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Turils Reise

Turils Reise

Titel: Turils Reise
Autoren: Michael Marcus Thurner
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also vorbei«, sagte Kix Karambui. Ein Geschwader von Helfern umgab ihn. Beide Nasenarme zuckten, ein bitterer metallischer Geruch ging vom Sekretär aus. »Gute Arbeit, Ofenau.«
    »Danke.« Der Xeniathe hielt sich so weit wie möglich von seinem Erzeuger fern. Er wusste mittlerweile genug, um die sinistren Absichten des Sekretärs von ARMIDORN andeutungsweise zu verstehen. »Wenn du mich jetzt bitte entschuldigst …«
    »Moment!« Kix Karambui nahm eine lauernde Stellung ein. »Deine Erzählungen sind äußerst lückenhaft, und über den Tod deiner Begleiterin hast du dich bislang völlig ausgeschwiegen. Ich wünsche, dass du mir so rasch wie möglich einen schriftlichen Bericht zukommen lässt.«
    »Nein.« Lux Daibi, der Xeno-Psychologe in ihm, brachte die Kraft auf, dem Savoir-Roboter zu widersprechen.
    »Was soll das heißen?« Kix Karambui stemmte seinen
facettierten Leib bedrohlich in die Höhe, so dass er Ofenau um gut und gern zwei Köpfe überragte. »Du solltest nicht vergessen, wer dir deine Existenz ermöglicht.«
    »Gib dir keine Mühe.« Ofenaus Stimme zitterte. Auch wenn er wusste, dass ihm Kix Karambui nichts mehr anhaben konnte - ein Rest von Unsicherheit war geblieben. »Ich war dein willfähriger Diener und dein Werkzeug, doch diese Zeiten sind vorbei. Von nun an gehen wir getrennte Wege. Ich habe andere Dinge zu erledigen.«
    »Andere Dinge?!« Der Savoir-Roboter schrie, so laut, dass Ofenaus Ohren klingelten. »Ein Befehl von mir, und du versinkst wieder in jener Ursuppe, aus der ich dich erschaffen habe! Du gehorchst mir, und niemandem sonst!«
    »Du irrst dich.« Er brachte ein Lächeln zustande. »Ich bin ab nun mein eigener Herr und Meister. Turil ließ meinen Körper und meine Sparten … reinigen. Er wusste nur zu gut aus eigener Erfahrung, wonach er suchen musste, und er fand all die Impulsgeber, die mich zu deinem Werkzeug gemacht haben. Ich bin frei von dir.«
    »Du wagst es, an Bord von HALB zu kommen und so mit mir zu reden? Hast du denn eine Ahnung, was ich alles mit dir anstellen kann, wenn mir danach ist?«
    »Gar nichts. Ich habe mich wohlweislich abgesichert.« Ofenau spielte versonnen mit dem obersten Knopf des Zeremonienmantels, der einmal Turil gehört hatte. Er hatte ihn aus der Leere des Weltraums gefischt, nachdem die Kitar verbrannt und verglüht waren. Die Neujustierung auf ihn hatte ohne Probleme funktioniert, und bislang hatten weder dieses wertvolle Werkzeug noch die GELFAR es gewagt, gegen ihn als neuen Herrn der Schiffssphäre aufzubegehren. Doch es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Attacken begannen. Bis dahin musste er noch vieles lernen.

    Für einen Augenblick sah es so aus, als würde Kix Karambui einen Angriff versuchen. Schließlich ließ es der Savoir-Roboter dabei bewenden, ihm einen Batzen säurehaltiger Flüssigkeit vor die Beine zu spucken. »Wenn du glaubst, dass du die Macht und die Kraft hast, dich gegen mich zu stellen, dann hast du dich geirrt. Verschwinde von hier und genieße die letzten paar Tage deines Lebens. Ich werde dich beobachten und verfolgen lassen, und dann, wenn du am wenigsten damit rechnest, wirst du die Rechnung für deine Unverschämtheiten bezahlen.«
    »Gib dir keine Mühe. Die GELFAR wacht über mich.«
    »Die GELFAR?! Die Schiffssphäre?!«
    »Ich bin ihr neuer Herr.«
    »Du bist kein Totengräber! Sie wird dir niemals gehorchen.«
    »Wir werden sehen.« Vier der sechs Sparten drängten ihn dazu, so rasch wie möglich zu verschwinden. Doch Lux Daibi, der nach wie vor das Wort führte, sagte: »Achte du gefälligst darauf, dass du mir niemals mehr wieder in die Quere kommst, Sekretär! Die Vernichtung der Kitar lag in unser beider Interesse. Doch damit enden unsere Berührungspunkte. Ich werde aufmerksam beobachten, ob du ARMIDORN weiterhin für deine Zwecke instrumentierst. Sollte es so sein, werde ich eingreifen. Verlass dich darauf.«
    »Das sind große Worte für ein wertloses Experimentalgeschöpf.«
    »Fordere mich heraus, Kix Karambui. Tu mir bitte schön den Gefallen. Gib mir einen Grund, dir wehzutun …«
    Die Worte bereiteten allen Sparten ein ungeheures Maß an Befriedigung, und umso schöner war es, die Reaktion des Savoir-Roboters zu beobachten: Er duckte sich und ging in eine Abwehrstellung. Er hatte Angst. Oder war
alles nur Theater? Zog Ofenaus Schöpfer nach wie vor an den Strippen und hatte ihn genau dort platziert, wo er ihn haben wollte? Hatte er all dies vorhergesehen und harrte nun der Dinge, die
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