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Ueber die Wupper

Ueber die Wupper

Titel: Ueber die Wupper
Autoren: Edgar Noske
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die
direkt aus dem Tiefkühlfach kam: »Nun sitzen Sie aber
wirklich in der Scheiße, Herr Hellenrath. Bis Oberkante
Unterlippe.« Dazu machte er eine entsprechende
Geste.
    »Auf
einmal?« entgegnete Max amüsiert. »Haben Sie etwa
einen Zeugen, der gesehen hat, wie ich das Mädchen erstochen
habe?«
    Ullmann sagte keinen
Ton, starrte Max nur an. Max starrte zurück. Ein Duell der
Blicke. Ullmann gegen Max. Grau gegen blau. Bis Max auf einmal
kapierte, daß er mit seiner Frage voll ins Schwarze getroffen
hatte. Augenblicklich wurde ihm flau.   
    »Das ist
unmöglich«, stammelte er.
    »Was?«
    »Das jemand so
etwas gesehen hat.«
    »Warten Sie es
ab.«
    Als die ersten
schwarzen Punkte vor seinen Augen zu tanzen begannen, spürte
Max einen schwachen Luftzug. Die Tür. Sohlenkratzen auf dem
Filz. Der Zeuge wurde hereingeführt.
    Knapp zwei Meter und
schlaksig. Blonde Strähnchen im braunen Pilzkopf. Jeansanzug
mit Stickereien im Paisley-Muster. Stiefeletten mit Messingspitze.
Ein Anblick, an dem Max fast erstickte.
    Breitbeinig baute der
Lange sich auf, hakte die Daumen in den Hosentaschen ein und
grinste, als gäbe es gleich Geschenke.
    »Sie kennen
sich?« fragte Ullmann.
    »Tagchen,
Max«, sagte der Lange.
    Max konnte nur
kraftlos nicken.
    Der Zeuge war niemand
anderes als Andy Aschgereit, der Sänger der Hippen und das
größte Arschloch, das Max kannte.
    Aschgereit bekam den
Stuhl neben Max zugewiesen. Max rückte etwas ab.
    »Aschgereit,
Andreas«, las Ullmann von einem Formular ab, das der Zivile
ihm auf den Tisch gelegt hatte. Dann faltete er die Hände und
spitzte den Mund, als wolle er flöten. »Herr Aschgereit,
teilen Sie uns doch bitte mit, was Sie am vergangenen Abend
beobachtet haben.«
    »Kein Problem,
Chef«, sagte Aschgereit. »Ich hab gesehen, wie Max und
die Blonde in dem Bus rumgemacht haben.«
    »Das ist nicht
wahr«, sagte Max. »Ich -«
    »Seien Sie
still!« fuhr Ullmann ihn an. »Sie reden nur, wenn Sie
gefragt werden.« Er nickte Aschgereit zu. »Bitte von
Anfang an und etwas detaillierter.«
    Aschgereit rieb seinen
Nasenrücken. »Also, Max stand am Tresen, 'n Alt in der
Hand. Zusammen mit der Blonden. Die trank Cola.«
    »Das war um
wieviel Uhr?« unterbrach Ullmann.
    »Fünf vor
acht«, sagte Aschgereit postwendend.
    »Das wissen Sie
so genau?«
    »Klar
doch.« Aschgereit tippte auf seinen digitalen Ticker.
»Läuft wie 'ne Atomuhr.«
    »Erzählen
Sie weiter.«
    »Nix weiter. Die
standen einfach da.« Aschgereit schnaufte. Polypen. Das, was
seinem Gesang den einzigartigen nasalen Touch verlieh. »Ich
bin dann erst mal raus, einen durchziehen. Und auf einmal

    »Einen
durchziehen?« fragte Ullmann. »Was soll das
heißen?«
    Es dauerte einen
Moment, bis Aschgereit begriff, was er da geplappert hatte. Dann
fiel ihm die Kinnlade runter und mit flatternden Lidern blickte er
vom einen zum anderen. Schließlich landete sein Blick bei
Max.
    Max nickte
hilfsbereit.
    »Er meint,
Haschisch rauchen«, sagte er.
    »Du
Arschloch!« zischte Aschgereit. Dann sagte er hastig:
»Natürlich nicht. Ich hab da einfach 'ne Kippe geraucht.
Reiner Tabak. Total normal.« Er schluckte heftig.
    Ullmann schien sich zu
amüsieren. »Machen Sie weiter im Text.«
    Aschgereits Adamsapfel
hüpfte erneut. »Also, ich geh dann hinters Haus und was
seh ich da? Sind doch zwei in Bombays Karre
zugange.«
    »Wie konnten Sie
das erkennen?« fragte Ullmann. »Es war doch
stockfinster.«
    »Die hatten
hinten drin die Lampe an.«
    »Sie meinen, die
Fahrzeuginnenbeleuchtung brannte?«
    »Genau,
Chef.«
    »Und Sie konnten
erkennen, um wen es sich bei den zwei Personen
handelte?«
    »Sicher. Die
haben zwar bald die Lampe ausgemacht, aber ich konnte erkennen, wer
es war.« Aschgereit drehte sich zur Seite und zeigte auf Max.
»Der und die Blonde.«
    »Du stinkendes
Lügenmaul!« Max stieß Aschgereit gegen den
Oberarm. »Was kriegst du dafür, daß du so einen
Mist verbreitest?«
    »Pack mich nicht
an!« Aschgereit rückte ab, soweit es die Sitzfläche
zuließ und sah hilfesuchend zu Ullmann. »Darf der
das?«
    »Unterlassen Sie
das«, knurrte Ullmann. »Sonst lasse ich Ihnen
Handschellen anlegen.«
    Skinhead schnaubte und
scharrte in seiner Startbox.
    »Ist Ihnen sonst
noch etwas aufgefallen?« fragte Ullmann. »Waren
vielleicht Geräusche zu hören, die auf ein Handgemenge
schließen ließen, oder haben Sie einen Schrei
gehört?«      
    »Nee«,
sagte Aschgereit. »Kann ich nicht mit dienen. Ich bin dann ja
auch wieder
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