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und das Goldene Dreieck

und das Goldene Dreieck

Titel: und das Goldene Dreieck
Autoren: Dorothy Gilman
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nochmals an und sagen Sie ihm, daß sein Mann vor zwei Tagen im Norden gesehen wurde. Wir bekamen seine Beschreibung aus Chiang Säen.«
    Bishop nickte. Als er zur Tür seines Büros ging, blieb er vor der Karte von Thailand stehen. Wenn Mrs. Pollifax und ihr Begleiter nicht an der Polizeisperre vorbeigekommen waren, mußten sie irgendwo zwischen Chiang Mai und Chiang Rai von der Straße verschwunden sein, die von Regenwald umgeben war und durch die Berge führte. Und da er keine Nebenstraßen sah, die von der durchgehenden Straße abführten, hatte er das ungute Gefühl, daß sie irgendwo in den Dschungel eingedrungen waren, ja, man sie vielleicht, aus ihm unbekannten Gründen, dazu gezwungen hatte. Er legte die Fingerspitze auf die ungefähre Gegend, wo sie verschwunden war, dann bewegte er den Finger zu dem Städtchen Chiang Säen und zog eine Linie zwischen ihm und der Route, die Mornajay wahrscheinlich nahm, um in Wen Sas Gebiet zu kommen - und seine Besorgnis wuchs. Mit einer Inbrunst, die ihn selbst überraschte, hoffte er, daß Mrs. Pollifax, falls sie sich im Dschungel befand, nicht dem Mann begegnete, dessen verzweifelter Fluchtversuch bereits ein erstes Opfer gekostet hatte.

16
    Der Pfad hinunter zum Schan-Lager führte durch Gras und Gestrüpp, und nur vereinzelt boten Bäume ihnen Sichtschutz. Es war kein angenehmes Gefühl, so offen dahinstapfen zu müssen, aber sie schwor sich, wie eine Löwin zu sein. So ging sie voraus und behielt den Mann im Auge, der vor der Tür Wache hielt. Er bemerkte sie nicht, sondern klopfte mit den Füßen wie im Takt zu einer kosmischen Musik, aber als sie näher kamen, sah sie das Kabel zu seinem Ohr. Also hatten selbst hier schon Walkmen ihren Einzug gehalten. Bonchoo und sie hatten Glück: Sie waren bereits am Fuß des Hangs angelangt, als der Posten auf sie aufmerksam wurde. Er stieß einen Ruf aus und sprang auf. Seine Kameraden riefen zurück und schon schwang die Tür auf. Bis Mrs. Pollifax und Bonchoo die Lagermitte erreichten, waren sie umzingelt und die Gewehre auf sie gerichtet.
    Die Soldaten waren eher Knaben als Männer, aber sie nahmen ihre Pflichten offenbar sehr ernst. Mit lauter, fester Stimme erklärte Mrs. Pollifax: »Ich bin gekommen, um mich zu erkundigen, ob mein Mann hier ist.« Erfreut stellt sie fest, daß ihre Stimme kein bißchen zitterte. Die Soldaten starrten sie nur an, und mehrere Gewehrläufe drückten sich fester in ihren Rücken.
    »Ich glaube nicht, daß sie Englisch verstehen«, flüsterte Bonchoo. »Lassen Sie es mich versuchen, Koon Emily.«
Sie schüttelte den Kopf. Offensichtlich gab es nur eine Lösung. Mit einem Hüsteln befreite sie ihre Kehle vom Staub, dann schrie Mrs. Pollifax: »Cyrus! Cyrus?« Die Gewehrläufe drückten jetzt schmerzhaft in ihren Rücken, und ein verärgertes, beunruhigtes Gemurmel wurde laut. Doch eine durch die Entfernung gedämpfte, aber unverkennbar vertraute Stimme antwortete: »Emily...? Mein Gott, Emily?«
»Cyrus!« keuchte sie. Tollkühn schob sie Gewehre und Männer zur Seite, brach durch die Umzingelung und rannte zu der langen Baracke mit der geschlossenen Tür. Schreie folgten ihr, eine Kugel pfiff über ihren Kopf, und eine andere wirbelte links von ihr eine Staubfontäne auf. Sie riß die Tür auf, doch ihre noch an grelle Sonne gewöhnten Augen konnten in der Düsternis zunächst nichts wahrnehmen. »Cyrus?« rief sie. Eine vertraute Gestalt machte ein paar Schritte auf sie zu, stolperte jedoch über einen Strick, der sie an einen Pfosten band. »Emily!«
Cyrus streckte ihr die Arme entgegen und sie rannte zu ihm. Vor Erleichterung schluchzend, schmiegte sie sich an ihn. »O Cyrus, ich dachte... ich hatte solche Angst... ich dachte, sie würden dich jeden Moment...«
»Noch nicht.« Er küßte sie aufs Haar. »Sie warteten noch auf jemanden, der Englisch spricht. Sie wollen herausfinden, wer ich bin.«
»Dem Himmel sei Dank, daß sie warteten!« krächzte sie. »Gott sei Dank haben sie dich nicht gleich erschossen!«
»Dann hätten sie ja nicht erfahren, wer ich bin«, gab er zu bedenken.
    Sie lachte unter Tränen. Dann legte sie den Kopf zurück, um ihm ins Gesicht schauen zu können. »Aber sie haben dir doch nichts getan, Cyrus, oder?«
    »Verdammt langer Marsch«, antwortete er rauh. »Ein bißchen müde - und verdammt hungrig, das darfst du mir glauben.« Er blickte zärtlich zu ihr hinunter. »Hab' mir schreckliche Sorgen um dich gemacht, Emily. Hatte Angst, du würdest mir folgen,
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