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und das Goldene Dreieck

und das Goldene Dreieck

Titel: und das Goldene Dreieck
Autoren: Dorothy Gilman
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Er hatte festgestellt, daß sie zwar mit einer gewissen Unbekümmertheit fuhren, doch nicht wie die Wahnsinnigen rasten, was ihn in Bangkok so entsetzt hatte. Am Abend hatten sie im Old Chiang Mai Cultural Center gespeist und sich die anschließende Veranstaltung von Stammestänzern angesehen. Bei dieser Gelegenheit hatten sie angeregt mit einem jungen Amerikaner namens McAndrews geplaudert, der offenbar das gleiche vorhatte wie sie: Sein Tuk-tuk hatte ihres überholt; sie hatten ihn in der Halle ihres Hotels gesehen und im Hotelrestaurant, und genau wie sie hatte er im Cultural Center zu Abend gegessen bei dieser Gelegenheit hatten sie sich miteinander bekannt gemacht.
    Er war ein sehr netter junger Mann, der für ein amerikanisches Hilfsprogramm in Bangkok arbeitete, wie er erzählte. Aber es war seltsam, fand Mrs. Pollifax, wie verlegen er ausgesehen hatte, als Cyrus ihn ansprach. Die Morgenluft war angenehm kühl, und die fernen Berge sahen noch wie bläulicher Dunst aus. Sie fuhren an von Bäumen umstandenen Villen vorbei und an modernen Regierungsgebäuden, bis die Straßen allmählich schmäler und verkehrsreicher wurden und sie die Thae-Pae-Straße erreichten. Mrs. Pollifax, die Bishops Anweisung studiert hatte, hielt die Augen nach dem ApichatLackwarengeschäft offen. »Dort!« rief sie, und das Taxi hielt am Bordstein. Sie bezahlten und betraten die Tha-Pae-Straße.
    »Donnerstag morgen, und wir sind hier!« sagte Cyrus. Er nahm seinen Fotoapparat aus seiner Tasche und hätte dabei fast seine zwei Ölsardinendosen auf den Boden geworfen.
    »Und dort ist der Privatweg«, stellte Mrs. Pollifax mit leiser Stimme fest.
    Sie waren vor dem Lackwarengeschäft ausgestiegen, dessen Tür weit offenstand. Kleine Schätze waren als Blickfänger auf Regalen aufgereiht, und tiefer im dämmrigen Innern noch weitere: Tassen, Vasen, Schüsseln, Teller, Tabletts, Truhen, Schmuckkästchen und dergleichen. Eine zierliche Greisin saß im Laden, mit den Händen im Schoß, und beobachtete sie. Mrs. Pollifax lächelte sie an, hob ihre Kamera und fotografierte sie, dann drehte sie sich um und knipste die Straße. Als Tarnung, sagte sie sich, während sie sich langsam dem Privatweg näherte. Cyrus hatte ihn bereits erreicht und war stehengeblieben, um einen riesigen Tonkrug zu bewundern, der an der Ecke des Lackwarengeschäfts stand. »Emily«, rief er ihr zu, »sieh dir das an! Ist er nicht schön?«
    Sie blieb davor stehen und verspürte sofort - was selten vorkam - den Wunsch, ihn zu besitzen. »Würde er in unserem Garten zu Hause nicht wundervoll aussehen!« rief sie begeistert. Der Krug war gut einszwanzig hoch, aus Terrakotta und elegant geformt.
    »Wasserkrug, nehme ich an«, meinte Cyrus. »Wasserbehälter.«
     
    »Und ganz handgearbeitet, darum ist er auch so schön. Glaubst du, er ist verkäuflich?«
    Cyrus blickte sie amüsiert an. »Und wie, glaubst du, könnten wir ihn in die Staaten zurücktransportieren?«
»Spielverderber!« Bewundernd strich sie mit dem Finger darüber. »Wunderschön«, sagte sie zu der Greisin. »So groß!«
Die alte Frau strahlte und nickte. »Kai yai!« Mrs. Pollifax riß sich davon los, schließlich waren sie nicht auf der Tha-PaeStraße, um Wasserkrüge zu bewundern. Sie schritt in den Privatweg, dann blickte sie über die Schulter. »Kommst du, Cyrus?«
»Gleich«, versicherte er ihr und hob seine Kamera, um den Terrakottakrug zu fotografieren. Mrs. Pollifax wäre fast mit einem einfach gekleideten Thai zusammengestoßen, der aus dem Privatweg herausgerannt kam. Er stoppte nur kurz, um einen Zusammenstoß zu vermeiden, streifte Cyrus, wich mit einer gemurmelten Entschuldigung zurück, stutzte und rannte weiter. Mrs. Pollifax konnte unbehindert ihren Weg fortsetzen. Als sie etwa die Hälfte des Privatwegs zurückgelegt hatte, blieb sie stehen und stellte erstaunt fest, daß Cyrus nicht wie erwartet unmittelbar hinter ihr war, sondern immer noch am Anfang des Weges stand, und zwar mit ausgesprochen merkwürdigem Gesichtsausdruck. Sie wollte schon umkehren und fragen, was er denn hatte, aber da sie bereits so weit war und sie ja schließlich nur hierhergekommen waren, um zur Hütte am Ende dieses Privatwegs zu gehen, beschloß sie, das Schicksal lieber nicht zu versuchen. Es wäre ja nun wirklich zu auffällig, den Weg entlangzuschlendern, rasch zur Straße zurückzukehren und dann wieder umzukehren - ja, viel zu auffällig! So spazierte sie weiter, mit der Kamera in der Hand, und einen
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