Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Turrinis Jagd: Kriminalroman

Turrinis Jagd: Kriminalroman

Titel: Turrinis Jagd: Kriminalroman
Autoren: Franz Friedrich Altmann
Vom Netzwerk:
der Mörder. Steht aber immer noch im Schatten einer buschigen Kiefer. Das Einzige, was die Gucki erkennen kann: dass er kein Gewehr in der Hand hat. Muss also so ein Gewehr sein, das man zerlegen und mit ein paar Handgriffen wieder zusammensetzen kann. So eines, wie es früher die Wilderer gehabt haben.
    Verschafft der Gucki immerhin eine kleine Verschnaufpause. Kann sie ruhig aufstehen, tut ihr ja eh schon alles weh vom langen Hockerln. Sie muss den Mörder jetzt in ein Gespräch verwickeln. Besser gesagt: so provozieren, dass er auf der Stelle sein Gewehr zusammensetzt und schießt. Näherkommen darf er auf keinen Fall!
    â€žDa ist der Beichtstuhl!“, schreit sie so laut, wie sie kann. Ist ja noch gut 100 Meter entfernt, der Mörder. „Da kannst du dein Gewissen erleichtern und deine Sünden bekennen! Einen feigen Mord – zum Beispiel!“
    Jetzt müsste der Mörder eigentlich sein Gewehr zusammenbauen, tut er aber nicht. Tritt einen Schritt vor und legt seine Hände wie einen Trichter an den Mund. „Mord: nein, unkeusche Gedanken: ja!“, schreit er. „Unzucht mit Lokaljournalistinnen schwebt mir vor!“
    â€žKindszapfen!“, schreit die Gucki zurück.
    Muss aber trotzdem lachen. Ist direkt ein bisserl erleichtert, dass ihr nicht der Mörder gegenübersteht, sondern nur ein Mann. Der sich endlich auch aufführt wie ein Mann. Unzucht klingt für den Anfang gar nicht so schlecht. Bringt die Gucki so durcheinander, dieses Unzucht , dass sie die wichtigste Frage fast vergessen hätt: „Wie kommst denn du da her?“
    Schon berechtigt, die Frage. Weil die Gucki keinem ein Sterbenswort von ihrem Plan verraten hat. Keinem Einzigen! Den Burschen von der CHU hat sie ja auch eine ordentliche Lüge aufgetischt: dass sie den Herrn Landtagsabgeordneten Holzinger mit seinem neuen Gspusi im Buchner Moor aufstöbern will. Für ein schönes Titelfoto in den Mühlviertler Nachrichten .
    Mit der Antwort auf ihre Frage ist die Gucki aber dann auch nicht zufrieden. Obwohl es die Wahrheit ist. Wie der Eber jetzt schreit: „Ich kann lesen!“
    Scheiße, der Hundling hat auf ihrem Schreibtisch herumgestierlt! Wie er sie in der Redaktion besucht hat, am Mittwoch. Das kann nur in dem kurzen Moment gewesen sein, wie ihm die Gucki einen Kaffee geholt hat.
    â€žArschloch!“, schreit die Gucki zurück. Bereut es eh sofort. Aber nicht, weil ihr bewusst wird, dass man Männer, mit denen man sich Unzucht wirklich gut vorstellen kann, lieber nicht mit Arschloch anreden soll – nein, weil der Gucki auf einmal bewusst wird, dass sie den Mörder garantiert verscheuchen, wenn sie weiterhin in der Gegend herumbrüllen.
    Gibt sie dem Eber also ein Zeichen mit der Hand, so eine wischende Bewegung. Heißt: Verschwind! Nur, der Depp versteht das falsch und sieht darin anscheinend eine Aufforderung zum Tanzen. Weil er jetzt im Näherkommen ein paar Walzerschritte in seinen Gang einbaut. Wirklich elegant! Noch dazu ist der Eber heute ganz in Schwarz erschienen. Schwarze Jeans, schwarze Lederjacke. Hat den jetzt auch schon der Partnerlook-Wahnsinn erwischt? Unterscheidet sich von der Gucki nur durch die schwarze Zipfelhaube, unter der seine langen blonden Haare versteckt sind.
    Was soll sie jetzt nur tun, die Gucki? Schreien kann sie nicht, wenn sie den Mörder nicht vertreiben will. Und ihre Gesten werden vom Eber nicht verstanden, wahrscheinlich sogar falsch verstanden. Der denkt womöglich, sie führt da heroben so eine Art Paarungstanz auf. Und kommt immer näher und näher!
    An und für sich hat sie ja nix gegen den Eber. Mit einem Mann wie mit ihm könnt sie sich eh was vorstellen, von mir aus sogar Unzucht auf einem Aussichtsturm. Nur, hier und jetzt kann sie den Eber halt überhaupt nicht brauchen. Der darf auf keinen Fall auf den Turm herauf! Zu dritt haben sie hinter dem Plexiglasschild einfach nicht Platz. Wird ja schon für den Turrini und die Gucki hübsch eng.
    Aber der Eber kommt näher und näher und hat auch schon einen Fuß auf die erste Sprosse der Leiter gesetzt. Legt sich die Gucki auf den Boden des Aussichtsturms. Kopfüber. Dass sie mit dem Eber reden kann, ohne dass sie schreien muss.
    â€žDu musst verschwinden, aber schnell“, flüstert sie.
    â€žOkay. Aber erst morgen. Morgen verschwind ich von mir aus sogar aus deinem Leben“, flüstert der Eber zurück. Und kommt auch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher