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Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)

Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)

Titel: Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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eine besondere Wirkung erkennbar war. Das Wesen brüllte auf.
    Die Strahlen hielten nach wie vor einen zuckenden, transparent erscheinenden Körper in ihrer magischen Gewalt. Wie eine Marionette, die an Fäden gehalten wurde. Ein totes Objekt, das noch so etwas wie den Anschein früheren Lebens erweckte.
    Es sah grausig aus.
    Die hervorschimmernden Knochen, der Schädel... Tom Hamilton hatte im Dorf am Fluss gesehen, was geschah, sobald die Strahlen verebbten. Ein gnadenloser Zerfall zu Staub setzte dann ein. Ein Vorgang, der so grauenvoll war, dass einem selbst die bloße Erinnerung daran den Angstschweiß
    auf die Stirn treiben konnte.
    Tom hieb erneut auf den mehr als zweieinhalb Meter großen Riesen ein. Das Wesen wankte plötzlich. Seine vierfingrigen Hände konnte es nicht frei bewegen. Denn mit ihnen hielt es - einem Marionettenspieler gleich - den zuckenden Körper in seiner Gewalt.
    Tom gab nicht auf.
    Die blanke Verzweiflung trieb ihn immer wieder zu neuen Schlägen gegen das Monstrum. Es taumelte einen unsicheren Schritt zurück.
    Ein grelles, pulsierendes Aufleuchten ließ Tom kurz zu der transparenten, von einer Lichtaura umgebenen Gestalt blicken, die äußerlich kaum noch Ähnlichkeit mit der Frau hatte, die er liebte. In dieser Sekunde blitzte mit einem pfeifenden Geräusch eine Lichterscheinung auf, die aus den Augenhöhlen von Patricias Schädel herausschoss. Entlang der Strahlen, mit denen das Monstrum Patricia gefangenhielt, schnellte das Licht auf das Wesen zu und trafen es. Die Strahlen, die aus den vierfingrigen Pranken kamen, verebbten. Sie ließen den Körper, der gerade noch ihr willenloses Spielzeug gewesen war, frei. Das Wesen brüllte laut auf. Ein Ausdruck der Wut und des Hasses. Tom wandte den Kopf.
    "Patti!", entfuhr es ihm.
    Er sah sie da stehen, schwankend wie ein untoter Zombie. Tom dachte mit Entsetzen an das, was nun unweigerlich geschehen musste... An den Zerfall zu Staub!
    Nein, durchfuhr es ihn. Das durfte nicht sein... Das Monstrum stieß nun einen beinahe kreischenden Laut aus, der für seine Verhältnisse ungewöhnlich hoch war. Das Wesen trat auf Tom zu. Die Pranken glühten noch immer. Die Schlünde in den Handflächen waren deutlich zu sehen. Tom versuchte, die Kreatur mit einem weiteren Schlag abzuwehren. Er fasste den Zebu-Knochen, drosch auf das Wesen ein, aber der Knochen splitterte. Mit einem knirschenden Laut zerbrach er an der chitinartigen Oberfläche, die diesen Bringer der Seelenverlorenheit perfekt zu schützen schien. Tom wich zurück, taumelte, strauchelte zu Boden und sah über sich das Monstrum.
    Nie zuvor hatte er derartiges Grauen gefühlt. Eine Sekunde später trafen ihn die grellen Strahlen, die aus den Händen des Monstrums herausschossen.
    Das Ende... , dachte Tom. Das Ende einer sehr langen Seelenwanderschaft...
    Licht umgab ihn. Und Kälte. Binnen eines Lidschlages gingen Dutzende von Leben an ihm vorbei. Szenen, die sich zu einem chaotischen Bilderbrei mischten. Er war wieder Maguan, der steinzeitliche Jäger der Tundra und dann ein Khmer-Fischer auf dem Wasser des Stoeng Sen, der den Gottkönig um Beistand und einen guten Fang bat...
    Es waren so viele...
    Wer hätte gedacht, dass Tom Hamilton der letzte Name ist, den ich trage?
     
    *
     
    Das grelle Licht verschwand. Langsam konnte ich wieder sehen. Das Wesen stand wie erstarrt da. Tom lag regungslos am Boden. Ich taumelte zu Boden und fühlte mich unsagbar schwach. Gerade noch hatte eine unheimliche Kraft mich in ihrem Griff gehabt. Aber jetzt war davon nichts mehr zu spüren. Alles, was ich an mentaler Kraft in mir mobilisieren konnte, hatte ich eingesetzt, um mich gegen die Energie des Wesens zu schützen. Es war ein ungleicher Kampf gewesen. Unter normalen Umständen hätte ich nicht den Hauch einer Chance gehabt, das war mir klar. Aber dies war ein besonderer Ort...
    Die kosmischen Kraftlinien... Sie trafen sich hier, nur wenige Meter jenseits der steinernen Wand, die das Innere des Tempels von Pa Tam Ran schützte. Sie mussten dafür verantwortlich sein, dass sich meine Kräfte für einen kurzen Moment vervielfacht hatten. Aber selbst das hätte eigentlich nicht ausreichen dürfen... Es musste noch einen anderen Faktor geben, den ich bisher nicht kannte...
    Das Wesen stand teilnahmslos da. Der augenlose Kopf bewegte sich nicht. "Tom!", rief ich, verzweifelt auf ein Lebenszeichen hoffend. "Tom..." Er rührte sich nicht.
    Ich trat einen Schritt vor. Ganz vorsichtig, denn ich hatte keine
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