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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach
Autoren: P Tremayne
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wohlüberlegt. Fidelma schätzte sie nicht älter als einundzwanzig oder zweiundzwanzig. Sie war nach Bobium gekommen, um unter Magister Ado die Rechenkunst zu erlernen. Bruder Faro war erst seit zwei Jahren in der Abtei, aber abgesehen davon, dass er von irgendwo im Norden stammte, erfuhr Fidelma wenig über ihn.
    »Ist Bobium ein
conhospitae
– ein gemischtes Haus?« Fidelma erkundigte sich danach, weil sie gehört hatte, dass immer noch fromme Brüder und Schwestern aus ihrer Heimat kamen, um in der Abtei zu leben.
    »Nein«, erwiderte Magister Ado ohne Umschweife. »Ist es auch nie gewesen. Bis vor zwanzig Jahren wurde unsere Abtei nach der Regel geführt, die unser Gründer Columbanus festgesetzt hatte. Dann entschied sich Abt Bobolen mit Zustimmung der ganzen Bruderschaft, die
Regula Benedicti
zu übernehmen.«
    »Die Benediktinerregel?« Fidelma wusste genug von den Zwistigkeiten, die diese Regel zwischen den Abteien in ihremHeimatland verursachte. »Ihr habt die Regel eures Gründervaters aufgegeben?«
    »Wir müssen mit der Zeit gehen«, entgegnete Magister Ado. »Die Regel des Columbanus war sehr harsch, es war unumgänglich, sich auf Kompromisse einlassen.« Er bemerkte, wie verwirrt sie dreinschaute. »Das scheint dich zu verwundern. Es war aber so, dass sich viele nicht mit der strengen Disziplin und den harten Strafen abfinden wollten, die Columbanus eingeführt hatte. Wenn zum Beispiel ein Mitglied der Abtei frühmorgens nicht die Zeit fand, sich zu rasieren, und unrasiert zur Messe erschien, wurde er mit sechs Geißelhieben bestraft.«
    »Aber das ist nicht die Art, nach der klösterliche Gemeinschaften in Irland leben«, protestierte Fidelma. »Wie konnte dergleichen zur Regel von Colm Bán gehören?«
    »Wie auch immer, wir haben sie zugunsten der des Benedikt aufgegeben.« Er sah sie nachdenklich an und fügte hinzu: »Einige der Brüder, die aus Hibernia zu uns gekommen sind, waren ebenfalls sehr erstaunt, als sie hörten, mit welcher Härte die Regel des Columbanus durchgesetzt wurde.«
    »Das kann ich mir gut vorstellen. Diese Regel hat nichts mit den Grundsätzen zu tun, die in unseren Abteien gelten. Das klingt eher nach den Bußgesetzen, die einige nun auch unserem Land aufzwingen wollen. Meinst du, Colm Bán war bestrebt, die römischen Pönitenzvorschriften einzuführen?«
    Schwester Gisa versuchte die Dinge zu erklären. »Ich habe gehört, Columbanus stand vor dem Problem, Zucht und Ordnung unter seinen Anhängern herzustellen, die aus den Ländern der Franken und Langobarden stammten. Dazu war eine starke Hand nötig, und deshalb hat er wohl strengere Regeln aufgestellt, als sie in seinem Land üblich waren.«
    »Wenn die Abtei sich nun nach der
Regula Benedicti
richtet, wie du sagst, bedeutet das, dass in der Abtei die Geschlechter voneinander getrennt sind?«
    Magister Ado bestätigte ihre Frage mit einem Kopfnicken. »Es gibt ein Haus für die Frauen außerhalb der Hauptgebäude der Abtei. Aber während der Arbeit und zum Gottesdienst bestehen wir nicht auf der strikten Trennung von Brüdern und Schwestern. Auch kommen die Nonnen vor der Andacht regelmäßig zu uns zur Abendmahlzeit. Nicht wenige meinen, wir sollten ein
conhospitae
sein, also ein gemischtes Haus, wie es in deinem Land üblich ist.«
    »Unterstützt euer gegenwärtiger Abt die Trennung der Geschlechter?«
    »Er gehört zu den Asketen, die sich dem Zölibat verschrieben haben«, warf Schwester Gisa ein, presste aber sofort die Lippen zusammen, als hätte sie es lieber nicht sagen sollen.
    »Abt Servillius und ich sind seit langem Freunde », stellte Magister Ado klar und warf der jungen Schwester einen tadelnden Blick zu. »Wir haben uns kennengelernt, als wir noch junge Männer waren. Er entstammt einer alten Patrizierfamilie Roms und ist sehr stolz darauf. Er ist ein standhafter Verteidiger des Zölibats und erinnert uns oft daran, dass es diesen alten Brauch schon bei den Priestern des Bacchus in Rom gab. Ihn zu befolgen, hieße, sicherer zur Erfüllung unserer Glaubensgrundsätze zu gelangen.«
    »Eine Auffassung, die in Rom immer stärker um sich greift«, bestätigte Fidelma. »Führt das in Bobium zu Spannungen?«
    »Nein, nicht innerhalb der Abtei, denn alle Brüder sind darin eines Sinnes«, erwiderte Magister Ado rasch. »Anlässe zu Spannungen werden meist von draußen hereingetragen.«
    »Spielst du auf die Anhänger des Arius an?« Fidelma bemerkte die beklommenen Blicke, die Bruder Faro und Schwester Gisa
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