzlich an etwas. »Mir fällt gerade ein, dass diesem Benni ein Zettel heruntergefallen sein könnte, als ich ihn kurzzeitig in den Fingern hatte. Es war zwar nicht dieser Brief, aber … wo hab ich ihn denn?« Der Zweite Detektiv suchte in seinen Taschen. »Ah, hier.« Er hielt ein Stück Papier hoch. »Ich bin mir zwar nicht hundertprozentig sicher, dass er wirklich ihm heruntergefallen ist, aber ich glaube schon. ›Ruby Tuesday‹ steht drauf.« Peter zeigte den Zettel den anderen.
    »›Ruby Tuesday‹? Sonst nichts?«, fragte Justus.
    »Nein.«
    »Dieser alte Rolling-Stones-Song?« Richie summte ein paar Töne und sang dann ein wenig schief: »Goodbye, Ruby Tuesday, who could hang a name on you?«
    Peter zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid, ich kenne den Song nicht.«
    »Du kennst ›Ruby Tuesday‹ nicht?«, fragte Justus erstaunt. »Diesen legendären Nummer-eins-Hit, den Keith Richards 1966 angeblich in einem Hotelzimmer schrieb, inspiriert von einem Groupie, das –«
    »Justus!«, unterbrach Peter seinen Freund. »Ich kenne ihn nicht. Okay? Ich interessiere mich eben für andere Dinge. Du weißt ja auch nicht, wer Robby Naish ist, oder?«
    Justus stutzte. »Dieser australische Surfweltmeister, der bereits mit dreizehn Jahren –«
    »Oh Mann!« Peter verdrehte die Augen. So nützlich das fotografische Gedächtnis des Ersten Detektivs oft war, so nervig konnte es manchmal sein.
    Auf einmal bemerkten die beiden, dass ihnen Richie offenbar schon die ganze Zeit nicht mehr zugehört hatte. Völlig abwesend stand er auf dem Bürgersteig und blickte in eine unbestimmte Ferne.
    »Richie? Alles klar mit dir?«
    »Ist irgendetwas?«, wollte auch Peter wissen.
    Richies Blick kehrte langsam zurück. »Goodbye«, flüsterte er. »Natürlich!«
    »Wovon … sprichst du?«
    »Dieses Telefonat! Jetzt weiß ich, was Onkel Tony gemeint hat!« Richie wirkte weniger erfreut als vielmehr sehr betroffen, fast schockiert.
    »Ja?« Die beiden Detektive sahen ihn aufmerksam an.
    »Oh mein Gott! Natürlich!« Richie wankte ein paar Schritte zur Seite und stützte sich an einer Straßenlaterne ab. »Oh Gott!« Er hielt sich die Hand vor den Mund.
    »Was denn? Was meinte er denn jetzt?«
    »Richie? Was ist denn los?«
    Die beiden Jungen gingen zu ihm hin, und Peter legte ihm die Hand auf die Schulter.
    Richies Stimme klang, als käme sie aus dem Grab. »Als ich klein war, hat mir Onkel Tony immer wieder gesagt, dass ich irgendwann mal alles von ihm bekommen würde. Ich habe das damals natürlich nicht so ganz verstanden, wusste nicht, was er mit ›irgendwann‹ meinte, und dachte auch nur die ganze Zeit an seine Spielkarten, auf die ich ganz scharf war, weil er mir damit immer Zauberkunststücke vorgemacht hat und ich dachte, dass es magische Karten wären.« Richie lächelte schmerzlich.
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