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Ueberfall auf Skytown

Ueberfall auf Skytown

Titel: Ueberfall auf Skytown
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hatten, wußten sie, daß bewohnbare Welten zu den kostbarsten Gütern im Universum gehörten. Viele Sonnen hatten Planeten, aber nur sehr wenige davon bewegten sich vielleicht in dem schmalen Bereich zwischen höllischer Hitze und tödlicher Kälte, in dem Leben nach menschlichen Maßstäben möglich war. Waren die Fremden gekommen, weil sie Lebensraum   brauchten, so wie damals die Insektenkrieger von Moroni? Charity schüttelte den Gedanken ab. Sie würden die Antwort herausfinden, so oder so. Und wahrscheinlich sogar eher, als ihnen allen jetzt schon bewußt war. Mit einer raschen Bewegung drehte sie sich um und ging in die entsprechende Richtung los. Hartmanns Büro lag am entgegengesetzten Ende des Korridors. Die Tür war geschlossen, aber darunter schimmerte ein blasses, unregelmäßig flackerndes Licht, und Charity hörte ein gedämpftes Rumoren und Poltern. Sie trat ein, ohne anzuklopfen. Das große, normalerweise pedantisch aufgeräumte Büro bot einen chaotischen Anblick. Zwei der vier Fenster waren zerborsten. Charity konnte keine Spuren von Feuer entdecken, aber die Druckwelle hatte mindestens ebenso großen Schaden verursacht, wie ein Brand hätte anrichten können. Sämtliche Möbel waren umgestürzt und zum Teil zerbrochen, hatten Bilder von den Wänden gefegt, und ein Teil der Deckenverkleidung war abgerissen, so daß das Gewirr von Rohrleitungen und Kabel zum Vorschein kam, das normalerweise darunter verborgen war. Die Lampe flackerte in regelmäßigen Abständen; manchmal explodierten Kaskaden winziger Funken aus der Fassung. Selbst Hartmanns schwerer Schreibtisch war auf die Seite gestürzt. Die Papiere, die normalerweise in präzise ausgerichteten Stapeln darauf lagen, waren überall im Zimmer verteilt. Hartmann hockte inmitten dieses Chaos auf den Knien, sammelte mit mechanischen Bewegungen Papierfetzen ein und versuchte sie auf dem Boden glattzustreichen. Seine Hände zitterten heftig, und das flackernde Licht zerhackte seine Bewegungen in eine stroboskopische Pantomime. Charity trat mit einem langsamen Schritt hinter ihn und streckte die Hand aus. Sie zögerte, Hartmann zu berühren, und als sie es tat, spürte sie, daß nicht nur seine Hände zitterten. Er bebte am ganzen Leib. »Durcheinander«, murmelte er. »Es ist alles durcheinander. Sieh dir dieses Chaos an! Ich werde Wochen brauchen, um hier wieder Ordnung zu schaffen!« Seine Bewegung wurde heftiger, zielloser. Charity fragte sich, ob nun der Zusammenbruch kam, auf den sie schon den ganzen Tag wartete. Hartmann hatte bis jetzt mit keinem Wort, ja, nicht einmal mit irgendeiner Geste oder Mine auf den Tod Nets und seiner Kinder reagiert. Doch irgendwann einmal mußte seine Kraft aufgebraucht sein. Wahrscheinlich war es jetzt soweit. »Hartmann…«, begann Charity, brach aber wieder ab, als Hartmann mit einem Ruck den Kopf hob und sie anstarrte. Sein Blick schien geradewegs durch sie hindurch zu gehen. Er hörte auf, Papier von einer Seite auf die andere zu sortieren. »Warum haben sie das getan?« murmelte er. »Es war so… unnötig.« Charity konnte nicht antworten. In ihrem Hals saß ein bitterer, harter Kloß, der ihr das Atmen schwer machte und jedes Wort erstickte. Niemand wußte die Antwort auf Hartmanns Frage. Selbst wenn es den Fremden darum gegangen war, nicht lebend in Gefangenschaft zu geraten, wäre es nicht nötig gewesen, ganz Skytown mit in den Tod zu reißen, wie das Schicksal ihrer Kameraden an Bord der abgeschossenen Schiffe und am Boden bewiesen hatte. Skudder, Harris und die meisten anderen glaubten, daß es sich um einen reinen Terrorakt handelte, aber Charity war nicht ganz dieser Meinung. Vielleicht hatten die Fremden einfach nur zeigen wollen, wie weit sie zu gehen bereit waren. »Es ist so sinnlos«, fuhr Hartmann fort, so leise, daß Charity die Worte kaum verstand. »Sie hat niemandem etwas zuleide getan.« »Das haben wir alle nicht«, antwortete Charity. Die Worte klangen billig und dumm. Sie spendeten keinen Trost – und wie konnten sie das auch? Hartmann hörte sie wahrscheinlich gar nicht. »Sie hat alles überstanden, weißt du?« sagte Harrmann. »Die Wastelands. Die Moroni und… und die Shaits. Die halbe Galaxis hat sie gejagt, aber keiner konnte sie kriegen. Damals, als… als Jack und Christopher geboren wurden, wäre sie beinahe gestorben. Wir haben es niemandem gesagt, auch dir nicht. Sie wollte es nicht, weiß du? Aber die Schwangerschaft war äußerst riskant. Niemand
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