Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Twig im Dunkelwald

Twig im Dunkelwald

Titel: Twig im Dunkelwald
Autoren: Paul Stewart
Vom Netzwerk:
die Welt jenseits des Dunkelwalds kennen lernen wolltet.«
    Jenseits des Dunkelwalds, dachte Twig benommen. Jenseits des Dunkelwalds. Er streckte die Hand aus und trat über den Felsrand.
    Der Schleimschmeichler brach in meckerndes Hohngelächter aus und packte Twig am Handgelenk. Seine scharfen Klauen stachen ihn ins Fleisch.
    »Sie fallen alle rein«, kreischte er triumphierend. »All die armen Kobolde und Trolle, Heimatlosen und Vagabunden. Alle halten sie sich für etwas Besonderes, alle hören sie auf mich und folgen meiner Stimme, wie erbärmlich!«
    »Aber du sagtest doch, ich sei etwas Besonderes«, rief Twig. Er hing an den Krallen des Schleimschmeichlers über dem gähnenden Abgrund.
    »Habe ich das?« Der Schleimschmeichler lachte höhnisch. »Du kleiner Narr. Hast du wirklich geglaubt, du könntest je sein wie ich? Du bist so unbedeutend wie alle anderen.« Er kreischte verächtlich. »Du bist nichts, GAR NICHTS, hörst du?«

    »Warum tust du das?«, schrie Twig verzweifelt.
    »Warum?« »Weil ich ein Schleimschmeichler bin«, rief das Monster und gackerte boshaft. »Ein Betrüger und Schwindler, ein Falschspieler und Rattenfänger. Meine schönen Worte und Versprechungen sind nur Lug und Trug. Ich suche mir die heraus, die vom Weg abgekommen sind, und locke sie an die Klippe. UND DANN VERNICHTE ICH SIE!«
    Der Schleimschmeichler ließ los. Twig schrie gellend auf. Er fiel hinunter, fiel und fiel an der Felswand entlang in den bodenlosen, finsteren Abgrund.

 
KAPITEL 14
    Jenseits des Dunkelwalds
     
    T wig fiel immer tiefer und in seinem Kopf drehte sich alles. Der Wind blähte seine Kleider auf und nahm ihm den Atem. Und während er unfreiwillig Purzelbäume schlug, gingen ihm unablässig die grausamen Worte des Schleimschmeichlers durch den Kopf.
    Du bist nichts. GAR NICHTS!
    »Das ist nicht wahr!«, heulte er.
    Die Felswand sauste am ihm vorbei, ein verschwommener grauer Schatten. Die ganze Suche, die vielen Prüfungen und Härteproben, die ständigen Zweifel, ob er dem Dunkelwald je lebend entrinnen würde; der nach so langer Zeit wieder gefundene und gleich wieder verlorene Vater und zuletzt – und das war das Schlimmste – die Entdeckung, dass die ganze gefährliche Reise nur Teil eines grausamen Spiels gewesen war, das der tückische Schleimschmeichler mit ihm getrieben hatte. Es war ein himmelschreiendes Unrecht.

    Tränen traten ihm in die Augen. »Ich bin nicht nichts!«, schluchzte er. »Doch nicht ich!«
    »Ich bin nicht nichts!« Tränen liefen ihm über die Wangen. Immer noch fiel er, geriet in einen Strudel aus Nebel. Hörte das denn nie auf? Er machte die Augen fest zu.
    »Du Lügner!«, schrie er zur Felskante über ihm hinauf.
    Lügner, Lügner, Lü …, kam das Wort von der Felswand zurück.
    Jawohl, dachte Twig, der Schleimschmeichler ist ein Lügner. Er hat die ganze Zeit nur gelogen, die ganze Zeit!
    »Ich bin jemand!«, rief er und der Wind riss seine Stimme fort. »Ich bin Twig, der vom Weg abgekommen ist und aus dem Dunkelwald herausgefunden hat. ICH BIN IIIIIICH!«
    Er machte die Augen auf. Etwas war geschehen. Statt weiter zu fallen, flog er auf einmal hoch über der Felsklippe durch die Wolken.
    »Bin ich tot?«, überlegte er laut.
    »Nein«, sagte eine vertraute Stimme. »Im Gegenteil. Du hast noch einen weiten Weg vor dir.«
    »Raupenvogel!«, rief Twig.
    Der Raupenvogel verstärkte den Griff seiner Klauen um Twigs Schultern. Gleichmäßig schlugen seine mächtigen Schwingen in die kalte, dünne Luft.
    »Du warst dabei, als ich geschlüpft bin, und seither habe ich immer auf dich aufgepasst«, sagte er. »Jetzt, da du mich wirklich brauchst, bin ich da.«
    »Aber wohin fliegen wir?«, fragte Twig. Er sah nichts als offenen Himmel.
    »Nicht ›wir‹, Twig«, sagte der Raupenvogel. »Du. Deine Zukunft liegt jenseits des Dunkelwalds.« Und damit ließ er ihn los. Und Twig … Ein ohrenbetäubender Krach ertönte, dann wurde alles schwarz um ihn.
    Er rannte durch einen langen Gang. Durch eine Tür stürzte er in ein dunkles Zimmer. In der Ecke des Zimmers stand ein Schrank. Er öffnete die Schranktür und stieg hinein. Drinnen war es noch dunkler. Er wusste nur, dass er etwas suchte. An einem Haken im Schrank hing ein Mantel. Twig tastete nach der Manteltasche und kletterte hinein. In der Tasche war es noch mal dunkler. Was er suchte, war nicht da, dafür fand er tief unten in der Tasche einen Geldbeutel. Er machte ihn auf und kroch hinein. Drinnen war es stockfinster.
    Im
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher