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Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)

Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)

Titel: Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)
Autoren: Lisa Lutz
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registriert wurde. Das Einzige, was ich noch nicht enträtselt hatte, war der Grund für diesen Tausch. Mir schwante da bloß etwas.
    Ich fragte sie: »Warum haben Sie die Identität einer Frau angenommen, die vorbestraft ist? Warum haben Sie sich diese Vergangenheit aufgebürdet? Selbst für die beste Freundin würde man kein solches Opfer bringen. Und deshalb glaube ich, dass sie gar nicht Ihre Freundin ist.«
    »Nein«, sagte Linda/Sharon.
    »Sondern Ihre Schwester.«
    Sie nickte. Sie wirkte beinah erleichtert. »Wie haben Sie das erraten?«
    »So etwas tut man nur für engste Familienangehörige.«
    Tatsächlich war die straff geliftete Frau des Kongressabgeordneten drei Jahre vor ihrer natürlich alternden Schwester, die mir im Coffeeshop gegenübersaß, als Linda Truesdale zur Welt gekommen. Die gemeinsame Mutter war schwer drogenabhängig und konnte sich nicht richtig um ihre Kinder kümmern. Als die große Schwester sieben und die kleine vier Jahre alt war, wurden sie in verschiedenen Pflegefamilien untergebracht.
    Nach einiger Zeit adoptierte das Ehepaar Meade die Jüngere und sorgte dafür, dass sie in einer liebevollen Umgebung aufwuchs und eine ordentliche
     Ausbildung bekam.
    Die Ältere hingegen wanderte von einer Pflegefamilie zur nächsten und landete schließlich im Waisenheim. Als Teenagerin beging sie ein paar kleinere Straftaten, kaum war sie volljährig, wurde sie wegen Scheckbetrugs verurteilt und verbüßte vier Monate Haft in einem Gefängnis mit geringer Sicherheitsstufe. Nach ihrer Entlassung konnte sie mit dieser Vorstrafe nirgendwo Arbeit finden. Die Schwestern hatten zwar stets Kontakt gehalten, aber ihre Beziehung war zu diesem Zeitpunkt sehr angespannt, nicht zuletzt, weil ihre Jugend so unterschiedlich verlaufen war.
    In der Zwischenzeit waren die Adoptiveltern der Jüngeren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Sie hinterließen ihrer Tochter ein paar bescheidene Ersparnisse, die sie für einen längeren Europaaufenthalt nutzte.
    Währenddessen bewarb sich die Ältere um einen Job bei einem Catering-Service. Sie wollte den Job unbedingt, wusste aber genau, dass sie wegen ihres Vorlebens keine Chance hatte. Und so trug sie den Namen und sämtliche andere Daten ihrer kleinen Schwester in den Bewerbungsbogen ein. Auf diese Weise bekam sie den Job. Aus Linda Truesdale war Sharon Meade geworden.
    Ein paar Monate später lernte »Sharon« auf einer Party, die ihr Catering-Service in Detroit bewirtete, Charles Bancroft kennen. Damals studierte er noch Jura in Kalifornien, so dass sie über einige Jahre eine Fernbeziehung führten. Die große Schwester nahm sich immer wieder vor, Charles die Wahrheit zu beichten, aber sie brachte es nie fertig. Als die echte Sharon nach Amerika zurückkehrte, musste die falsche ihr notgedrungen von der gestohlenen Identität erzählen.
    »Das ist ein beachtliches Opfer«, sagte ich. »So etwas würde meine kleine Schwester nie im Leben für mich tun.«
    Linda Black wollte sich aber nicht als Heldin feiern lassen. Sie erzählte mir, dass sie über Jahre kein Wort mit ihrer Schwester gewechselt hatte, weil es sich als so schwierig herausstellte, die Täuschung aufrechtzuerhalten. Allerdings hegte sie auch Schuldgefühle, weil sie so viel mehr Glück gehabt hatte als die echte Linda, so dass ihr der Wechsel im Lauf der Zeit immer mehr als ausgleichende Gerechtigkeit erschien. Inzwischen verspürte Sharon offenbar mehr Gewissensbisse – das erklärte die vielen teuren Geschenke. Linda bedauerte nur, dass sie und Ernie nicht rechtmäßig verheiratet waren. Sie hatte die Urkunde nie registrieren lassen, weil es sich um ein gefälschtes Dokument handelte.
    Nachdem Linda mir so viele Fragen beantwortet hatte, wollte sie selbst ein paar loswerden.
    »Warum hat Ernie Sie überhaupt engagiert?«
    »Er dachte, es gäbe da vielleicht einen anderen Mann. Er wollte Sie um keinen Preis verlieren.«
    Darüber musste Linda lachen. Es war kein bösartiges Spottlachen, sondern eher zärtlich, als wollte sie sagen: Wie konnte er nur so dumm sein? .
    »Das erklärt natürlich einiges«, sagte sie. »Ich dachte, er hätte eine Affäre, als er anfing, im Haushalt mitzuhelfen. Einmal hat er sogar gekocht! Zum Glück hat Ernie selbst eingesehen, dass es ungenießbar war. Seitdem rührt er keinen Kochtopf mehr an.«
    »Sie sollten ihm die Wahrheit erzählen. Ernie kommt bestimmt damit klar«, sagte ich.
    »Die Frage ist doch: Wem werden Sie davon erzählen?«
    »Ich werde keine
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