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Turils Reise

Turils Reise

Titel: Turils Reise
Autoren: Michael Marcus Thurner
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heimatlichen Welten zurück, die Schiffe schwer beladen mit Diebsgut von Dutzenden Planeten.«
    »Ich soll euch die gestohlenen Werte zurückbringen oder sie adäquat ersetzen?«
    »Nein.« Drira Tongon massierte mit einem Bein seine Körperunterseite. »Ich möchte, dass du die Verantwortlichen für den Überfall auf Habercain ausfindig machst. Bring sie hierher, damit wir sie vor Gericht stellen und für ihre Taten zur Rechenschaft ziehen können. Dann erhältst du diesen Gegenstand, der dir so wichtig ist.«
    »Ich habe nicht so viel Zeit, dass ich …«
    »Du wirst deine Ungeduld zügeln müssen, Queresma. Ich alleine weiß, wo sich das Szeptinat findet. Ich gebe es unter keinen Umständen heraus, bevor mir nicht die Hintermänner der Angriffe auf Habercain ausgeliefert wurden.«
    »Du überschätzt meine Möglichkeiten. Ich kann keine Wunder bewirken, und noch weniger kann ich in die Gerichtsbarkeit eines fremden Planeten eingreifen.«
    »Fühlst du dich etwa immer noch als Thanatologe?«, fragte Drira Tongon provokant. »Ich glaube nicht! Beschaffe mir den oder die Verantwortlichen. Dann sind wir im Geschäft.«
    »Aber …«
    »Kein Wort mehr!« Der Xalife drehte Turil die beiden hinteren Beine zu. »Geh jetzt. Du weißt, wo du mich findest. Erledige deinen Teil des Handels. Dann bekommst du, was du haben willst.«

    Folterkunde war ein Teil von Turils Ausbildung gewesen. Er traute sich zu, sein Gegenüber mit ein paar einfachen Handgriffen zur Raison zu bringen, ohne allzu viel Ahnung von dessen körperlicher Konstitution zu haben. Aber er wollte es nicht. Er verstand das Ansinnen Drira Tongons. Er forderte Gerechtigkeit, für sich und für alle Xalifen. Seine Forderung war legitim.
    »Also schön. Ich sehe zu, was ich machen kann.« Turil sah auf seine Uhr. Jeder vergeudete Tag kostete Millionen von Wesen das Leben. Nach wie vor jagten Kitar-Schiffe durch den Kahlsack, tauchten wie Phantome auf, vernichteten alles, das ihnen in den Weg kam. Die Reise und die Verhandlungen mit den Offiziellen der Loga-Wanica würden mehrere Tage in Anspruch nehmen.
    »Du solltest dich beeilen.« Drira Tongon trippelte davon, verschwand hinter zwei großen Kunstfelsen, aus deren Oberseiten beständig ein dünner Film heißen Feuers brodelte und seitlich herabrann. »Ich sehne das Ende herbei.« Das Zweitgesicht fiel scheppernd zu Boden. Der Xalife hatte es achtlos fallen gelassen.
     
    Turil erledigte seine Hausaufgaben sorgfältig wie immer. Noch bevor er die Reise ins Heimatsystem der Loga-Wanica antrat, verschaffte er sich Datensicherheit. Er erkundigte sich genauestens über die Gräueltaten, die an den Xalifen verübt worden waren, und über die für die weitgehende Zerstörung Habercains Verantwortlichen.
    Es überraschte ihn kaum, als er einen ganz bestimmten Namen las. Einen Namen, der ihm sehr wohl bekannt war.
    »Ich glaube nicht an Zufälle«, sagte Turil leise, »ich glaube nicht an Schicksal.«
    »Wie bitte?« Ofenau wandte sich ihm interessiert zu.
    »Man könnte glauben, dass uns irgendjemand steuert. Ein höheres Wesen, das uns zu seinem Vergnügen wie Puppen tanzen lässt und immer dann, wenn es scheinbar kein Weiterkommen gibt, eingreift und uns den notwendigen Stupser gibt.«
    »Kix Karambui sagte erst vor kurzem etwas Ähnliches«, meinte Ofenau nachdenklich. Sorollo schwieg, wie fast immer.
    »Er ist eine interessante Persönlichkeit, dieser Savoir-Roboter, nicht wahr?«
    »Mag sein«, kam die kurze und ausweichende Antwort.
    »Ist er denn tatsächlich der große Freund allen Lebens, wie er immer dargestellt wird?«
    »Wir haben zumindest nichts Gegenteiliges gehört. Und wir verdanken ihm unsere Existenz.«
    »Seid ihr denn glücklich über euer Schicksal?«
    »Wir können uns nicht beschweren.« Ofenau lachte. »Wir kennen ja auch kein anderes. Zumindest erinnern wir uns an kein anderes.«
    Sechs beziehungsweise sieben Bewusstseinssparten teilten sich einen Körper. Diese Sparten mussten ihre Bedürfnisse aufeinander abstimmen, die Körperfunktionen synchronisieren, bei noch so einfachen Handlungen zu einem Konsens kommen. Jeder Huster, jedes Wort bedurfte ganz besonderer Anstrengungen. Turil glaubte nicht, dass die beiden Xeniathen Modelle einer möglichen Zukunft waren. Sie waren verbesserungswürdige Prototypen, die ins kalte Wasser geschmissen worden waren, um ihn zu finden - beziehungsweise die Kitar von weiteren Völkermorden abzuhalten. Sie waren dem Ziel nahe, und er, Turil, stellte ihre größte
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