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Ufer von Morgen

Ufer von Morgen

Titel: Ufer von Morgen
Autoren: Robert Silverberg
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Worten, hörte, wie seine tiefe Stimme in der Kabine hallte, und wußte, daß alle Anweisungen völlig sinnlos waren. Hagerty war ein guter Mann, jedoch kein Zauberer.
    Deering ließ von der Bordsprechanlage ab und ergriff das Mikrophon der Funkanlage. »Hier Deering«, knurrte er. »Was wollen Sie, Neil?«
    »Buddy? Hier Stanley. Was geht bei euch oben vor? Mann, Sie müssen das Ding abbremsen!«
    Stanleys Stimme klang unheilschwanger und gebieterisch. Deering grinste zynisch. »Haben Sie Vorschläge? Wie war’s vielleicht mit Schwarzer Magie?«
    »Was ist los?«
    »Der Hauptumwandler ist zum Teufel, und die Nebenumwandler auch. Die Maschinen sind hin. Ich lasse schon etwas unternehmen. Wie ist unser Kurs?«
    Stanley sagte mir harter Stimme: »Zerbrechen Sie sich darüber nicht den Kopf. Was ist passiert?«
    »Weiß der Himmel«, antwortete Deering. »Wir hatten eben die Drehung gestoppt, um abzubremsen, und im Maschinenraum ging etwas in die Luft. Wir sind ohne Antrieb. Hagerty sagt, unten sind nichts als Schlacken.«
    Stanley schwieg einen Augenblick. Kapitän Deering fühlte sich ein bißchen besser, weil er jetzt mit Stanley von White Sands sprach. Die Verbindung mit dem großen, katzenhaften Mann hatte etwas Beruhigendes, selbst wenn man mit einem Raumschiff direkt zur Hölle fuhr und der andere unten bequem in einem Gebäude mit Klimaanlage saß.
    »Okay, geben Sie mir Ihre Koordinaten durch«, sagte Stanley schließlich.
    Deering sah zu Leutnant Bliven auf. »Den Kurs«, sagte er.
    Der Navigator warf ihm ein Blatt zu, von dem Deering Zahlen ablas. »Genauer kann ich es nicht sagen«, meinte er, als er am Ende war. »Haben Sie uns erfaßt?«
    »Wir überprüfen schon«, sagte Stanley. »Ich muß jetzt etwas anderes erledigen, halten Sie jedoch die Leitung offen. Ende.«
    Deering erwiderte nichts. Er ballte die Fäuste und starrte auf die diamantklaren Sterne hinaus. Sie sahen ihn aus der samtigen Schwärze heraus völlig unbeteiligt an.
    Der Kapitän lehnte sich zurück und bediente die Bordsprechanlage. »Hagerty?«
    »Ja, Kapitän?«
    »Was läuft?«
    »Nichts, Sir. Ich kann nichts tun.«
    »Okay«, sagte Deering. »Versuchen Sie es weiter.«
    Sinnlose Worte. Die Martian Queen stürzte auf die Erde zu, ohne Antrieb. Deering ließ sich die Situation durch den Kopf gehen. Nichts auf der Erde konnte das Schiff retten.
3
    Neil Stanley wandte sich an den Funker. Die Luft im Radarturm war stickig. »Halten Sie die Leitung offen!« befahl er. »Ganz gleich, was passiert.«
    Er nahm wieder das Telefon und wählte das Rechenzentrum. »Was ist mit den Daten?« fragte er.
    »Die kommen eben, Sir«, sagte jemand am anderen Ende. »Wir haben die Zahlen in den Computer eingegeben. Sie waren nicht sehr genau, aber – warten Sie! Hier sind sie.«
    Am anderen Ende herrschte ein langes Schweigen, während sich Stanley ungeduldig die Hände rieb. »Sir«, sagte die Stimme endlich, »sie werden nicht an der Erde vorbeikommen.«
    »Was? Ist das überprüft?«
    »Ja, Sir. Sie sind vom Kurs abgekommen, aber sie werden auf jeden Fall auf die Erde prallen, auch wenn sie nicht abbremsen.«
    »Wo treffen die beiden Bahnen aufeinander?« fragte Stanley.
    »Irgendwo an der Ostküste der USA, Sir. Genauer können wir es ohne präzisere Zahlen nicht sagen. Ich würde sagen, sie knallt in der Nähe von New York auf, wenn sie nicht langsamer wird.«
    »Das paßt ja!« stieß Stanley hervor. »Wie lange bis zum Aufprall?«
    »Ein bißchen mehr als eine halbe Stunde, Sir. Können Sie uns genauere Zahlen verschaffen?«
    »So rasch wie möglich«, entgegnete Stanley.
    Er wandte sich wieder an den Funker: »Geben Sie mir Deering. Ich möchte aber nicht mit ihm reden. Sagen Sie seinem Navigator nur, daß er mir so rasch wie möglich Lage- und Geschwindigkeitsdaten durchgeben soll. Sie geben sie dann ans Rechenzentrum weiter. Ich will die Flugbahn so genau wie möglich haben. Jetzt habe ich etwas zu erledigen.«
    »Ja, Sir.«
    »Und noch etwas«, fügte er hinzu. »Niemand erfährt auch nur ein Wörtchen von der Sache.«
    Er rannte ins Freie hinaus. Der Fahrer hatte den Motor des Jeeps noch laufen. Stanley sprang hinein und sagte: »Versuchsstation.« Der Wagen röhrte los. Im Nu waren sie drüben. Der Jeep hatte noch nicht ganz gehalten, da sprang Stanley bereits ab und rannte zum Gebäude.
    Oberst Arthmore riß erstaunt den Kopf hoch, als der Generalmajor in das Zimmer gestürzt kam. Er hatte gar nicht Zeit, richtig zu grüßen, da rief
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