Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ufer von Morgen

Ufer von Morgen

Titel: Ufer von Morgen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
ging.
    »Hammermill!« rief der Kapitän, als er den Passagier durch die Tür treiben sah. »Sie haben, glaube ich, die Aufforderung gehört, daß alle in ihren Kabinen bleiben sollen!«
    Hammermill hielt sich an der Tür fest und starrte kalt auf die blauweiße Uniform des Offiziers. Er sah dann Deerings besorgtes Gesicht, und in den harten Augen stand die Antwort. Sein Magen verkrampfte sich zu einem festen Knoten.
    »Nun, was gibt’s, Mr. Hammermill?« fragte Deering erzürnt.
    »Sagen Sie mir eins, Kapitän«, brachte Hammermill heiser heraus, »warum bremsen wir nicht ab?«
    Auf die offene Frage hin wurde Deering noch bleicher. »Wir haben technische Schwierigkeiten«, sagte er. »In Kürze wird aber alles in Ordnung gebracht werden. Sie möchten doch nicht hier stehen, wenn wir beschleunigen?« Er warf einen Blick auf Leutnant Bessemer, der neben ihm war. »Bringen Sie Mr. Hammermill in seine Kabine zurück.«
    »Das können Sie mit mir nicht machen, Deering. Ich möchte genau wissen, was hier an Bord gespielt wird.«
    »Mr. Hammermill, seien Sie versichert, daß man sich um alles kümmert. Bessemer, bringen Sie ihn in seine Kabine.«
    Der Leutnant faßte Hammermill am Arm. »Los, gehen wir.«
    Hammermill ließ sich mit ausdruckslosem Gesicht auf den Gang schieben. »Okay, Leutnant«, sagte er, als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte. »Ich geh’ schon. Ich wollte wirklich keine peinlichen Fragen stellen.«
    Bessemer schob Hammermill weiter und kehrte in die Kabine zurück. Hammermill trieb den Gang entlang, warf einen Blick zurück und murmelte einen Fluch. Dann runzelte er die Stirn und schwebte weiter. Er hatte nichts erfahren. Er wußte nur, daß man große Schwierigkeiten hatte. Deering war das ins Gesicht geschrieben gewesen.
    Stürzte man auf die Erde und auf den größten Knall zu, den die Menschheit je erlebt hatte, oder würde man den Planeten verfehlen und auf einer gekrümmten Flugbahn ins Nichts fliegen? Hammermill hatte keine Ahnung. Er wußte nur, man war in Schwierigkeiten.
    »O Gott!« rief Edouard Andre aus. »Und Deering hat kein Wort gesagt?«
    »Nicht ein Wort«, erwiderte Hammermill. »Ich konnte seinem Gerede jedoch entnehmen, daß das Schiff außer Kontrolle geraten ist und daß das so bleiben wird.«
    Mrs. Ledbetter starrte Parksel an. »Stimmt das, was der Mann sagt?«
    »Sie haben es selbst gehört, Mrs. Ledbetter«, entgegnete Parksel.
    »Was sollen wir machen?« fragte jemand.
    Hammermill ließ einen Blick über die Gruppe schweifen, die er rasch in seine Kabine gerufen hatte. Zehn Menschen, die ersten zehn, die er hatte finden können. Er war von Tür zu Tür gegangen, hatte Passagiere zusammengeholt und ihnen dann die Geschichte erzählt. Er hatte ihnen genau und gründlich erklärt, was es hieß, wenn nicht abgebremst wurde. Auf den Gesichtern malten sich Zweifel, Angst, Entsetzen, Wut, Verzweiflung, alles, nur nicht Entschlossenheit.
    Jetzt ist nichts nötiger als Entschlossenheit, dachte Hammermill.
    Laut sagte er: »Ich glaube, die Schiffsoffiziere haben untereinander abgesprochen, uns nicht mitzuteilen, was hier eigentlich vor sich geht.«
    »Vielleicht wollen die nur einem Tumult vorbeugen«, meinte George MacBride düster. »Vielleicht haben sie nicht den Mut, es uns zu sagen.«
    »Möglich«, gab Hammermill zu. »Aber ein paar von uns sollten wenigstens Bescheid wissen. Zumindest dieses Komitee von Passagieren hier.«
    »Was nützt das denn?« fragte Andre.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Hammermill bitter. »Aber wir werden dann wenigstens wissen, was auf uns zukommt. Möglicherweise geht es um unser Leben, und man sagt uns überhaupt nichts.«
    Aus der Ecke des Raumes kam ein leises, unterdrücktes Schluchzen. Hammermill runzelte die Stirn. Er wollte nicht, daß die Dinge durch Hysterie noch komplizierter würden.
    »Warum gehen wir nicht alle zum Kapitän?« meinte er. »Uns alle kann er nicht anlügen.«
    »Gute Idee«, sagte jemand.
    »Gehen wir!« pflichtete ein anderer bei.
    Die Gruppe wurde von Aufregung ergriffen, von der schrecklichen, unvernünftigen Erregung von Menschen, die glaubten, gerettet zu werden, wenn sie genug Lärm machten.
    Kapitän Deering sah sich den roten Sekundenzeiger seines Chronometers an. Dann wandte er sich an Bessemer: »Ich gehe mit Bliven in die Navigationskuppel hinauf. Wie ich vermute, wird Hammermill Ärger machen, und wahrscheinlich werden weitere Passagiere mit Fragen kommen.«
    »Was soll ich denen sagen, Sir?«
    »Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher