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UFOs über der Erde

UFOs über der Erde

Titel: UFOs über der Erde
Autoren: Robert Silverberg
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berühren, den er so lange beobachtet hatte. Tiefer ... tiefer ...
    Glair mußte inzwischen gelandet sein. Er versuchte nicht an ihr Schicksal zu denken. Er mußte sich darauf konzentrieren, Mirtin zu finden, je eher, desto besser, dann konnten sie zusammen auf die Rettungsmannschaft warten, die sie bald abholen würde. Einstweilen ging es ums Überleben. Er verfluchte das Geschick, das ihn so nahe der Zivilisation absetzte, wo es ringsum soviel Wildnis gab. Er tat, was er konnte, um von den Häusern wegzusteuern, zu dem flachen, buschbewachsenen Plateau in der Nähe.
    Nun stürzte der Boden ihm entgegen. Mit einer solchen Landung hatte er nicht gerechnet. Schwebte man nicht sanft herunter? Nein. Nein. Er fiel wie eine Bombe. Wenn er die Richtung beibehielt, würde er glatt durch das Dach des letzten Hauses in dieser Reihe schlagen. Er mußte ...
    Er versuchte zu schwingen, aber die Abweichung betrug nur ein paar Meter.
    Dann traf und betäubte ihn der wildeste Schmerz in seinem bisher fast schmerzfreien Leben, und der Mann von den Sternen überschlug sich und blieb still liegen, mehr tot als lebendig.

 
3.
     
    Im Büro des AFAO in Albuquerque war eine halbe Stunde nach dem Verschwinden der seltsamen Himmelserscheinung alles fertig. Die Mechaniker hatten voll geladene Batterien in die sechs elektrisch angetriebenen Raupenfahrzeuge gepackt; der Computer hatte bereits eine Karte geliefert, aus der die möglichen Aufschlagstellen etwaiger Trümmer hervorgingen; Bronstein, Colonel Falkners Adjutant, hatte die dienstfreien Männer zusammengetrommelt. Nun standen sie unbehaglich im Halbkreis vor der Leuchttafel im Hauptbüro und starrten auf die gestrichelte rote Linie, die die Bahn des unbekannten atmosphärischen Objekts darstellte.
    Fünf Meter weiter, hinter der abgeschlossenen und verriegelten Badezimmertür, war Tom Falkner um seine Ernüchterung bemüht.
    Auf der Fahrt vom Offizierskasino hierher hatte Falkner eine Antistim-Tablette geschluckt. Das waren praktische kleine Dinger, geeignet, einem alkoholvernebelten Geist in einer halben Stunde zur Klarheit zu verhelfen. Aber der Prozeß war nicht angenehm. Die Pillen beschleunigten alle körperlichen Vorgänge, einschließlich desjenigen, der den Alkohol aus dem Blut brannte. Unter dem Einfluß von Antistim-Tabletten waren die Ereignisse von sechs oder sieben Stunden auf zehn Minuten zusammengedrängt. Es war eine brutale Methode, aber sie wirkte. Wenn man einen ruhigen Abend genutzt hatte, um sich zielstrebig vollaufen zu lassen, und plötzlich entdeckte, daß es wichtig war, sich sofort wieder zu ernüchtern, gab es nur die Tabletten.
    Falkner hockte auf dem Fliesenboden des Badezimmers und hielt sich mit beiden Händen am Handtuchhalter fest. Er zitterte. Große Schweißflecken zeichneten sich dunkel auf seinen Uniformstücken ab. Sein Gesicht war rot, sein Puls war auf Hundert geklettert und kletterte weiter, und das furchtbare Donnern seines Herzens war wie ein Trommelwirbel in seinem Brustkasten. Er hatte sich bereits übergeben und war so die letzten drei oder vier Gläser Scotch losgeworden, bevor sie tiefer ins Labyrinth seines Körpers einsickern konnten, und sein heftiges inneres Fegefeuer besorgte den Rest. Sein Gehirn begann sich zu klären. Dies war erst das vierte oder fünfte Mal in seinem Leben, daß er die Pillen genommen hatte, und jedesmal hoffte er, daß es das letztemal sein werde.
    Nach langer Zeit stand er auf.
    Seine Finger, die er zur Probe ausgestreckt vor sich hielt, wackelten und zuckten, wie wenn er einen Brief auf der Maschine tippte. Das Blut war aus seinem Gesicht gewichen. Falkner beäugte sich im Spiegel und schauderte. Er war ein großer Mann mit massigen Schultern, kurzgeschnittenem schwarzem Kraushaar, einem borstigen kleinen Schnurrbart und blutunterlaufenen Augen. In seinen Astronautentagen war er bemüht gewesen, sein Gewicht bei hundertfünfundsechzig Pfund zu halten, aber jene Tage waren längst vergangen, und nun war sein Knochengerüst reichlich ausgefüllt. Um die Wahrheit zu sagen, hatte er darüber hinaus noch einiges Fett angesetzt. In Uniform sah er bullig und massiv aus, ohne Uniform dickbäuchig und etwas aufgeschwemmt. Er war nicht stolz auf das, was in seinen mittleren Jahren aus ihm geworden war.
    Er fühlte sich allmählich etwas besser. Er wusch sein Gesicht mit kaltem Wasser, wischte sich den Schweiß vom Hals und richtete Kragen und Krawatte. Obschon er auch jetzt noch nicht ganz nüchtern war, hatte sein
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