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Unbeugsam

Unbeugsam

Titel: Unbeugsam
Autoren: Laura Hillenbrand
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wurde von vier Zeros und einem Doppeldecker |117| verfolgt. Seine Schützen schossen eine Zero ab, dann gelang es dem Piloten, sich vor seinen Verfolgern in einer Wolke in Sicherheit zu bringen. Leutnant Jacobs, bis vor Kurzem noch der Mann an Phils linkem Flügel, war zwar weiter unten immer noch in der Luft, musste jedoch damit zurechtkommen, dass nur noch drei Motoren funktionierten, das rechte Ruder fehlte und er darüber hinaus von mehreren Zeros umzingelt war. Eine Zero konnten seine Schützen abschießen. Thor Hamrin, Pilot der B-24
Jab in the Ass,
sah, wie Jacobs zu kämpfen hatte, wendete und ließ aus sämtlichen Gewehren auf die Zeros feuern, die sich daraufhin zurückzogen, und Jacobs konnte neben Hamrin weiterfliegen.
    Die ersten Bomber nahmen, verfolgt von Zeros, wieder Kurs auf den offenen Ozean. Da jetzt die Kämpfer alle abgezogen und viele Abwehranlagen zerstört waren, blieb der japanische Stützpunkt praktisch wehrlos zurück. Die noch verbliebenen amerikanischen Maschinen rauschten durch dicke Rauchschwaden heran und ließen Bomben auf die Phosphatwerke regnen. Ein Reporter, der in dem Flugzeug saß, das als Letztes den Luftraum über der Insel verließ, warf durch sein Fernglas noch einen Blick zurück. Er sah »eine lavaartige Masse aus Rauch und Feuer«, 9 einen brennenden japanischen Bomber, ein paar wenige Schüsse aus Flugabwehrgeschützen, aber keinerlei menschliche Bewegung mehr.
     
    Phil und Cuppernell bemühten sich jetzt nach Kräften,
Super Man
so schnell es ging zurückzufliegen. Das Flugzeug war stark beschädigt, es hatte die Tendenz, eine Drehung um 180 Grad zu machen und mit der Oberseite nach unten zu fliegen. Wegen eines starken Abwärtsdralls war das Flugzeug kaum mehr zu manövrieren, und die Piloten mussten all ihre Kräfte aufbieten, um es auf Kurs zu halten. Drei Zeros umkreisten die Maschine und hörten nicht auf, sie mit Gewehren und Granaten zu beschießen. Die amerikanischen Schützen, unter deren Füßen die glühendheißen verschossenen Patronenhülsen knirschten, feuerten zurück: Mitchell vom Bug aus, Pillsbury aus dem Geschützturm, Glassman von der Unterseite, Lambert im Heck, sowie Brooks und Douglas, die exponiert in den breiten, offenen Rumpffenstern standen. Louie befand sich noch immer in der Bugkanzel und sah, wie der Geschosshagel Rumpf und Flügel der Zeros durchlöcherte, doch sie waren nicht abzuschütteln. Aus allen Richtungen schlugen Kugeln in das Flugzeug ein. Von überall innerhalb der Maschine waren durch Einschusslöcher in der Außenhaut Himmel und Meer zu sehen. Und ständig wurden es mehr.
    Louie wollte gerade seine Bugkanzel verlassen, da sah er eine Zero, die |118| direkt auf
Super Mans
Bug zuhielt. Mitchell und der Pilot der Zero feuerten gleichzeitig. Louie und Mitchell spürten, wie die Kugeln an ihnen vorbeizischten, eine ganz nah an Mitchells Arm, eine andere verfehlte nur knapp Louies Gesicht. Der Mechanismus des Geschützturms fiel aus, nachdem ein Schuss das Stromkabel durchtrennt hatte. In diesem Moment sah Louie, wie der Pilot der Zero zusammenzuckte. Mitchell hatte ihn getroffen. Für einen Augenblick lang sah es ganz so aus, als würde die Zero auch jetzt noch frontal auf
Super Man
zuhalten. Aber da drückte das Gewicht des tödlich getroffenen Piloten auf den Steuerhebel, zwang die Zero nach unten. Das Kampfflugzeug schlug unweit der Küste im Meer auf.
    Louie bediente den Geschützturm, der nun nicht mehr mit Strom versorgt war, von Hand, und Mitchell kletterte heraus. Die Schützen hatten nicht aufgehört zu feuern, und
Super Man
setzte schwankend seinen Weg fort. Zwei Zeros befanden sich immer noch in unmittelbarer Nähe.
     
    Pillsbury verfügte in seinem Geschützturm über wahrhaft furchteinflößende Waffen: Zwillings-MGs im Kaliber .50. Jedes Gewehr konnte 800 Schüsse pro Minute abgeben, die Kugeln erreichten eine Geschwindigkeit von einem Kilometer pro Sekunde. 10 Pillsburys Gewehre töteten, wenn nötig, aus sechs Kilometern Entfernung einen Menschen und konnten auch eine Zero durchaus außer Gefecht setzen. Doch die japanischen Maschinen jagten tiefer als
Super Man
dahin, auf einer Höhe, wo Pillsburys Schüsse sie nicht erreichen konnten. Schüsse knallten gegen die Unterseite von
Super Man
, sehen konnte Pillsburg aber nur die Flügel der Zeros. Er konzentrierte sich auf die Zero, die am nächsten war, und dachte:
Käme er doch bloß herauf, dann könnte ich ihn abschießen
. 11
    Er wartete. Das Flugzeug ächzte
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