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Tuch und Tod (Ein Berringer-Krimi) (German Edition)

Tuch und Tod (Ein Berringer-Krimi) (German Edition)

Titel: Tuch und Tod (Ein Berringer-Krimi) (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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der Inhaber der Gerath Avlar Tex GmbH & Co. KG in Krefeld. Wir stellen Spezialfasern her, die in der Produktion von kugelsicheren Westen oder Segeln eingesetzt werden. Aber zu den Einzelheiten werden wir sicher gleich kommen, wie ich annehme…“
    Die Selbstsicherheit, die dieser Mann zur Schau trug, wirkte auf Berringer etwas aufgesetzt. Zwar bestand für den Detektiv kein Zweifel daran, dass dieser Mann es sicher gewohnt war, wie der natürliche Boss – oder neudeutsch: Entscheider – aufzutreten, aber Berringer spürte auch, dass diesen äußerlich wie aus Granit wirkenden Mann irgendetwas bis ins Mark verunsichert haben musste, auch wenn er sich redlich Mühe gab, dies nicht nach außen dringen zu lassen.
    „ Ich bin Robert Berringer. Meine Mitarbeiterin hat mir bereits gesagt, dass Sie mich dringend sprechen möchten, aber ich wurde leider etwas aufgehalten.“
    „ Ich verstehe. Sie werden als Freiberufler sicherlich auch von einem Acht-Stunden-Tag oder dergleichen nur träumen können.“
    „ Das ist leider wahr. Aber während meiner Zeit als Kriminalbeamter war das leider auch nicht besser.“
    Gerath ließ den Blick durch den Raum schweifen. Abgesehen von dem großen Computertisch und einem Regal mit Aktenordnern gab es keine weitere Einrichtung. Der Blick auf die fleckige Tapete war also vollkommen frei. „Ich sage immer: Ein Acht-Stunden-Tag ist etwas für Herzkranke! Da ist doch ein normal veranlagter Mensch überhaupt nicht ausgelastet!“
    Berringer lächelte mild. „Ich wette, Ihr Betriebsrat kann dieser Ansicht nicht so ganz zustimmen.“
    „ Welcher Betriebsrat?“, fragte Gerath. „Diesen Firlefanz habe ich bisher erfolgreich verhindern können, obwohl das immer schwieriger wird. Na ja, man braucht eben einen guten Anwalt und ein paar Tricks. Und da wir schließlich keine Billigschneiderei, sondern ein High Tech-Unternehmen sind, bezahle ich ohnehin über Tarif, sodass sich niemand beschwert. Unsere Produkte laufen hervorragend, auch international. Die indonesische Polizei wird demnächst mit kugelsicheren Westen ausgerüstet, die unsere Fasern enthalten und auf der nächsten BOOT-Messe hier in Düsseldorf wird man eine Auswahl neuester High Tech-Produkte für die Segel einer völlig neuen Generation sehen. Die Wörter surfen und segeln wird man in Zukunft anders buchstabieren, sag ich Ihnen!“
    Peter Gerath machte eine große Geste und setzte sich wieder. Berringer nahm ebenfalls Platz. Vanessa Karrenbrock fragte den Gast, ob er noch Kaffee wolle, aber Gerath verneinte. Kein Wunder, dachte Berringer. Vanessas Kaffee war schlecht. Viel zu dünn. Es schien auch völlig sinnlos zu sein, ihr das beibringen zu wollen. Vanessa selbst bevorzugte aromatisierte Tee-Sorten und hatte auch schon versucht, Berringer zu dieser Ersatzdroge zu bekehren. Bisher allerdings ohne jeden Erfolg. Inzwischen war Berringer dazu übergegangen, löslichen Kaffee zu verwenden.
    Peter Gerath hatte von der Kaffee-Misere in der Detektei Berringer natürlich nichts wissen können und war prompt auf Vanessas freundliche, einladende Art hereingefallen.
    Die Tür öffnete sich.
    Ein Mann von etwa fünfunddreißig Jahren in Lederjacke und Jeans unterdrückte ein Gähnen und stutzte, als er Gerath sah.
    „ Sorry!“, sagte er. „Ich wusste nicht, dass du ein Meeting hast, Robert!“
    „ Mark, wenn du dich bitte zu uns setzen würdest!“, sagte Berringer. „Herr Gerath, dies ist Mark Lange, ein weiterer Mitarbeiter meiner Firma.“
    Mark war in Wahrheit ebenfalls nur stundenweise bei Berringer angestellt. Er half ihm bei Observationen und immer dann, wenn der Computer streikte. Im Moment versuchte er die kostenlose, auf dreißig Tage begrenzte Probeversion eines Bildbearbeitungsprogramms zu knacken.
    Ein weiteres Gähnen unterdrückend nahm Mark Lange in der Runde Platz. Von den Aufträgen abgesehen, die er bei Berringer bekam, war er zurzeit arbeitslos. Zuvor war Angestellter der Geldtransportfirma Delos aus Mönchengladbach gewesen, die nach einem Skandal sondergleichen vor dem Konkurs stand. Gelder von Kunden waren entnommen und für Spekulationen benutzt worden. Jetzt stand die ganze Branche vor einem Scherbenhaufen, denn wer vertraute einer Geldtransportfirma noch seine Einnahmen an, wenn er damit rechnen musste, dass die entsprechenden Gelder nicht dort ankamen, wo sie erwartet wurden?
    Für die ohnehin schlecht bezahlten Delos-Mitarbeiter hatte dies die Entlassung bedeutet.
    Berringer hatte ihn vor ein paar Jahren
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