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Überfall nach Ladenschluß

Überfall nach Ladenschluß

Titel: Überfall nach Ladenschluß
Autoren: Stefan Wolf
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nichts.
Wieviel zahlst du?“
    „Da wird
doch der Hund in der Pfanne verrückt“, stöhnte Gunter. Und zu Tom gewandt: „Ich
warne dich vor diesem weiblichen Wesen. Wenn sie ihren Vater ausquetscht wie
einen Dukatenesel, wie wird sie mit dir dann umgehen?“
    Tom lachte.
„Ich bin ganz zufrieden.“
    Locke
setzte sich auf die Schreibtischkante und legte ihren Hut übers Telefon. Die
langen Beine baumelten.
    „Ist also
nichts mit einem Informations-Honorar, wie?“
    „Alle Welt
muß sparen. Dann kann sich unser Intelligenzblatt nicht ausschließen.“
    „Hast du
gehört?“ Sie blinzelte Tom zu. „Intelligenzblatt! Das sind wohl die Texte, die
deinem Rotstift zum Opfer gefallen, Väterchen?“
    „Wenn du
schon richtig lesen könntest, wäre dir klar, auf welch hohem Niveau (Bildungsstand) das Tagblatt steht.“
    „Da lese
ich doch lieber Märchen. Die geben nicht vor, sie hätten die Wahrheit
gepachtet.“
    „Märchen
stehen auch im Tagblatt“, lachte Gunter: „Liebes- und Schauergeschichten. Unter
was fällt eure Nachricht?“
    „Sie ist
ziemlich schaurig, Papi. Und betrifft sizilianische Ganoven, die — wie es
scheint — Schutzgelder von ihren Landsleuten fordern. Das ist die eine
Nachricht. Die andere handelt vom Roten, dem Räuber. Wir sind ihm begegnet, als
er Sabine Habeschaden überfallen hat. Ich weiß jetzt, wie er aussieht. Und er
weiß, daß ich’s weiß. Außerdem schickt dir die Kripo seine Briefe. Die triefen
vor Hohn. Ehrlich, Papi, er verarscht die Polente.“
    Gunter
lehnte sich zurück. Für einen Moment schloß er die Augen. Erzwungener Gleichmut
breitete sich über sein Gesicht.
    „Verstanden
habe ich noch nichts“, seufzte er. „Aber es scheint viel auf einmal zu sein.
Wehe, du klaust mir den Abend. Ich will mit Helga ins Theater.“
    „Weil alle
Welt sparen muß, habt ihr — als gutes Beispiel — sicherlich Stehplätze
genommen“, foppte sie. „Jedenfalls ist das so...“
    Sie
erzählte. Tom gab seinen Senf dazu. Nicki hatte sich unter dem Schreibtisch
ausgestreckt. Ab und zu klopfte er mit dem Schwanz auf den Boden.
    Gunter
hörte zu. Mit keiner Zwischenfrage unterbrach er die beiden Musterbeispiele der
nachfolgenden Generation. Flachs und Spaß waren verweht, die Themen ernst.
    „Dann
veröffentlichen wir das Phantombild vom Roten“, sagte er, als die beiden alles
erzählt hatten. „Und natürlich die Briefe. Das schmeckt mir. Was da im
Trastevere läuft, paßt zu meinen übrigen Informationen. Sie sind sehr vage.
Nichts Genaues weiß man nicht. Aber es scheint so, daß sich hier eine Bande
breitmacht. Eine Art Mafia, die Schutzgelder von Landsleuten — jedenfalls von
italienischen Gastronomen — erpreßt. Hinter vorgehaltener Hand wird davon
gemunkelt. Aber bis jetzt liegt kein deutlicher Hinweis vor. Auch keine
Anzeige.“
    „Was heißt
das eigentlich“, fragte Locke: „Schutzgeld erpressen?“
    „Das ist
nur eine andere Form von Raub, Locke. Verbrecher horten sich zur Bande zusammen
und erpressen Geld von ihren Opfern. Sie gehen hin und sagen: Ab heute stehst
du unter unserem Schutz. Dafür zahlst du!“
    „Schutz?“
Locke furchte die Stirn. „Wovor?“
    „Vor
nichts. Das ist es ja. Es besteht kein Bedürfnis für Beschützer.“
    „Warum
weigern sich die Opfer nicht?“
    „Neulinge
tun es. Neulinge, die nicht ahnen, was ihnen blüht. Die Verbrecher zeigen dann
nämlich, was sie gemeint haben. Schutz vor ihnen selbst. Da der nun nicht
besteht, geht es dem Opfer an den Kragen. Wem nur das Lokal zertrümmert wird,
der hat Glück gehabt. Brüche — bis zum Schädelbruch — sind keine Seltenheit.
Und wer gar auf die Idee kommt, die Polizei einzuschalten, der ist so gut wie
tot. Die Opfer wissen das inzwischen. Angst geht um. Todesangst. Sie zahlen und
schweigen. Keiner macht den Mund auf. Das stärkt die Verbrecher. Ihre
Dreistigkeit wächst. Ich vermute, daß jedes der vielen, vielen italienischen
Lokale hier in der Stadt — von der kleinsten Pizzeria bis zum Gourmet-Tempel
mit Ossobuco alla romana (Kalbshaxe mit zarten Erbsen) — erpreßt wird.“
    „Ist ja
grausig!“ murrte Tom. „Außerdem treibt es die Preise in die Höhe. Da wundert
man sich, daß manche Pizza soviel kostet, obwohl außer Ketchup nichts drauf
ist. Klar, der Wirt muß einsparen, was die Ganoven ihm abknöpfen. Und der Gast
ist der Dumme. Unerhört! Gunter, wir müssen was tun gegen die Mafia.“
    Toms
künftiger Stiefvater schickte einen Blick der Verzweiflung zur
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