Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ufer von Morgen

Ufer von Morgen

Titel: Ufer von Morgen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
gnädige Frau«, sagte Parksel. »Hick.«
    »Hören Sie auf, sage ich.«
    »Ja, gnädige Frau.« Er verdrehte schmerzlich die Augen. Er versuchte gegen den Schluckauf anzukämpfen. Schließlich machte er nur noch: »Mmmff.«
    Jerry Hammermill löste mit fliegenden Fingern seinen Sicherheitsgurt. Seine gemurmelten Flüche waren eher eine Atemübung als der Versuch, sich verständlich zu machen.
    »Was stört dich denn?« brummte Edouard Andre in der Koje unter ihm.
    Hammermill stieß sich aus der Koje auf die Tür zu und hielt dann an. In seinem Gesicht zuckte ein Muskel. Als er den Mund aufmachte, klang seine Stimme angespannt und trocken: »Keine Abbremsung. Etwas stimmt nicht. Das dämliche Schiff hat Schwierigkeiten, gar kein Zweifel. Wir befinden uns in freiem Fall. Verstehst du? In freiem Fall!«
    »Wie?«
    »Ich fasse mich für dich so kurz wie möglich. Wenn wir uns nicht in einer Umlaufbahn um die Erde befinden, rasen wir auf den wüstesten Aufprall zu, den dieser Planet je erlebt hat.«
    Andre grinste mit dem prächtigen Selbstvertrauen eines Menschen, der schlau und berechnend und zugleich der größte Narr ist. »Was zerbrichst du dir deinen Kopf? Die haben doch gesagt, daß alles in Ordnung ist, oder? Was machst du dir also Gedanken?«
    Jerry Hammermill hielt an der Tür an und starrte seinen Genossen mit einem durchdringenden Blick an. Er schwieg einen Augenblick, während sein Gesicht einen verächtlichen Ausdruck annahm. »Klar haben die uns gesagt, daß alles in Ordnung ist, du Dummkopf mit deinem Vogelhirn! Was erwartest du denn von denen zu hören? Etwas wie ›wir werden alle in ein paar Minuten sterben, haben Sie also bitte Geduld‹? Hast du das erwartet?«
    Er öffnete die Tür und war schon auf dem Gang, bevor der bleiche Andre noch etwas sagen konnte.
    Kapitän Deerings Gesichtsmuskeln wurden hart, als er die Durchsage über die Bordsprechanlage hörte.
    »Hier Hagerty. Der Maschinenraum ist kaputt, Kapitän. Ich hab’ Palmer reingeschickt, aber er konnte nicht lange bleiben. Es ist zu heiß da unten. Viel haben wir nicht herausbekommen.«
    »Wie steht’s mit dem Hauptumwandler?« fragte Deering besorgt.
    »Fast völlig zerstört. Ein Wunder, daß er nicht ganz zerplatzt ist, als er kaputtging. Der Himmel weiß, was passiert ist. Die Besatzung im Maschinenraum existiert nicht mehr. Ich vermute, sie war sofort tot.«
    »Wie sieht der Umwandler aus?« fragte Deering. Er hatte den beklagenswerten, aber unabänderlichen Tod der Maschinisten schon vergessen. Wichtig war jetzt, den Maschinenraum wieder in Ordnung zu bringen. Die Männer konnten später richtig bestattet werden, wenn es ein Später überhaupt gab.
    »Der Umwandler ist zu Brei«, erwiderte Hagerty. »Nach Palmer fast nur geschmolzenes Metall, das langsam anfängt, wieder fest zu werden. Der Schutzschild hat die Strahlung vom Schiff abgehalten, und sie läßt jetzt nach.«
    »Und die Maschinen?« fragte Deering. Er wußte, daß sie nur durch ein Wunder davongekommen sein konnten. »Besteht die Möglichkeit, sie wieder in Gang zu bringen?«
    »Welche Maschinen?« Hagertys Worte waren Erklärung genug. »Es gibt keine Maschinen mehr, die in Gang zu bringen wären.«
    Deering trommelte mit den Fingern der Linken an den Ärmel seiner Uniform. Sein Verstand arbeitete wie der Blitz, versuchte zu überlegen, wie vorzugehen war. Die Schwierigkeit war nur, daß keine Antwort durchführbar schien.
    »Was ist mit dem –«, begann Kapitän Deering. Er wurde von Lieutnant Bliven unterbrochen. »Sir, ein direkter Anruf von General Stanley von White Sands. Können Sie –«
    Deering fuhr ungestüm herum und bemühte sich, die Beherrschung zu behalten. Er blieb so ruhig wie möglich. Es war der erste große Unfall seit zwanzig Jahren, und er hoffte, gleichmütig genug zu sein, um sich richtig zu verhalten. »Einen Augenblick!« rief er. »Sagen Sie Stanley, er soll warten. Hagerty! Besteht die Möglichkeit, die Nebenumwandler in Gang zu bringen?«
    »Nein, Sir«, kam ruhig die Antwort. »Die sind auch in die Luft gegangen und –«
    »Der General sagt, es sei dringend, Sir«, unterbrach der Navigator hartnäckig. »Er sagt, er muß Sie sofort sprechen.«
    »Verdammt!« schrie der Kapitän. »Sagen Sie ihm, er soll warten!« Er wandte sich wieder der Bordsprechanlage zu: »Hagerty?«
    »Ja, Sir?«
    »Hören Sie, versuchen Sie, was Sie können. Verstanden? Bringen Sie dieses Schiff in Gang, wenn es irgendwie geht.«
    Deering lauschte seinen eigenen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher