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Ueber die Wupper

Ueber die Wupper

Titel: Ueber die Wupper
Autoren: Edgar Noske
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zu
knappes T-Shirt spannte sich wie ein Fell über die Trommel
seines Bauches. Auf dem langmähnigen Schädel thronte das
unvermeidliche Hirtenkäppi aus dem Hindukusch.
    »Ist noch zu
früh«, sagte Finko. »Ihr wißt doch,
daß erst um fünf offen ist.«
    »Tu mir einen
Gefallen, Finko«, sagte Max. »Stell die Uhr zwei
Stunden vor, okay?«
    »Na, ja«,
sagte Finko und trocknete sich die Hände ab. »So wie sie
dir mitgespielt haben.«
    »Du weißt
es also auch schon?«
    Finko schob die
Morgenpost über den Tresen. »Du bist die große
Nummer im Lokalteil. Vier Kölsch, ein Alt?«
    »Für mich
'nen Glenfiddich on the rocks«, rief König, der gerade
als letzter hereinkam. Sein Aktenkoffer landete auf dem ersten
Resopaltisch neben der Tür.
    »Bevor du von
mir Scotch mit Eis kriegst, wird aus dir ein erfolgreicher
Manager«, sagte Finko.
    Max nahm die Zeitung
mit an den Tisch. Das Foto von ihm war aus glücklicheren
Tagen. Der dazugehörige Artikel sprach ihn schuldig. Fehlte
nur, daß sie ihn den Ripper vom Bahndamm
schimpften.
    »Hast du das
geschmiert?« fragte er Arno.
    Der hob abwehrend die
Hände. »Kein Wort. Ich hab denen nur das Foto
geliefert.«
    Finko brachte die
Getränke. Den Aschenbecher schob er König zu und sagte:
»Sieh zu, daß die Asche ausnahmsweise mal da
reinkommt.«
    König winkte ab
und ließ die Schlösser seines Koffers aufschnappen.
»So, Leute, dann laßt uns mal Tacheles reden. Hier ist
das neue Prachtstück.« Dazu hielt er einen Plastikhefter
wie eine Stopkelle in die Luft.
    »Was soll das
sein?« fragte Max.
    »Na, was
schon?« sagte König. »Der neue Vertrag. Ihr
braucht nur noch zu unterschreiben.«
    »Fährst du
die Alzheimer Chaussee runter, oder was?« fragte Max.
»Ich dachte, ich hätte mich vorgestern deutlich genug
ausgedrückt. Und jetzt fängst du wieder davon
an.«
    König wackelte
mit dem erhobenen Zeigefinger. »Veränderte Sachlage,
Max. Es ist viel passiert in den letzten zwei Tagen. Verdammt
viel.« Er zog einen Solar-Taschenrechner aus dem Sakko. Aber
der funktionierte in dem Schummerlicht nicht. Also addierte
König per Kugelschreiber auf der Rückseite eines
Deckels.   
    »Fünfundzwanzig und
zwanzig und drei macht achtundvierzig«, sagte er. »Eure
Schulden belaufen sich auf satte achtundvierzigtausend. Die Zinsen
von heute noch gar nicht mitgerechnet.«
    Max wollte schon
losprusten, als er die betretenen Gesichter von Curd und Chico
bemerkte. »Was ist los? Wo kommen die dreiundzwanzig
her?«
    »Kaution und
Vorschuß für den Anwalt«, trompetete König.
»Was dachtest du, warum sie dich haben laufen
lassen?«
    Max wurde
käseweiß. Sein Blick raste zwischen Curd und Chico hin
und her. »Wußtet ihr davon?«
    Curd zählte seine
Finger.
    Chico beförderte
gerade eine Handgerollte zwischen seine Lippen, nahm sie aber
wieder raus. »Ja, verdammt! Wolltest du etwa im Knast sitzen,
bis du schimmelst?«
    »Ich
dachte… «, stammelte Max. »Ich dachte, die
Bullen haben kapiert, daß ich unschuldig
bin.«
    »Werden sie
noch«, sagte König und schlug Max auf die Schulter.
»Kopf hoch! Du hast einen Bombenanwalt. Kostet natürlich
ein paar Mark fuffzig.«
    Max stand auf, ging
zum Tresen und ließ sich von Finko einen doppelten Wodka
geben. Zurück am Tisch hatte er wieder etwas Farbe.
    »Mußtet
ihr ausgerechnet zu Theo laufen?« schnauzte er Curd und Chico
an. »Verdammt noch mal! Gab's denn keine anderen
Möglichkeiten ?«
    »Ach, nee?
Welche denn?« Chico zerfetzte seinen angeweichten Bierdeckel
und pfefferte die Schnipsel auf den Boden. »Das einzige, was
wir haben, sind die fünf Mille Rücklage. Und die kassiert
der Anwalt allein fürs Zuhören.«
    »Die gibt es
doch schon lange nicht mehr«, sagte König.
    »Was gibt es
nicht mehr?« Chico verstand nichts.
    »Eure
Rücklage«, sagte König. »Die ist
verpulvert.«
    »Was quatschst
du denn da?« fragte Curd.
    »Hier, fragt
euren Superstar.« König klopfte Max erneut auf die
Schulter. »Der hat sie durchgebracht.«
    Max' Kopf kam wie in
Zeitlupe hoch. Sein Blick war starr und böse. »Woher
weißt du davon, Theo?«
    »Moment
mal.« Chico griff nach Max' Unterarm. »Max, stimmt
das?«
    »Halt dich da
raus«, sagte Max und schob Chicos Hand zurück.
»Ich will wissen, woher du davon weißt,
Theo.«
    König warf die
Arme hoch. »Ich hab halt meine Quellen.«
    »Das ist
unmöglich«, sagte Max schneidend. »Von der
Geschichte wissen nur zwei Leute.«
    »Du
vergißt die Bank«, sagte König hastig.
    Max
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