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Ulysses Moore – Die steinernen Wächter

Ulysses Moore – Die steinernen Wächter

Titel: Ulysses Moore – Die steinernen Wächter
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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wagte Jason ein paar vorsichtige Schritte und sah sich nach seinem Rucksack um.
    »Suchst du vielleicht den hier?«, ertönte eine Stimme von der Feuerleiter her.
    Jason sah eine Hand, die seinen Rucksack hochhielt, doch die Stufen der Treppe verbargen deren Besitzer vor seinen Blicken.
    »Oh ja, vielen Dank«, antwortete Jason leicht beunruhigt. »Könnte ich ihn bitte wiederhaben?«
    »Das ist ein Schulrucksack, nicht wahr?«, fragte die Stimme weiter.
    Diesmal kam sie Jason seltsam bekannt vor. Er konnte sie nur nicht einordnen. »Ähm ... ja«, gab er zu.
    »Und warum bist du dann nicht in der Schule?«
    »Es ist, weil ... Wir ... Meine Klasse hat heute Wandertag und ich wollte nicht mit.«
    »Interessant ...« Etwas Metallisches blitzte im Sonnenlicht auf. Der Mann auf der Treppe sah offenbar gerade auf seine Uhr. »Und wo geht er hin, dieser Wandertag?«
    Jason wurde immer nervöser. Warum stellte der Typ so viele Fragen? »Könnte ich jetzt bitte meinen Rucksack zurückhaben?«, fragte er verärgert.
    »Aber sicher«, erwiderte der Mann und stieg ein paar Stufen hinunter, sodass Jason ihn endlich sehen konnte.
    Oh nein, dachte er.
    Es war der Schuldirektor, Ursus Marriet.



Hinter den großen Fenstern, die zum Garten der Villa Argo hinausgingen, standen zwei reglose Gestalten. Die eine war die Statue der Fischerin, die ihre Netze flickte. Die zweite war Mrs Covenant, die endlich alleine war und sich freute, ein bisschen Ruhe zu haben.
    Ihr Mann hatte die Kinder zur Schule gebracht und sie hatte das Frühstücksgeschirr gespült und den Tag durchgeplant.
    Als Erstes hatte sie die Fenster im Erdgeschoss geöffnet, um das Haus zu lüften. Dann war sie nach oben gegangen und hatte die Betten gemacht. Im Turmzimmer hatte sie die Notizbücher und Schiffsmodelle, die offenbar von den Kindern durcheinandergebracht worden waren, geordnet und anschließend den atemberaubenden Ausblick aus dem Fenster genossen. Die Bucht glänzte im Sonnenschein und es sah aus, als würde der leichte Wind die kleinen Wellen streicheln.
    Erst als sie aus dem Augenwinkel den Gärtner bemerkte, der durch den Garten hinkte, riss sie sich von dem Anblick los.
    »Es gibt viel zu tun«, sagte sie sich und kehrte ins Erdgeschoss zurück.
    Hier begann sie die unzähligen kleineren und größeren Dekorationsstücke durchzusehen, von denen die Villa Argo schier überzuquellen schien: Holzmasken, Tierfiguren, seltsam geformte Vasen und andere Gefäße, Kerzenleuchter, Schachteln und Kästchen, Muscheln, Parfümflakons und anderer Nippes. Eigentlich wollte sie den Großteil des Krams aussortieren, die Teppiche zusammenlegen, um sie zu reinigen, die Vorhänge abnehmen und die Zimmer insgesamt luftiger und heller gestalten.
    Aber sie konnte sich nicht entschließen, wo sie anfangen sollte: Obwohl das Haus derartig vollgestellt war, wirkte alles harmonisch und so, als stehe nichts Überflüssiges herum.
    Entweder man entfernte alles oder nichts.
    Andererseits musste sie diesen Berg von Dingen unbedingt in Angriff nehmen: Ihr Mann und der Architekt Homer warteten unten im Ort auf die Ankunft des Lastwagens mit ihren Möbeln aus London. Und sie musste schleunigst zumindest eine Vorstellung davon haben, was im Haus bleiben und was vorübergehend, bis man es ganz loswurde, in der Garage untergestellt werden sollte.
    Sie musste sich überlegen, wo sie die wichtigsten Möbel hinstellen wollte.
    »Hier ist alles so großzügig. Wir haben eigentlich nur die Qual der Wahl«, hatte ihr Mann gemeint.
    Aber das stimmte nicht.
    Wo könnte man das schwarze Ledersofa hinstellen? Ins Wohnzimmer, an den Platz des gelben Sofas? Doch das gelbe Sofa war farblich auf das Gemälde an der Wand abgestimmt, zu dem ein schwarzes Sofa schlecht passte. Und wenn man das Gemälde entfernte, musste auch der Teppich weg.
    Es war, als ob in der Villa Argo alles schon längst seinen endgültigen Platz gefunden hätte.
    »Aber ich muss doch umräumen!«, rief Mrs Covenant.
    Sie ging zu einer der Verandatüren hinüber und sog die würzige Meeresluft ein, die sie auf einen Schlag all die Möbel vergessen ließ. Eine vorwitzige Haarsträhne kitzelte sie im Gesicht. Seufzend strich sie sie zurück und drehte sich wieder um.
    »Was mache ich bloß?«, fragte sie die Statue der Fischerin, die den ruhigen Blick eines Menschen hatte, der alles unter Kontrolle zu haben schien.
    Sie hörte den Kies knirschen und drehte sich um.
    »Guten Morgen!«, grüßte Nestor sie und lehnte sich gegen einen
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