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Turils Reise

Turils Reise

Titel: Turils Reise
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Gedanken hoch an die Oberfläche des Bewusstseins. Er unterwarf Turil einer kurzen, aber intensiven Beurteilung, bevor er die mentale Unterhaltung begann. Der Totengräber war nicht viel besser als all die anderen Bewohner des Kahlsacks. Seine geistige Zerrissenheit offenbarte sich in Fehlleistungen, in Psychosen und in einer bemerkenswerten Anzahl an Ängsten. Er ähnelte einem Humanes, deren geistige Minderbemitteltheit Queresma immer schon irritiert hatte.
    Du wirst mir bei meinem Vorhaben helfen!, forderte er.
    Und meine eigene Existenz dabei aufgeben?, wagte Turil zu widersprechen.
    Du bist nichts. Weniger als nichts. Du bist das Produkt einer fehlgeleiteten Erziehung. Du besitzt keinerlei Substanz. Du wurdest geformt, durch Erziehung, Regelwerke und Indoktrination, um den Thanatologen bei ihren eigenen Zielen zu Diensten zu sein.
    So sehr ich Pschoim und die Mittel, die er bei mir anwandte, auch verachte - er kämpft gegen eine Gefahr an, die so groß ist, dass sie den gesamten Kahlsack bedroht. Sollte die Muttereinheit in Friedenshof Grau den Sieg über die Totengräber
davontragen, wird sie ihren Einfluss rasend schnell auf alle bewohnte Welten ausdehnen. Und dann …
    Und wenn ich mein Volk nicht so rasch wie möglich zur Raison bringe, wird es die Kahlsack-Welten zerstören. Wir kümmern uns um die entarteten Schiffssphären, sobald wir unsere eigenen Probleme gelöst haben.
    Dann wird es zu spät sein. Einen Flächenbrand könnt auch ihr nicht löschen.
    Warum ließ er sich auf diese Diskussion ein? Er würde Turil zwingen, ihm zu gehorchen …
    Nein, würde er nicht, begriff Queresma. Der Tod des einen bedingte den Untergang des anderen. Nachdenklich geworden, öffnete sich der Marime den Vorschlägen seines Partners.
    Wir müssen uns auf einen Kompromiss einigen, drängte Turil.
    Und wie soll der aussehen?
    Ich bin bereit, mit dir zu gehen und dem SECHSEN der Marime beizuwohnen, wenn du mir zuvor einen Gefallen tust.
    Turils Gedanke wog schwer. Von Trauer getragen, aber auch von der Hoffnung, endlich einmal zu sich selbst gefunden zu haben und das Richtige zu tun.
    Und der wäre?, fragte Queresma neugierig.
    Turil erklärte es ihm, und der Marime stimmte nach längerem Zögern zu. Mit dieser Übereinkunft konnte er leben.
     
    Queresma begann, Turils Dilemma ansatzweise zu verstehen. Die Schiffssphäre GELFAR war willensstark und heimtückisch. Er hatte in ferner Vergangenheit peripher mit anderen semimaschinellen Einheiten dieser Bauserie zu tun gehabt und ihre Nähe stets gemieden. Die Marime verfügten über weitaus größere Machtmittel, keine Frage; doch sie fürchteten die Hinterhältigkeit dieser Wächter.

    Turil lenkte den Körper, den sie sich teilten, zum Aufenthaltsraum der beiden Xeniathen. Queresma überließ ihm die Führung. In der Schiffssphäre fand sich das Krustenbewusstsein zweifelsfrei besser zurecht als er.
    Ofenau und Sorollo sprangen auf, als Turil den Raum der Spartenwesen betrat. »Es geht mir gut«, sagte er, noch bevor einer der beiden Xeniathen ein Wort sagen konnte. »Ich habe alles unter Kontrolle.«
    »Was ist passiert?«, fragte Ofenau. Er kam mit zögerlichen Schritten näher. »Wo ist das Szeptinat?«
    »Ich brauche es nicht mehr. Es hat seine Aufgabe erfüllt.«
    »Und du bist jetzt …?«
    »Ich trage ein weiteres Bewusstsein in mir. Das eines Kitar, der sich selbst Queresma nennt.«
    Ofenau wich erschrocken zurück, Sorollo ging mit einer geschmeidigen Bewegung in Abwehrposition. Die Muskeln ihres sehnigen Körpers traten gut sichtbar unter dem eng anliegenden Gewand hervor.
    »Queresma wird dafür sorgen, dass die Kitar - oder Marime, wie sie sich selbst nennen -, ihre Angriffe beenden. ARMIDORN muss sich keine Sorgen mehr machen.«
    »Das ist leicht gesagt«, meinte Sorollo. »Wie sollen wir dir vertrauen können?«
    »Ihr seid Gäste auf meinem Schiff, und ihr lebt noch. Ginge es nach Queresma, wäre es wohl anders. Ist euch das Vertrauensbeweis genug?«
    Sorollo lachte nervös. Der Gate-Modus sorgte für unkoordinierte Zuckungen in ihrem Gesicht, während der Körper völlig ruhig in Abwehrstellung verharrte. »Unser Auftrag lautet, dafür zu sorgen, dass die Angriffe der Kitar ein Ende finden. Kix Karambui hat sich unmissverständlich ausgedrückt: Solange auch nur der Hauch einer Möglichkeit
besteht, dass sie aktiv bleiben und über die Welten des Kahlsacks herfallen, ist unsere Arbeit nicht getan. Garantierst du uns, Turil, dass du diese Marime befrieden
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