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Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)

Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)

Titel: Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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sandte einen Impuls. Ich glaubte zu sehen, wie sich der Impuls entlang der kosmischen Kraftlinien bewegte und schließlich den Knotenpunkt erreichte. Er befand sich genau in der Mitte des Tempels. Aus den Götterstatuen schossen Lichtstrahlen heraus, die sich genau am Knotenpunkt der Kraftlinien trafen. Grelle Blitze zuckten von dort aus durch den Tempel. Innerhalb eines Augenblicks trafen sie die Geister der Sonne. Es ging viel zu schnell, als dass die Maskenträger noch reagieren konnten. Die Blitze erfassten sie, ließen sie einige Augenblicke lang wie Marionetten zucken, die von einem ungeschickten Spieler bewegt wurden. Sie verloren die Konturen.
    Mit einem durchdringenden Zischen zerschmolzen sie zu einer dunkelbraunen Substanz, die dann wie Brocken eines erstarrten Lavastroms auf dem Fußboden lag. Die Blitze verebbten. Von den Geistern der Sonne war nichts geblieben, als formlose Klumpen einer Substanz, die entfernt an das bronzefarbene Metall erinnerte, aus dem die Masken bestanden.
    "Sieh nur!", rief Tom. Er hob den Arm und deutete auf eine der Wände.
    Durchscheinende, transparente Gestalten schälten sich aus dem Stein heraus. Es waren Mönche, gut zu erkennen an ihren orangefarbenen Gewändern. Ihre Gesichter drückten Gleichmut aus. Die Gestalten wurden immer zahlreicher. Sie kamen von allen Seiten. Für sie schienen die gewaltigen Mauern des Tempels keinerlei Hindernis zu bedeuten.
    "Du kannst sie auch sehen?", fragte ich an Tom gewandt.
    "Ja."
    Ich bemerkte unter den Astralgestalten Meister Heng Tem. GEHT!, vernahm ich eine Gedankenstimme. GEHT!
    "Wo ist Jim?", fragte ich laut.
    AN EINEM ORT JENSEITS VON RAUM UND ZEIT!, war die Antwort Heng Tems. Und sah ich ihn unter den transparenten Gestalten, die wie blasse Geisterscheinungen wirkten.
    "Jim!", rief ich.
    Er sah mich an, hob die Hand, als wollte er mir zuwinken. Seine Lippen bewegten sich, aber es war unmöglich zu verstehen, was er sagte. Und noch während ich dastand und ihn anstarrte, verblasste er vollends. Die Astralleiber lösten sich auf und waren nach wenigen Augenblicken nicht mehr sichtbar.
     
    *
     
    Wir verließen das Kloster. Auf dem Rückweg durch die weiträumigen Tempelanlagen und die Wohnsiedlung der Mönche stellten wir fest, dass von den Gebeinen, die überall aufgehäuft gelegen hatten, nichts mehr zu sehen war. Die Knochenhaufen waren verschwunden, so als hätte es sie nie gegeben.
    Das galt auch für jene Gebeine, die wir an der äußeren Umgrenzungsmauer gefunden hatten und von denen wir glaubten, dass es sich um Jim Fields sterbliche Überreste handelte.
    "Sieh dir nur die Gesichter an!", stieß Tom hervor und deutete dabei auf das Relief. Die Gesichter wiesen jetzt keinerlei individuelle Konturen auf. Es waren gleichmütige Buddha-Gesichter, Züge von Menschen, die mit sich und dem Kosmos im Einklang standen.
    Weder Jim Field noch Meister Heng Tem waren identifizierbar.
    Vielleicht bedeutete das, dass Jim so etwas wie Frieden gefunden hatte - wo immer er sich nun auch befinden mochte.
    "Ein seltsamer Ort", murmelte ich, als ich mich noch einmal umdrehte.
    "Ein Ort jenseits von Raum und Zeit, so hat Meister Heng Tem immer gesagt", sagte Tom. Ich lehnte mich an ihn und er legte den Arm um meine Schulter. Tom fuhr fort: "Wir haben Jim gesehen. Er existiert, wenn auch durch die Abgründe der Dimensionen von uns getrennt..."
    "Du willst mich trösten."
    "Nichts geht verloren, sagte Meister Heng Tem immer. Und vielleicht hat er ja recht..."
    "Ich frage mich, ob das auch für Dr. Skull gilt..." Bislang war dieser Schurke noch immer davongekommen. Und wer wusste schon, ob Cayamu, sein neuer Herr und Meister, ihn nicht im letzten Moment zu sich, auf seine Welt der Doppelsonne geholt hatte. Mit Hilfe der Masken war ein solcher Transfer möglich. Ich selbst hatte das schon am eigenen Leib erfahren, als ich für kurze Zeit eine der Ordensmasken getragen hatte und auf Cayamus Welt materialisiert war.
    Wir kämpften uns durch den Dschungel bis zu jenem Fischerdorf vor, in dem wir zum erstenmal auf ein Sim'rayi gestoßen Geistermasken waren. Mit einem der jetzt unbenutzt daliegenden Fischboote ging es dann den Stoeng Sen flussabwärts. Es war eine beschwerliche Reise bis Kampong Thum. Von dort konnten wir endlich Verbindung mit London aufnehmen. Wir telefonierten mit Tante Lizzy und der NEWS-Redaktion.
    Wir blieben noch einige Wochen im Land der Khmer. Tom fand sogar eine Möglichkeit, Jims letzten Film zu entwickeln. Auf den Bildern war
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