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Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar
Autoren: Franka Rubus
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Himmel, der sich inzwischen mit einem milchiggrauen Schleier überzogen hatte, und ließ dann seinen Blick von einem zum anderen schweifen.
    »Es wird Zeit für uns zu gehen«, sagte er ruhig. »Ehe es für Blue zu hell wird.«
    Red an seiner Seite nickte. Sein Blick aber war seltsam leer, und Blue wusste, dass er an Elizabeth dachte. Elizabeth, die in der Station zurückgeblieben war. Er hatte sich nicht von ihr verabschiedet. Weil sie sich an nichts von alldem, was geschehen war, erinnern konnte – auch an ihn nicht. Dafür hatte Kris gesorgt. Für sie war es in Anbetracht der Tatsache, dass es keinen Ort gab, an den sie zurückkehren konnte, sicher das Beste. Trotzdem konnte Blue sehen, dass es Red in der Seele weh tat, so an sie zu denken.
    Entschlossen trat sie neben ihn und griff nach seiner Hand; spürte, wie seine Finger sich warm und fest um ihre schlossen. Und als er sie dankbar ansah, hatte Blue das Gefühl, ihr Herz müsste überfließen.
    Cedric musterte sie inzwischen auf diese eindringliche Art, die sie so gut von ihm kannte. Dass seine Augenfarbe jetzt eine andere war, hatte daran nichts geändert.
    »Blue, bist du sicher, dass du sie begleiten willst?«
    Blue lächelte. Ihr alter Name – für ihn war er neu, und er kam ihm noch ein wenig stockend über die Lippen. Auch sie selbst gewöhnte sich erst wieder daran. Aber es war ein gutes Gefühl. »Ja, ganz sicher. Ich … komme ja wieder.«
    Sie sprach nicht aus, wie froh sie gewesen wäre, wenn er sie ebenfalls begleitet hätte. Er wusste das sehr gut. Aber er konnte und würde das nicht tun, und Blue verstand das. Sid war seit seinem und Cedrics letztem gemeinsamen Auftritt wieder verschwunden – zumindest körperlich. Innerhalb von White Chapel war seine allgegenwärtige Anwesenheit nun wieder fast zu deutlich zu spüren. Cedric würde nach Sids Körper suchen und nach einer Möglichkeit, den Wächter von der Station zu lösen. Also würden sie ohne ihn ein letztes Mal nach Schottland zurückkehren. Um Chase’ sterbliche Überreste zu bergen – und Nahrungsmittel aus dem inzwischen vermutlich verlassenen Dorf mitzubringen, damit sich jenes rätselhafte Gift noch möglichst lange in Elizabeths Blut hielt.
    Cedrics Lächeln geriet ein wenig schief. »Natürlich wirst du wiederkommen. Und wenn es nur ist, um mir auf die Nerven zu fallen, ob ich inzwischen ein Heilmittel für dich gefunden habe.«
    Blue schluckte. Ein Heilmittel. Eine Medizin, die sie von der Unsterblichkeit befreien konnte. Der Schlüssel dazu mochte tatsächlich in Elizabeths Blut liegen. Aber das, so viel war ihr in den letzten Stunden bewusst geworden, war nicht mehr das Wichtigste, worauf es ihr ankam.
    Sie schloss ihre Finger noch ein wenig fester um Reds Hand und sah ihn an. Er erwiderte ihren Blick mit einem Lächeln, und in seinen Augen sah sie, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.
    Sie wollte leben. Gemeinsam mit ihm. Egal, wie.
    Cedrics Lächeln gelang ihm im zweiten Versuch schon deutlich besser.
    »Bis später, Blue«, sagte er. »Genieß deine Freiheit.«
    Und nun musste Blue Red doch für einen Augenblick loslassen, um Cedric zu umarmen.
    »Danke«, flüsterte sie. »Für alles.«
    Seine Hand streifte flüchtig durch ihr Haar. »Nun geh schon. Das ist kein Abschied für immer. Kris wird schon auf dich aufpassen. Er kann es sich gar nicht leisten, dich zu verlieren.«
    Blue sah sich zu Kris um, dessen Lächeln plötzlich ein wenig gequält wirkte. »Er hat recht«, bestätigte er. »Das kann ich wirklich nicht.«
    Blue verstand nicht ganz, was er damit meinte. Aber es war ihr auch egal. Nur ein wenig widerstrebend ließ sie Cedric los und kehrte zurück an Reds Seite. Es fühlte sich richtig an. So richtig wie noch nie zuvor. Sie würden zusammen gehen. Und alles andere würde sich zeigen.
    Nur noch einmal sah sie sich um, als sie die Lichtung verließen. Doch Cedric war bereits verschwunden.
    Blue schluckte den Kloß hinunter, der sich in ihrer Kehle bilden wollte. Es war Zeit, nach vorn zu sehen. Die Nacht würde nur allzu bald vorüber sein.
    Über ihnen in den Ästen der Bäume kündigten die ersten Singvögel den neuen Morgen an.

Informationen zum Buch
    „Ich bin anders!“
    Seit Blue erwacht ist, hat für sie ein neues Leben als Vampirin begonnen. Mit Hilfe des Wissenschaftlers Cedric, der ebenfalls ein Vampir ist, kämpft sie gegen die Wunden an Körper und Geist – und um die menschliche Vergangenheit, die ihr seither verborgen ist. Trotz
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