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Um Mitternacht mit dir im Bett

Um Mitternacht mit dir im Bett

Titel: Um Mitternacht mit dir im Bett
Autoren: Kristin Gabriel
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KAPITEL
    So süß.
    Das war das erste Wort, das Michael in den Sinn kam, als er Rotkäppchen küsste. Er schmeckte die weichen rosa Lippen, die ihn schon vom ersten Augenblick an reizten.
    So unschuldig.
    Er hatte ihren erschrockenen leisen Schrei mit seinem Mund erstickt. In ihren grünen Augen erkannte er Verunsicherung. Und auch Begehren, das sein eigenes noch anfachte. Ihm schien, als stünde sein Körper in Flammen.
    So perfekt.
    Vielleicht lag es am französischen Champagner oder am ungeheuren Stress der vergangenen Wochen. Vielleicht hatte er bloß zu lange keine Frau mehr in den Armen gehalten. Wie auch immer, Michael konnte sich an keinen so perfekten, so wunderbaren Kuss erinnern.
    Als er den Kuss vertiefte, krallte sie die Finger in sein Fellkostüm, doch einen Moment später gaben ihre Lippen nach, öffneten sich ihm bereitwillig. So süß, so unschuldig, so gut.
    Er war schier unersättlich, er wollte mehr, viel mehr. Doch das Gläserklirren und die gedämpften Stimmen um ihn herum drangen ihm plötzlich ins Bewusstsein. Dies war weder Ort noch Zeit, um seine Fantasien auszuleben.
    Michael ließ sie los und versuchte, seinen Atem zu regulieren. Das Wolfskostüm hatte er schon den ganzen Abend lang als lästig empfunden, und jetzt umso mehr, da ihm durch den Kuss noch heißer geworden war. Sein Rotkäppchen sah mit großen Augen zu ihm hoch, die Lippen jetzt so rot wie ihr Cape. Verstohlen schaute er sich im Saal um und bemerkte hier und da ein anzügliches Lächeln, heimliches Getuschel. Er war zwar abgehärtet gegen Klatsch, aber er legte keinen Wert auf Gerede.
    Was zum Teufel war über ihn gekommen? Rotkäppchen war nicht einmal sein Typ. Er mochte aufreizende, raffinierte Frauen, groß und temperamentvoll. Dieses Mädchen reichte ihm kaum bis zur Schulter. Er hätte sie gar nicht angesprochen, wenn sie nicht so verloren im Ballsaal gestanden hätte. Trotzdem begehrte er sie. Und das so heftig, dass er einen Schritt zurücktreten musste, um sie nicht erneut an sich zu ziehen.
    Sie räusperte sich und wurde auf entzückende Weise rot. “Die Musik ist vorbei.”
    Die Musik wohl, nicht aber seine Fantasien. Jetzt wollte er mehr, als mit ihr tanzen, mehr, als sie küssen. Nur nicht vor den Augen von hundert Gästen. Er wollte Rotkäppchen für sich allein haben. Jemand rief seinen Namen, und Michael sah Oscar Henley wieder auf sich zukommen. Er biss die Zähne zusammen. Dieses Mal gab es kein Entrinnen.
    Sie bemerkte Oscar ebenfalls und lächelte. “Die Pflicht ruft.”
    Ja, die Pflicht. Sie war Michaels tägliches Brot. Als alleiniger Erbe der Wolff-Dynastie war es seine Pflicht, das Familienunternehmen erfolgreich zu führen, das Vermögen zu erhalten und womöglich noch zu vermehren.
    Ein Vermögen, das durch die hübsche junge Frau seines Großvaters unter Umständen gefährdet war. Darauf sollte er sich heute Abend konzentrieren, anstatt wegen einer geheimnisvollen Lady in Rot den Kopf zu verlieren.
    Dennoch wollte er sich noch nicht von ihr trennen. Keine Namen, keine Fragen, keine Versprechungen, hatte sie verlangt. Und das hatte er akzeptiert. Das war allerdings vor dem Kuss gewesen. Jetzt wollte er ihren Namen wissen. Am besten alles von ihr.
    Ihm war klar, dass sie ihn kennen musste. Es war Tradition, dass der Gastgeber des Wolff-Maskenballs sich als Wolf verkleidete. Eigentlich wäre das die Aufgabe seines Großvater gewesen. Doch Seamus lag mit einer gebrochenen Hüfte im Krankenhaus.
    Und das hatte er seiner hübschen jungen Frau zu verdanken.
    Augenblicklich verspannte sich Michael, doch er konnte jetzt nicht an die Wolffschen Familienprobleme denken. Dazu war die Lady in Rot ihm zu nah – ihr leichter Duft nach Vanille benebelte seine Sinne. Er schloss die Augen, hin- und hergerissen zwischen Pflicht und Verlangen.
    Oscar rief noch einmal seinen Namen, und Michael öffnete die Augen, nur um zu sehen, wie der untersetzte Mann sich quer durch den Saal einen Weg zu ihm bahnte. Er unterdrückte einen Fluch. “Scheint, als müsste ich für eine Weile den netten Gastgeber spielen.”
    Sie nickte. “Danke für den Tanz.”
    Das klang ihm zu sehr nach Abschied. Er nahm ihre Hände in seine und strich mit den Daumen über ihre Handschuhe. “Wir treffen uns um Mitternacht, ja? Genau hier vor dem Podium.” Er wollte dabei sein, wenn sie ihre Maske abnahm. Er wollte ihr Gesicht sehen. Sie biss sich nachdenklich auf die Lippe, und ihr Zögern ließ befürchten, dass sie ablehnen würde. Das
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