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Umwege zum Glück

Umwege zum Glück

Titel: Umwege zum Glück
Autoren: Berte Bratt
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Christiane gibt Gas und versetzt Tante Isa einen Schubs, wenn sie zu bedächtig und vorsichtig ist.“
    „Wohnen sie denn schon lange zusammen?“
    „Nein, erst ein Jahr. Als Tante Isa eine Anstellung hier in Kiel bekam, war Tante Christiane begeistert und schlug sofort vor, sie sollten sich zusammentun. Tante Christiane fühlte sich wohl etwas einsam in der großen Wohnung, die sie nur mit ihrem Hund teilte – ach ja, richtig, wenn du in dem Haus das beste Kristall zerdepperst oder einen Kaffeefleck auf die Brüsseler Spitzendecke machst, wird es dir sofort verziehen; aber falls du ein einziges abfälliges Wort über den Hund Bicky sagst, wirst du nie mehr einen Schnitzelbissen oder ein Kuchenkrümelchen dort kriegen!“
    „Ich werde mich hüten! Außerdem mag ich Hunde gern.“
    „Auch wenn sie hochspringen und dir das Gesicht ablecken? Das tut Bicky nämlich grundsätzlich. Sie betrachtet alle Besucher als liebe Freunde, die nur ins Haus kommen, um mit ihr zu spielen. Tante Christiane sagt immer, daß Bicky der ungezogenste und glücklichste Hund in ganz Deutschland ist!“
    „Na, dann bin ich wohl so einigermaßen im Bilde. Ach ja, richtig, was ist mit dem anderen Mädchen, das auch immer Donnertags da fri – ich meine speist?“
    „Mädchen ist gut! Sie hat einen Sohn von anderthalb Jahren. Sie war nur ganz kurz verheiratet, ihr Mann starb nach einem Autounfall. Ach, die Anke ist ein nettes Menschenkind. Sie mußte mit den Studien aufhören, weil sie das Kind erwartete. Jetzt ist der Kleine bei Ankes Schwiegereltern in Hamburg, und Anke besucht ihn jedes Wochenende. Sie hat im Frühjahr ihre Studien wieder aufgenommen, und wenn alles gut geht, wird sie in einem Jahr fertige Zahnärztin sein.“
    „Ist sie auch mit den Donnerstagstanten verwandt?“
    „Nein, nur bekannt. Aber die Geschichte kann sie dir selbst erzählen, wenn sie es will.“
    „Also nächsten Donnerstag das gute Kleid anziehen, Haare kämmen und Blumen kaufen…“
    „Nein, um Gottes willen – nun ja, weil du das erste Mal ins Haus kommst, aber es darf nur eine winzige Kleinigkeit sein, sonst schimpfen die Tanten ganz furchtbar. Sie haben die Auffassung, daß arme junge Studentinnen ihr Geld vernünftiger anlegen sollen als für Tantenblumen.“
    „Sympathische Tanten. Allerdings bekam ich gestern dreiundzwanzig Mark von meiner Schwester, per Eilbrief. Wenn du wüßtest, wie neugierig Frau Hansen aussah, als sie ihn mir brachte!“
    Plötzlich sah Jessica aus, als dächte sie angestrengt über etwas nach.
    „Sage mal – du hast doch noch das Kuvert von dem Eilbrief?“
    „Klar, in meiner Handtasche.“
    „Her damit. Und dann einen Briefbogen. Jetzt soll die Olle etwas zu lesen bekommen. Sie weiß doch, daß dein Schwager Journalist und Rundfunkkorrespondent ist?“
    „Und ob sie das weiß. Sie weiß auch, daß Mutti sich einen neuen Wintermantel gekauft hat, daß Vati Geburtstag gefeiert hat, daß Kai und Madeleine noch zwei Jahre warten wollen, bis sie Kinder kriegen, und daß…“
    „Danke, das reicht. Mit anderen Worten, sie weiß alles, was in deinen Privatbriefen zu lesen gewesen ist.“
    „Bestimmt, jedenfalls aus meiner ersten Zeit hier.“
    „Fein. Morgen früh läßt du also das Eilbriefkuvert auf dem Tisch liegen, und den Inhalt werden wir jetzt fabrizieren.“
    Jessica fing an mit
     
    „Wien, 18. November.
    Liebste Reni!
     
    Ich muß dir heut ganz schnell schreiben, weil ich mit meiner großen Nachricht rechtzeitig bei dir ankommen möchte. Du weißt ja, daß Kai wegen seiner Arbeit oft Dinge erfährt, die der Öffentlichkeit nicht zu Ohren kommen. Heut hat er mir etwas anvertraut…“ Jessica hörte mit dem Schreiben auf und sah mich fragend an.
     
    „Du, auf was für einen Leim würde sie am sichersten gehen? Was interessiert sie am meisten?“
    „Soraya, Kaiserin Farah, Jacqueline Onassis und alle europäischen Prinzessinnen“, sagte ich ohne Bedenken. „Du solltest nur sehen, was für bunte Zeitungen immer in der Küche herumliegen. Sie liest die wildesten Gerüchte und glaubt jedes Wort!“
    „Fein. Bleiben wir bei Farah.“
    Jessica schrieb weiter.
    Ich guckte über ihre Schulter und konnte mir kaum ein lautes Lachen verkneifen.
     
    „ – denke dir bloß – aber es muß unter uns bleiben, wir könnten die größten Unannehmlichkeiten riskieren, falls es z.B. in Kiel bekannt würde –, also, Kai hat eine Dame getroffen, die sich als die Kammerzofe der Kaiserin Farah entpuppte! Von ihr hat er
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