Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar
Autoren: Franka Rubus
Vom Netzwerk:
die sich nach und nach in der Stadt unter ihr entzündeten wie ein Spiegelbild des Sternenhimmels.
    Die Schritte verhielten.
    »Du hattest die Läden schon wieder nicht geschlossen.« Der Blick des Doktors bohrte sich wie ein spitzer Finger in ihren Nacken. Frei schlang die Arme um ihren Oberkörper und zuckte zusammen, als sie die Verbrennungen auf ihrer Haut streifte, die gerade erst zu heilen begannen.
    Cedric seufzte. Es klang ein wenig angestrengt. Aber er sagte nichts. Vermutlich hatte er es aufgegeben, zu hoffen, sie möge etwas kooperativer und weniger kontraproduktiv sein.
    »Ich kann nicht schlafen, wenn die Läden geschlossen sind.«
    Ein weiteres Seufzen. »Du lügst.«
    Ärger flammte in Freis Brust auf, und nun drehte sie sich doch um. »Wann kann ich hier raus?«
    Cedric hob die dunklen Brauen und sah sie mit stoischer Ruhe an. »Wenn ich es sage.«
    Auf keinen Fall, solange sie sich seinen Anordnungen widersetzte. Frei runzelte ärgerlich die Stirn. Dieses Gespräch hatten sie schon oft geführt. Sie verbrachte jede Nacht Stunden damit, sich neue Argumente zu überlegen. Aber Cedric weigerte sich, zu diskutieren, und allmählich gab sie es auf. »Ich gehöre dir nicht.«
    »Du bist nicht zurechnungsfähig, das musst du zugeben.«
    »Niemand wird normal im Kopf, solange er in einer Zelle eingesperrt ist!«
    Cedric schloss die Augen und presste den Mittelfinger gegen seine Nasenwurzel. »Sei so gut und leg dich hin, Frei. Ich habe nicht die ganze Nacht Zeit.«
    Er warf den Beutel, den er bisher in der Hand gehalten hatte, auf das Bett nahe der Wand. Die Laken raschelten. Ein Glucksen und Schwappen drang an Freis empfindliches Gehör, und sie wusste sofort, was der Beutel enthielt. Blutkonserven.
    Blut …
    Ein rötlicher Schleier fiel über ihre Augen. Frei ballte die Fäuste, bis ihre Handflächen aufsprangen, kämpfte gegen den Hunger und gegen die Machtlosigkeit, die er ihr aufzwang. Sie hasste diese Gier, die alle anderen Gedanken auslöschte. Jeden Tag gelang es ihr etwas besser, sich zu beherrschen.
    Aber am Ende verlor sie.
    Immer.
     
    Als Frei wieder zu sich kam, lag sie zwischen blutigen Decken auf dem Bett. Auf ihren Wangen brannte noch das Salz der bitteren Tränen.
    Neben ihr am Kopfende stand Cedric und sah auf sie herab. »Wären wir dann jetzt so weit?« Seine Stimme klang nun sanft und gar nicht mehr ungeduldig.
    Frei schloss die Augen und gab keine Antwort. Es hatte einfach keinen Sinn, sich zu wehren. Cedric war der Einzige, der ihr helfen konnte. Und vermutlich war es auch nicht seine Schuld, dass es so lange dauerte. Am Ende war ja doch sie diejenige, die ihren Jagdtrieb nicht unter Kontrolle hatte.
Sie
war das Ungeheuer. Das hatte sie gerade wieder eindrücklich bewiesen.
    Sie hörte Cedrics leise Schritte, und kurz darauf spürte Frei seine Finger an ihren Schläfen. Dumpfe Taubheit floss zäh inihre Glieder. Er lähmte sie. Frei lachte stumm. Selbst der mächtige Dr. Edwards musste sich vor ihren unkontrollierten Angriffen schützen.
    »Dein Jagdtrieb ist vollkommen durchschnittlich für eine Progressive deines Alters«, bemerkte Cedric. »Das ist nicht das, worum es mir geht.«
    Frei zuckte innerlich zusammen. Manchmal vergaß sie, dass er ihre Gedanken hören konnte, sobald er die Verbindung zwischen ihren Körpern hergestellt hatte. Sie atmete tief ein und wieder aus. Wollte er sie für blöd verkaufen? Seit Monaten erzählte er ihr, dass sie nicht nach draußen konnte, weil sie zu unberechenbar war!
    Was ist dann das Problem?,
fragte sie wortlos.
    Cedric antwortete nicht gleich. Stattdessen ging er zum Fußende des Bettes hinüber und legte seine Hände auf ihr Schienbein. Die unsichtbaren Finger seiner Blutgabe tasteten jede einzelne ihrer Zellen ab, beginnend beim Fußgelenk. Mit dem Fuß waren sie seit gestern endgültig fertig. Cedric hatte alle Rückstände von Betarelacin-Blockern und anderen toxischen Substanzen des Versuchsprogramms entfernt, die er hatte finden können. Er war wieder normal, ihr Fuß – so normal, wie ein Vampirfuß eben sein konnte. Nach zwei Wochen täglicher Behandlung. Der Rest des Beins würde noch einmal mindestens fünf Wochen in Anspruch nehmen, ehe sie die Behandlung auf der linken Seite wiederholten. Bei ihren Armen hatte es jeweils drei Wochen gedauert, sie zu reinigen. Aber im Vergleich zu den Qualen, die sie ausgestanden hatte, als Cedric ihren Rumpf und die darin liegenden Eingeweide behandelte, war die Reinigung ihrer Gliedmaßen ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher