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Und dann gabs keines mehr

Und dann gabs keines mehr

Titel: Und dann gabs keines mehr
Autoren: Agatha Christie
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gesessen hatte, korrekt angezogen, umgeben von den modernsten Geräten und den luxuriösesten Möbeln, und gewartet hatte – lange leere Tage gewartet, ob er mit seiner Praxis Erfolg haben oder scheitern würde…
    Nun, die Praxis lief. Er hatte Glück gehabt. Glück und Können natürlich. Er war gut in seinem Beruf – aber das war nicht genug, um Erfolg zu haben. Man brauchte auch Glück dazu. Und das hatte er gehabt! Eine treffende Diagnose, ein paar dankbare Patientinnen – Frauen mit Geld und Ansehen – und es hatte sich herumgesprochen. «Du solltest mal zu Armstrong gehen – ein ganz junger Mann – aber so tüchtig – Pam ist jahrelang zu allen möglichen Ärzten gerannt, und er hat mit einem Blick gesehen, woran es lag!» Der Ball war ins Rollen gekommen.
    Und jetzt hatte es Dr. Armstrong tatsächlich geschafft. Seine Tage waren ausgefüllt. Er hatte kaum Freizeit. Und deshalb war er an diesem Augustmorgen froh, London zu verlassen und für ein paar Tage auf eine Insel vor der Küste Devons zu fahren. Nicht, dass es für ihn reine Ferien sein würden. Der Brief, den er erhalten hatte, ließ vieles offen, aber der beiliegende Scheck ließ ganz und gar nichts offen. Ein unglaubliches Honorar. Diese Owens mussten Geld wie Heu haben. Irgendeine Kleinigkeit, wie es aussah, ein Ehemann, der sich um die Gesundheit seiner Frau sorgte und darüber einen Bericht wollte, ohne dass sie sich Sorgen machte. Sie lehnte es ab, einen Arzt aufzusuchen. Ihre Nerven Nerven! Er zog die Brauen hoch. Die Frauen und ihre Nerven! Wenigstens war das gut fürs Geschäft. Die Hälfte der Frauen, die ihn aufsuchten, hatten gar nichts, außer Langeweile, aber sie wären ihm nicht gerade dankbar gewesen, wenn er ihnen das gesagt hätte. Und etwas ließ sich immer finden.
    «Eine leicht ungewöhnliche Veränderung des (irgendein langes Wort), nichts Ernsthaftes – aber man sollte es in Ordnung bringen. Eine einfache Behandlung.»
    Nun ja, genau genommen war Medizin vor allem eine Sache des Glaubens. Und er hatte eine gute Art – er konnte Hoffnung und Glauben geben.
    Was für ein Glück, dass er sich rechtzeitig nach diesem Vorfall vor zehn – nein, fünfzehn – Jahren wieder zusammengerissen hatte. Das hätte ins Auge gehen können! Er war völlig heruntergekommen, damals. Der Schock hatte ihn wieder aufgerüttelt. Er hatte ganz mit dem Trinken aufgehört. Bei Gott, das war verdammt knapp gewesen.
    Mit ohrenbetäubendem Hupen brauste ein riesiger Dalmain-Sportwagen mit achtzig Meilen pro Stunde an ihm vorbei. Beinah wäre Dr. Armstrong in der Hecke gelandet. Einer von diesen jungen Idioten, die über Land rasten. Er hasste sie alle. Das war gerade noch einmal gut gegangen. Verdammter junger Hitzkopf!
     

VII
     
    Tony Marston bretterte nach Mere hinunter und dachte: «Grässlich, wie viele Autos über die Straßen kriechen. Immer blockiert einem irgendwer den Weg. Und natürlich fahren sie mitten auf der Straße! In England Auto zu fahren ist sowieso ziemlich hoffnungslos… nicht wie in Frankreich, wo man es wirklich voll ausreizen kann…»
    Sollte er hier für einen Drink anhalten oder weiterfahren? Er hatte noch massenhaft Zeit. Nur noch hundert Meilen, wenig mehr. Er würde sich einen Gin und ein Gingerale genehmigen. Was für ein glühend heißer Tag!
    Diese Inselnummer könnte Spaß machen – wenn das Wetter so blieb. Wer waren diese Owens eigentlich, fragte er sich. Stinkreich wahrscheinlich. Biber hatte einen guten Riecher für solche Leute. Musste er natürlich auch, der arme Kerl, ohne eigenes Geld…
    Hoffentlich gab es da genug zu trinken. Man wusste nie, bei diesen Typen, die nicht mit Geld geboren waren, sondern es selbst machten. Schade, dass die Story, Gabrielle Turl hätte die Insel gekauft, nicht stimmte. Leute vom Film hätte er zu gern mal näher kennen gelernt.
    Egal, ein paar Mädels würde es dort schon geben…
    Als er das Hotel verließ, streckte er sich, gähnte, guckte in den blauen Himmel und kletterte in den Sportwagen.
    Ein paar junge Frauen sahen ihn bewundernd an – seinen gut gebauten Körper von mehr als einem Meter achtzig, sein krauses Haar, seinen gebräunten Teint und seine unglaublich blauen Augen.
    Er ließ die Kupplung kommen, der Motor heulte auf. Er schoss die enge Straße hinauf. Alte Männer und junge Kerle retteten sich mit einem Sprung zur Seite. Die Jungen blickten dem Wagen sehnsüchtig hinterher.
    Anthony Marston setzte seine triumphale Fahrt fort.
     

VIII
     
    Mr. Blore
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