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Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar
Autoren: Franka Rubus
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genommen – geschweige denn von seiner Schönheit. Er war hochgewachsen und so schlank, dass man es fast zierlich nennen musste. Honigfarbenes Haar fiel ihm weich in die Stirn bis fast über die hellbraunen Augen, die in einem ungewöhnlich intensiven Bernsteinton leuchteten.
Ein junger Adonis, der aussieht, als sei er aus Elfenbein und Rosenblättern gemacht.
So hatte Oscar Wilde seinerzeit seinen Dorian Gray beschrieben, und ganz sicher wäre erauch von Dorian Keaton schlichtweg hingerissen gewesen. Genau wie jeder andere, der ihm begegnete. Daran hatten auch vierhundert Jahre Unsterblichkeit nichts ändern können – ein Vorzug, den Cedric definitiv nicht sein Eigen nennen konnte.
    Und dabei war Dorians Schönheit längst nicht das Bemerkenswerteste an ihm. Ein leichtes Stechen bohrte sich in Cedrics Hinterkopf. Schon damals, als sie sich kennenlernten, war Dorian Keaton einer der mächtigsten psychischen Manipulatoren gewesen, die die Vampirgesellschaft kannte. Und das war mehr als zweihundert Jahre her.
    Dorian legte inzwischen noch immer lächelnd den Kopf schief und schob in einer lässigen Bewegung die Hände in die Taschen seines Anzugs. »Aber was schaust du denn so verknittert, mein Lieber? Freust du dich gar nicht, mich zu sehen?« Sogar seine Stimme war angenehm, weich und mit einer Spur jugendlichen Schalks. Cedric spürte, wie die Worte sanft in ihn hineinflossen. Ihn streichelten, ohne ihn zu belästigen. Ganz beiläufig. Ganz harmlos. Ihm wurde schlecht davon.
    Ruhig Blut,
ermahnte er sich.
Bleiben wir beim Protokoll.
    »Du bist zu spät«, erklärte er so ruhig er konnte. »Ich würde dir raten, das nicht zur Gewohnheit werden zu lassen, falls du Wert auf gute Zusammenarbeit legst.« Er wandte sich an seine Assistentin, die noch immer mit diesem seltsam verklärten Gesicht auf der Schwelle stand. Heute würde sie ihm keine Hilfe mehr sein, so viel stand fest.
    »Pei Lin, du kannst gehen. Ich möchte mit Mr. Keaton allein sprechen.« Er nickte ihr zu und bemerkte besorgt, mit wie viel Verzögerung sie auf seine Stimme reagierte. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Dorian die Hand vor den Mund hielt – in einer scheinbar nachdenklichen Geste. Aber Cedric wusste genau, dass er es tat, um ein Lachen zu verbergen.
    Pei Lin nickte. »Natürlich … Ruf mich, wenn du michbrauchst, ja?« Auf unsicheren Beinen, wie eine Betrunkene, verließ sie den Raum und schloss die Tür hinter sich.
    Doch erst, als von ihren Schritten auf dem Gang längst nichts mehr zu hören war, wandte Cedric sich wieder seinem Gast zu.
    »Also. Setz dich.« Er deutete auf den Besucherstuhl und beobachtete, wie Dorian sich geschmeidig darauf niederließ. »Nimm es mir nicht übel, aber ich werde nicht sagen, dass ich mich freue, dich zu sehen.«
    Dorian ließ ein sanftes Lachen hören und schlug lässig die Beine übereinander. »Ehrlich wie eh und je. Du weißt, ich schätze das. Und ich hoffe, du wirst mir verzeihen: Ich für meinen Teil bin sehr froh, hier zu sein.«
    Cedric runzelte ärgerlich die Stirn. »Verschwenden wir keine Zeit mit Floskeln, Dorian. Reden wir Klartext. Was willst du hier? Ich habe genug am Hals, auch ohne dass du meine Arbeit boykottierst.«
    Dorian hob die Brauen und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Die bernsteinfarbenen Augen glitzerten spöttisch. »Was ich hier will? Mein alter Freund, du willst mir doch nicht erzählen, dass du dir das nicht denken kannst.«
    Cedric presste die Lippen zusammen. »Wir waren niemals Freunde, Dorian. Und ich will von dir persönlich hören, dass das alles kein schlechter Witz ist.«
    Dorian antwortete nicht sofort. Dann aber breitete sich erneut ein träges Lächeln auf seinem Gesicht aus. »Also gut. Wie du meinst. Meine Geschichte ist ganz einfach: Ich habe aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass du dringend einen Biotechniker suchst, und diese Gelegenheit konnte ich mir unmöglich entgehen lassen. Nicht, nachdem ich seit sieben Jahren deine Forschungsberichte verfolge.« Dorian richtete sich wieder auf und fixierte Cedric mit funkelndem Blick. »Ich kenne dich. Du bist etwas auf der Spur, habe ich recht? Dieser Antrag, diesehalbgaren Hinweise … Du hältst etwas zurück. Und wenn du etwas verheimlichst, dann ist es immer etwas, das sich zu wissen lohnt, nicht wahr?« Er zog die Oberlippe zurück, dass seine Eckzähne sichtbar wurden. »Du willst Ehrlichkeit, die kannst du haben.
Ich
will deine Geheimnisse, Cedric – jedes einzelne davon.«
    Ein weiches Prickeln
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