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Und dann gabs keines mehr

Und dann gabs keines mehr

Titel: Und dann gabs keines mehr
Autoren: Agatha Christie
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ihr.
    Captain Lombard sagte: «Ich warte mit Miss –»
    «Claythorne», stellte sich Vera vor.
    «Mein Name ist Lombard. Philip Lombard.»
    Die Gepäckträger luden die Koffer auf das Dach des Wagens. Im Taxi bemerkte Richter Wargrave mit der Vorsicht des Juristen: «Wundervolles Wetter heute.»
    «In der Tat», antwortete Miss Brent.
    Ein vornehmer älterer Herr, dachte sie. Ganz anders als der Typ Mann, den man sonst in Pensionen an der See traf. Anscheinend hatte Mrs. oder Miss Oliver gute Verbindungen…
    «Kennen Sie diesen Teil der Welt gut?», fragte Richter Wargrave.
    «Ich bin schon in Cornwall gewesen und in Torquay, aber dies ist mein erster Besuch in Devon.»
    «Ich bin auch fremd in diesem Teil der Welt», gestand der Richter.
    Das Taxi fuhr los.
    «Möchten Sie sich reinsetzen, solange wir warten?», fragte der Fahrer des zweiten Taxis.
    «Nein, vielen Dank», entgegnete Vera bestimmt.
    Captain Lombard lächelte.
    «Die sonnige Mauer da drüben sieht attraktiver aus», meinte er. «Falls Sie nicht lieber in den Bahnhof gehen wollen?»
    «Nein, wirklich nicht. Es ist angenehm, aus dem stickigen Zug an die Luft zu kommen.»
    «Ja, bei dem Wetter ist eine Reise mit dem Zug ziemlich anstrengend», stimmte er ihr zu.
    «Ich hoffe, es hält sich – das Wetter, meine ich», fuhr Vera im Plauderton fort. «Unsere englischen Sommer sind so trügerisch.»
    Mit einem gewissen Mangel an Originalität fragte Lombard: «Kennen Sie diesen Flecken der Welt gut?»
    «Nein, ich bin noch nie hier gewesen.» Und darum bemüht, ihre Rolle von Anfang an klarzustellen, ergänzte sie schnell: «Ich habe meine Arbeitgeber noch nicht einmal gesehen.»
    «Ihre Arbeitgeber?»
    «Ja, ich bin Mrs. Owens Sekretärin.»
    «Jetzt verstehe ich.» Fast unmerklich veränderte sich sein Benehmen. Es wurde einen Hauch sicherer – lockerer im Ton. «Ist das nicht ziemlich ungewöhnlich?», fragte er.
    Vera lachte.
    «Nein, ich glaube nicht. Ihre Sekretärin ist plötzlich erkrankt, und da hat sie ein Telegramm an eine Agentur geschickt, um Ersatz zu finden – und die haben mich geschickt.»
    «So war das. Und was ist, wenn Ihnen der Posten nicht gefällt?»
    Vera lachte wieder.
    «Es ist nur vorübergehend – ein Ferienjob. Ich habe eine feste Anstellung an einer Mädchenschule. Und jetzt bin ich schrecklich gespannt auf die Insel. Es hat so viel darüber in den Zeitungen gestanden. Ist sie wirklich so faszinierend?»
    «Ich weiß nicht. Ich habe sie noch nicht gesehen.»
    «Wirklich? Ich nehme an, die Owens sind völlig begeistert von der Insel. Was für Leute sind das eigentlich? Erzählen Sie!»
    «Jetzt sitze ich in der Patsche», dachte Lombard. «Kenne ich sie nun oder kenne ich sie nicht?»
    «Da, eine Wespe», rief er schnell. «Sie kriecht Ihren Arm hoch. Halten Sie ganz still.» Er machte einen überzeugenden Satz nach vorn. «Hier, jetzt ist sie weg.»
    «Mein Gott. Ich danke Ihnen. Diesen Sommer schwirren eine Menge Wespen herum.»
    «Ich glaube, es ist die Hitze. Auf wen warten wir eigentlich, wissen Sie das?»
    «Ich habe nicht die leiseste Ahnung.»
    Der laute, lang gezogene Pfiff eines nahenden Zuges erscholl.
    «Das wird der Zug sein», sagte Lombard.
    Ein hoch gewachsener, militärisch wirkender alter Mann erschien am Ende des Bahnsteigs. Sein graues Haar war kurz geschnitten, und er trug einen sorgfältig getrimmten weißen Schnurrbart.
    Sein Gepäckträger, der unter dem Gewicht des festen Lederkoffers leicht schwankte, zeigte auf Vera und Lombard.
    Energisch ging Vera auf ihn zu.
    «Ich bin Mrs. Owens Sekretärin. Das Auto hier wartet auf uns.» Sie fügte hinzu: «Und das ist Mr. Lombard.»
    Blassblaue Augen, die trotz ihres Alters scharf sahen, maßen Lombard mit einem prüfenden Blick. Einen Moment lang zeigte sich in ihnen ein Urteil – klar erkennbar für jeden, der es hätte lesen wollen.
    «Gut aussehender Bursche. Aber irgendetwas stimmt nicht mit ihm…»
    Die drei stiegen in das wartende Taxi. Sie fuhren durch die verschlafenen Straßen des kleinen Oakbridge und blieben noch etwa eine Meile auf der Hauptstraße nach Plymouth. Dann bogen sie ab in ein Gewirr winziger Landstraßen, allesamt steil, grün und schmal.
    «Diesen Teil von Devon kenne ich nicht», sagte General MacArthur. «Ich komme aus Ost-Devon – direkt an der Grenze zu Dorset.»
    «Es ist wirklich hübsch hier», schwärmte Vera. «Die Hügel und die rote Erde, und alles so grün und üppig.»
    «Etwas eng hier…», bemerkte Philip Lombard
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