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Ulysses Moore – Die steinernen Wächter

Ulysses Moore – Die steinernen Wächter

Titel: Ulysses Moore – Die steinernen Wächter
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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mit Pudding gefüllte Hörnchen und Apfelmuffins, frisch aus dem Backofen.
    Es fiel ihm nicht schwer festzustellen, welchem Geschäft dieser Duft entströmte: Er kam von der Konditorei Chubber.
    Warum eigentlich nicht?, fragte sich Jason. In diesem Augenblick kam ihm seine Mission nicht mehr ganz so dringend vor. Voller Hoffnung wühlte er in seinen Taschen und fand darin tatsächlich etwas Geld.
    Er überquerte die Straße, sah sich nochmals sorgfältig um und betrat die Konditorei.
    Innen war der Duft noch stärker. Wie im Traum ging Jason über die dunklen Holzdielen auf die Auslage mit der dicken Glasscheibe zu, die ihn von den Leckereientrennte. Er legte seine Münzen auf die Theke und verlangte, ohne die Frau, die ihn bediente, auch nur anzusehen, zwei riesige, mit Pudding gefüllte Hörnchen.
    »Eins ist für mich und das andere für meine Schwester«, sagte er, als müsse er sich rechtfertigen. Dabei hatte er nicht die Absicht, das zweite Hörnchen bis zu seiner Rückkehr zur Schule aufzuheben.
    »Sie sind noch ein bisschen warm. Macht dir das was aus?«, fragte die Konditorin.
    »Nein, ganz im Gegenteil!«
    Jason nahm die Tüte mit den Hörnchen entgegen, drehte sich um und wollte gerade die Konditorei verlassen, als ihm vor Schreck beinahe das Herz stehen blieb: Sein Vater und ein anderer Mann, den er schon einmal gesehen zu haben glaubte, waren gerade dabei, den Laden zu betreten.
    Er machte auf dem Absatz kehrt, lief gebückt und deshalb von der Konditorin unbemerkt an der hohen Theke mit den Auslagen und einer Reihe von Tischchen vorbei und verschwand mit einem Hechtsprung hinter einem karierten Vorhang.
    Im nächsten Augenblick ging die Tür auf und Mr Covenants Stimme tönte durch den Laden.
    Jason blieb hinter dem Vorhang stehen, ängstlich darauf bedacht, seine Anwesenheit ja nicht durch einen Laut oder eine Bewegung zu verraten. Er hörte, wie sein Vater zwei Sahneröllchen und zweimal Milchkaffee bestellte.
    »Es war wirklich sehr freundlich von Ihnen, nach Kilmore Cove zu kommen«, sagte er dann zu dem Mann, mit dem er in die Konditorei gekommen war. »Und wegen der Geschichte gestern Abend tut es mir schrecklich leid, Mr Homer.«
    Jetzt fiel Jason wieder ein, woher er den Mann kannte. Es war der Umzugsunternehmer, der nach Kilmore Cove gekommen war, um die letzte Phase des Möbeltransports zu überwachen. Er war ihm am vorigen Abend im dunklen Garten der Villa Argo begegnet, kurz nachdem seine Mutter ihm und seiner Schwester eine Gardinenpredigt gehalten hatte.
    »Nicht der Rede wert. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, werfe ich jetzt mal einen Blick auf die Pläne«, sagte der Mann.
    Ach ja, er war ja ein berühmter Architekt, erinnerte sich Jason, während er durch den Spalt zwischen Vorhang und Wand zu den beiden hinüberspähte. Er sah, wie sie an einem Tischchen Platz nahmen und einige Blätter voller Notizen und Zeichnungen vor sich ausbreiteten. Während der Architekt etwas erklärte, aß Jason lautlos die Hälfte des einen Hörnchens und ließ dabei die beiden nicht aus den Augen.
    Unmöglich, hier herauszukommen, ohne dass sie es bemerkten.
    Er machte sich daran, den Flur hinter dem Vorhang zu erkunden: Er war schummrig und verstaubt. Der Fußboden war mit den gleichen dunklen Holzdielen wie die Konditorei ausgelegt. Im Laufe der Jahre hatten sich die Düfte der Backwaren darauf abgelagert.
    Er entdeckte zwei Türen. Durch die erste kam man in eine Toilette mit einem kleinen Fenster, das auf den Innenhof des Gebäudes hinausging.
    Die zweite hatte keine Klinke. Jason versuchte sie zu öffnen, doch es ging nicht.
    Er beugte sich vor, um sie sich näher anzusehen, so gut das in dem dunklen Flur überhaupt möglich war.
    »Das ist ja unglaublich!«, murmelte er verblüfft und ließ den Rest seines Puddinghörnchens zurück in die Tüte gleiten.
    Die Tür sah genauso aus wie jene in der Villa Argo, vor die der Schrank geschoben worden war. Und auch genauso wie die Kellertür im Haus von Miss Biggles, unter der sich gelegentlich Sandhäufchen bildeten. Und außerdem noch wie die Tür im Haus der Spiegel, die Kilmore Cove mit dem Venedig des 18. Jahrhunderts verband.
    Es war eine Tür zur Zeit.
    Jason zuckte zusammen. Gerade war ein Stuhl quietschend über den Fußboden der Konditorei geschoben worden. Er hörte die Stimme seines Vaters, der zu dem Architekten sagte: »Ich bin gleich wieder zurück.«
    Jason nutzte die wenigen Sekunden, die ihm zur Verfügung standen, um in die Toilette zu
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