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Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)

Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)

Titel: Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)
Autoren: Lisa Lutz
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schaltete ich bloß das Gerät ein und stürzte mich in die Präliminarien.

THERAPIESITZUNG NR. 1
    [Teiltranskription wie folgt:]
    ISABEL: Wie soll ich Sie anreden? Mit Dr. Schwartzman?
    DR. IRA : Die meisten Patienten nennen mich Dr. Ira.
    ISABEL : Dann nenne ich Sie eben auch Dr. Ira. Sie wissen, warum ich hier bin?
    DR. IRA : Warum erzählen Sie es mir nicht einfach?
    ISABEL : Weil ich muss. Sonst lande ich im Knast. Dann schon lieber Therapie.
    DR. IRA : Sie sind also hier, um dem Gefängnis zu entgehen? Habe ich Sie richtig verstanden?
    ISABEL : Ja.
    DR. IRA : Gibt es noch einen anderen Grund? ISABEL : Der erste reicht schon
     dicke.
    [Lange Pause. 25 ]
    DR. IRA : Wie fühlt man sich, wenn man von einem Richter in Therapie geschickt wird?
    ISABEL : So lala.
    DR. IRA : Könnten Sie das bitte etwas ausführen?
    ISABEL : Ich finde, das sagt schon alles.
    DR. IRA : Ist es das erste Mal, dass Sie eine Therapie machen?
    ISABEL : Ja, das absolut allererste Mal.
    [Daraufhin lässt Dr. Ira eine etwa zehnminütige Rede vom Stapel, um die Therapievorschriften zu erläutern. Sollte ich jemandem ein Leid androhen, darf er das der Polizei melden und so bla und so fort. Dann geht die Sitzung richtig los.]
    DR. IRA : Welches Thema würden Sie gern ansprechen?
    ISABEL : Momentan wüsste ich keins.
    DR. IRA : Warum erzählen Sie mir nicht von Ihrer Familie?
    [Mittellange Pause.]
    ISABEL : Da gibt es nicht viel zu erzählen. Das ist eine ganz normale Familie.

WO WAR ICH?
    So fing meine Therapie an. Die Sitzungen Nr. 2 bis 9 erspare ich Ihnen (Sie können mir später danken, oder auch nicht). Es genügt zu wissen, dass ich Dr. Ira Lügen über meine Familie auftischte, was Sie sicher schon selbst messerscharf geschlossen haben, wenn Sie die beiden früheren Akten gelesen oder einen Blick in den Anhang geworfen haben. Falls nicht, wissen Sie so gut wie gar nichts über mich, und dann sollte ich vielleicht ein bisschen ausführlicher werden.
    Ich bin tatsächlich eine lizenzierte Privatdetektivin und habe von meinem zwölften Lebensjahr an im Familienunternehmen Spellman Investigations mitgearbeitet. Nein, Sie haben sich nicht verlesen. Klingt nach einem großen Spaß, ich weiß, aber wenn man Jahrzehnte damit leben muss, dass die Freunde auf Herz und Nieren geprüft werden, das Schlafzimmer durchsucht, das Telefon abgehört, das Auto verfolgt und man selbst unablässig beschattet wird, hört der Spaß irgendwann auf. In meiner Familie werden keine Fragen gestellt, sondern Schubladen und Jackentaschen durchsucht.
    Nach dem ganzen Ärger des vergangenen Jahres beschloss ich, mir eine längere Auszeit vom Familienunternehmen zu gönnen. Den Ärger hatte ich nur wegen meines Jobs bekommen, und so dachte ich, dass eine berufliche Veränderung zur Lösung meiner Probleme beitragen könnte. Mangels anderer Qualifikationen fing ich an, in einer Bar zu arbeiten, dem Philosopher’s Club , der früher meine Stammkneipe war.
    Am Anfang hatte ich gar nicht gewusst, dass eine Barfrau an guten Abenden 200 Dollar Trinkgeld verdienen kann. Sicher, man ist stundenlang auf den Beinen, aber dafür muss man wenigstens nicht acht Stunden im Auto hocken und auf eine Zielperson warten, die das observierte Haus garantiertnicht verlassen wird. Das heißt nicht, dass ich plötzlich ein Leben lang Getränke servieren wollte, aber es war mal eine nette Abwechslung. Ich genoss es, dass meine Eltern nicht mehr meine Vorgesetzten waren. Ich genoss es, meinen Gästen nicht auf den Zahn fühlen zu müssen.
    Was die Therapie anging ... Ich gebe gern zu, dass ich es Dr. Ira nicht gerade leichtmachte. Ich sah die Therapie als Strafe an – das war sie ja auch. Und so wollte ich sie einfach absitzen. Ich war gar nicht auf die Idee gekommen, dass ich aus dieser Therapie irgendeinen Nutzen ziehen könnte. Auf diese Idee kam ich erst lange, nachdem Dr. Ira zu drastischen Maßnahmen gegriffen hatte.
    Montag um 18 Uhr zog ich in Davids Haus. Binnen vierundzwanzig Stunden schlief ich in seinem Bett, benutzte seine elektrische Zahnbürste (nicht ohne den Aufsatz zu wechseln), rückte die Chaiselongue näher an den Fernseher, trank einen Schuss aus jeder verbotenen Flasche 26 und rief exakt eine Porno-Website auf, um seine Browser-Chronik zu bereichern.
    David bewohnt eine sanierte dreistöckige viktorianische Villa, und zwar ganz allein. Selbst für einen verheirateten Mann oder für einen verheirateten Mann mit sechs Kindern, mehreren Hunden, einer Katze und einem riesigen
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