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Und das ewige Licht leuchte ihr - Granger, A: Und das ewige Licht leuchte ihr - Rattling the bones

Und das ewige Licht leuchte ihr - Granger, A: Und das ewige Licht leuchte ihr - Rattling the bones

Titel: Und das ewige Licht leuchte ihr - Granger, A: Und das ewige Licht leuchte ihr - Rattling the bones
Autoren: Ann Granger
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hinter mir. Mein spezielles Interessengebiet ist die Unterbringung der älteren Obdachlosen und derjenigen, die man als geistig behindert betrachten könnte. Keine ernsten mentalen Erkrankungen, sondern die einfacheren.«
    »Meschugge?«, fragte die Frau freundlich.
    »Genau. Es ist eine vernachlässigte Kategorie, deswegen habe ich mich dafür entschieden. Die meisten ziehen es vor, über dysfunktionale Familien zu schreiben oder …«
    Mein Blick streifte die Katzenfotos. »Oder verwilderte Tiere in einer urbanen Umgebung. Eine Freundin von mir schreibt über urbane Füchse. Aber wir werden alle alt, nicht wahr? Und nicht alle von uns sind perfekt an die Gesellschaft angepasst.«
    Das Gesicht der Frau wurde düster, und ich befürchtete bereits, eine taktlose Bemerkung von mir gegeben zu haben. Vielleicht hatte sie gerade einen runden Geburtstag hinter sich. Doch wie sich rasch herausstellte, hatte etwas anderes ihr Missfallen erregt.
    »Eines meiner Kätzchen wurde von einem Fuchs erlegt«, sagte sie. »Gleich im Garten hinter meinem Haus!«
    Ich gab meinem Bedauern Ausdruck.
    Ihre Stimmung besserte sich. »Nun, dann wollen wir doch mal sehen, was wir für Sie tun können«, sagte sie.
    Sie gab mir eine Liste von Wohnheimen, zusammen mit einer ganzen Menge anderen Materials, und wünschte mir viel Erfolg bei meinen Untersuchungen.
    »Kommen Sie uns doch besuchen, wenn Sie Ihren Abschluss gemacht haben«, waren ihre Abschiedsworte. »Wir suchen verzweifelt nach geeigneten jungen Leuten zur Ausbildung in unserem beruflichen Umfeld. Haben Sie schon einmal daran gedacht, Sozialarbeiterin zu werden? Die Berufsaussichten sind glänzend, und Sie scheinen genau die Sorte von junger Frau zu sein, die wir suchen. Falls Sie diesen Berufswunsch verspüren, kommen Sie gerne jederzeit vorbei, und wir unterhalten uns.«
    Ich beschloss, Ganesh nichts von alledem zu erzählen, weil er mich sicher fragen würde, ob ich denn keinerlei Gewissensbisse gespürt hatte. Worauf ich hätte antworten müssen: Nein, absolut nicht.
    Ich klemmte mir die Liste mit den Adressen der Heime unter den Arm und machte mich auf den Weg. Ich hatte Bonnie bei mir, meine kleine Hündin. Ich würde den größten Teil des Tages unterwegs sein, und ich lasse sie nicht gerne so lange Zeit allein in der Wohnung eingesperrt. Sie ist dann immer voller Ungeduld.
    Es war ein warmer Tag, und es dauerte nicht lange, bis Bonnie und ich fußlahm und verschwitzt waren und die Nase voll hatten. Ich fing bereits an zu überlegen, dass ich vielleicht doch besser auf Ganesh gehört hätte. Ich verschwendete meine Zeit. Nicht nur das, sondern die Heime, die ich besuchte, waren unglaublich deprimierend und in einigen Fällen furchteinflößend. Ich begegnete Irren, Drogensüchtigen und Alkis. Wenn ich nicht eingeschüchtert war von dem, was ich vorfand, dann war ich wütend und frustriert. Ich würde niemals Sozialarbeiterin werden können, dachte ich, weil ich niemals die notwendige Objektivität aufbringen könnte. Ich würde mich viel zu sehr um jeden Einzelnen sorgen und genau aus diesem Grund wahrscheinlich versagen. Selbst heute war es nur mein Starrsinn, der mich weitermachen ließ (und der Wunsch, Ganesh gegenüber nicht zugeben zu müssen, dass er Recht gehabt hatte). Und wie es häufig der Fall war, gerade als ich doch aufgeben wollte, traf ich ins Schwarze.
    Es war ein kleines Heim, geführt von einer wohltätigen Stiftung, und es befand sich in einem heruntergekommenen viktorianischen Haus, das früher einmal eine prächtige Villa gewesen sein musste. Nicht unähnlich dem Haus, in dem meine Mietwohnung lag. Ein paar Bäume kämpften draußen auf der stillen Straße ums Überleben. Einer davon wuchs direkt gegenüber der Eingangstür, und seine Äste überragten den Bürgersteig. Der Herbst war noch nicht angebrochen, doch die Blätter fingen bereits an sich zu verfärben und abzufallen. Einige lagen auf den ungekehrten Stufen, die zur Tür führten. Auf der obersten davon, zwischen den Blättern und an ein kunstvolles schmiedeeisernes Gitter gelehnt, saß eine junge Frau mit langen wirren Haaren und farblich nicht zueinander passenden, zusammengewürfelten Kleidungsstücken. Sie weinte lautlos vor sich hin.
    Sie war nicht die erste mental kranke Person, die mir an diesem Tag über den Weg gelaufen war, doch es war trotzdem ein schlimmer Anblick. Hätte sie laut geschluchzt und sich voller Kummer hin und her gewiegt, wäre ich besser mit der Situation
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