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Tuch und Tod (Ein Berringer-Krimi) (German Edition)

Tuch und Tod (Ein Berringer-Krimi) (German Edition)

Titel: Tuch und Tod (Ein Berringer-Krimi) (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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Marketingspezialist, für den Berringer ausstehende Honorarzahlungen hatte eintreiben sollen, wobei das Hauptproblem darin bestanden hatte, überhaupt eine ladungsfähige Adresse für die Zustellung gerichtlicher Mahnbescheide zu finden. Jedenfalls hatte dieser Klient Berringer seinerzeit dringend empfohlen, sich eine repräsentative Büroadresse mit hoher Publikumsfrequenz zu suchen. „Wenn jemand zum Beispiel in den Schadow-Arkaden ein paar Blumen kauft und gleichzeitig daran zweifelt, ob seine Partnerin ihn vielleicht betrügt, braucht er nur zufällig Ihr Schild mit der Aufschrift ROBERT BERRINGER – PRIVATE ERMITTLUNGEN zu sehen und Sie haben einen Klienten gewonnen!“, war seine Ansicht gewesen.
    Allerdings hatte Berringer einfach nicht das Geld, um sich eine so repräsentative Büroadresse leisten zu können.
    Irgendwann mal!, hatte er sich vorgenommen. Aber das waren Zukunftsträume. Im Moment kämpfte er noch um das geschäftliche Überleben.
    Die Investition hätte sich zwar vermutlich schon deswegen gelohnt, weil nicht nur die Zahl der Kunden sich verändert hätte, sondern auch deren Art. Sicherheitskonzepte für Großunternehmen brachten einfach mehr Geld in die Kasse als Ermittlungen über untreue Ehepartner. Aber zurzeit war ein nicht unbeträchtlicher Teil seiner Kundschaft wohl ganz froh darüber, ihn an einem unscheinbaren, nicht so im Fokus der Öffentlichkeit stehenden Ort aufsuchen zu können. Schließlich waren manche der Aufträge, die Berringer übernahm, hart am Rande der Legalität.

     
    Vor Berringers Bürotür wartete ein breitschultriger Kerl im dunklen Anzug auf dem Flur und spielte mit einem Jojo. Berringer musterte ihn und fragte sich, ob es einen Studiengang gab, in dem man BWL zusammen mit Sport belegen musste.
    „ Kann ich was für Sie tun?“
    „ Sind Sie der Detektiv?“
    „ Ja.“
    „ Mein Chef wartet da drinnen auf Sie.“
    Als Robert Berringer sein Büro betrat, zog er seinen Parka aus und warf ihn auf einen der Ledersessel, die dort eine etwas klobig wirkende Sitzgruppe bildeten. Er hatte sie vom Sperrmüll. An den Armlehnen waren einige ziemlich abgeriebene Stellen, ansonsten waren sie in Ordnung, fand Berringer. Unter dem Parka trug er ein dunkelblaues Jackett und ein weißes Hemd. Das war sein Outfit für vornehme Anlässe. Das Hemd war zwar ungebügelt und seine einzige Krawatte hatte er nicht finden können, aber Berringer fühlte sich gut angezogen.
    So, wie Vanessa den Klienten beschrieben hatte, wusste dieser ein elegantes Auftreten durchaus zu schätzen, wobei dies bei Berringer dadurch geschmälert wurde, dass Berringer seine fleckige Jeans noch immer trug.
    Der Klient hingegen trug das berühmte Manager-Grau. Die Rolex am Handgelenk und die goldenen Manschettenknöpfe machten deutlich, dass die Begriffe „Geld“ und „Probleme“ sich wahrscheinlich erst ab sechsstelligen Fehlbeträgen zusammenaddierten. Die Selbstverständlichkeit, mit der er den maßgeschneiderten Dreiteiler trug, machte außerdem klar, dass dies offenbar seine tägliche Arbeitskleidung war und keineswegs ein gutes Stück, das man zu Beerdigungen und Hochzeiten aus dem Schrank holte.
    Eisgraue Augen musterten Berringer. Augen, die es offenbar gewohnt waren, blitzschnell Menschen einzuschätzen und zu entscheiden, ob ein weiterer Kontakt mit ihnen lohnte oder nicht. Hopp oder topp, bestanden oder durchgefallen. Dieser Blick glich einer Bonitätsüberprüfung im Schnelldurchlauf.
    Der Klient stand auf.
    Etwas langsamer, als es nötig gewesen wäre, um Berringers ausgestreckte Hand ohne Verzögerung entgegen nehmen zu können. Der Händedruck war sehr fest. Da wollte jemand von Anfang an deutlich machen, wer der Chef war.
    „ Gerath“, sagte er hart und knapp. „ Der Gerath.“
    „ Ah, ja…“
    Die wirklich Großen und Wichtigen hatten nur einen Namen. Spock. Prince. Konsalik.
    Die noch größeren bekamen noch einen Artikel dazu.
    Die Dietrich.
    Der Kaiser.
    Der Gerath schien sich selbst in diese besondere Wichtigkeitskategorie einzureihen, wobei Berringers Erfahrung nach der Gebrauch des Artikels immer auch auf einen etwas divenhaften Charakterzug hindeutete.
    Es gelang Berringer nicht, seine momentane Ratlosigkeit darüber, wer der Gerath wohl sein mochte, zu verbergen und so sah sich der Klient genötigt, seinen vollen Namen zu nennen. Berringer konnte nur hoffen, das der Gerath nach dieser Demütigung noch an einer Geschäftsbeziehung interessiert war.
    „ Peter Gerath, ich bin
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